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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo
Autoren: A.E. Hotchner
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des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes. Amen.«
    Die Mönche: »Ich will eintreten zum Altare Gottes.«
    Piccionastro: »Zu Gott, der meine Jugend erfreuet.«
    Die Mönche: »Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.«
    Piccionastro: »Der Himmel und Erde gemacht hat.«
    Ted kannte die Responsorien, ich aber täuschte sie nur vor,
ängstlich bemüht, meine Lippen, sobald ich die Worte hörte,
entsprechend zu bewegen. Ich hoffte verzweifelt, daß keiner der
Schwarzhemden, die starr geradeaus blickten, mich entdeckte.
Piccionastro legte eine Hostie auf den Deckel von Mussolinis Sarg und
stellte einen Kelch Wein dazu.
    Piccionastro: »Ich warte auf die Auferstehung der Toten. Und
auf das Leben in dem Reich, das da kommen wird. Amen.«
    Die Mönche: »Amen.«
    Hinter dem Altar tauchten jetzt, eine Treppe emporsteigend,
zwei Offiziere der Schwarzen Garde auf, und nach ihnen, langsam,
majestätisch, ein hochgewachsener, hagerer Mann in wallendem, weißem
Seidengewand mit einem purpurnen Kreuz auf der Brust. Im Querbalken des
Kreuzes die Insignien der Faschisten. Weißes Haar, weiße Brauen, weißer
Schnurrbart, farbloses Gesicht, weiß in weiß, El-Greco-Hände,
durchscheinend, zerbrechlich, ästhetische Schönheit, ein Jesus-Gesicht.
Der Mann bewegte sich schwebend, als werde er von einer gehorsamen
Brise getragen. Langsam ließ er sich auf ein Knie nieder, zeichnete mit
zwei Fingern, lang, schmal und weiß wie die Altarkerzen vor ihm, zuerst
ein Kreuz auf seine Brust und malte dann ein zweites für Mussolini in
die Luft.
    Piccionastro: »Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an
mich glaubt, wird leben, und wenn er gleich sterben müßte, und wer da
lebt und an mich glaubt, der wird niemals sterben.«
    Nun legte sich Hoffmann neben die Mussolini-Leiche und nahm
die gleiche Stellung ein wie der Tote. Sein langes, weißes Haar floß an
den Wangen herab.
    Piccionastro: »Befreie, o Herr, die Seele des verstorbenen
Christgläubigen Benito Mussolini von jeglichem Bande der Sünden. Und
laß sie durch die Hilfe deiner Gnade würdig werden, deinem
Strafgerichte zu entgehen und die Seligkeit des ewigen Lichts zu
genießen.«
    Die Mönche: »Laß sie würdig werden, deinem Strafgerichte zu
entgehen und die Seligkeit des ewigen Lichts zu genießen.«
    Piccionastro: »Und Jesus sprach: ›Ich bin das lebendige Brot,
das vom Himmel herabgekommen ist. Wer dieses Brot ißt, der wird das
ewige Leben haben. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich hingegeben
habe für das Leben der Welt. Ich aber sage euch, wer mein Fleisch ißt
und mein Blut trinkt, der wird das ewige Leben haben. Und ich werde ihn
am Jüngsten Tag erheben.‹«
    Ein Ministrant trat vor, nahm die Hostie, legte sie auf
Hoffmanns Zunge und hielt ihm den Kelch an die Lippen, damit er trinken
konnte.
    Die Mönche: »Herr Jesu Christ, König der Herrlichkeit, errette
die Seele dieses abgestorbenen Gläubigen von den Strafen des Abgrundes
und von dem tiefen Schlunde, errette sie vor dem Rachen des Löwen, auf
daß die Hölle sie nicht verschlinge und sie nicht versinket in die
Finsternis, sondern dein Heerführer, der heilige Michael, sie in das
heilige Licht führe, welches du einst Abraham versprochen hast und
seinem Samen. Wir bringen dir, o Herr, Opfer des Lobes und Gebete dar;
nimm sie an für die Seele des Benito Mussolini, derer wir heute
gedenken.«
    Piccionastro: »Laß sie, o Herr, vom Tode übergehen zum Leben.
Welches du einst dem Abraham versprochen hast und seinen Samen.
Versprich es nun Benito Mussolini, dem Samen des Abraham.«
    Langsam richtete Hoffmann sich jetzt zu seiner ganzen, hageren
Größe auf. Die Mönche erhoben sich ebenfalls. Mit geschlossenen Augen,
den Kopf weit zurückgelegt, breitete Hoffmann die Arme aus, daß die
weiße Seide wie schwere Flügel herabfiel, und rief mit einer Stimme
voll ungeheurer Tiefe und Resonanz zum Himmel empor: »Mein Heiland, ich
habe dein Fleisch gegessen und dein Blut getrunken, wie ich es jede
Nacht seit dem Tod unseres großen Führers Benito Mussolini getan habe,
der hier ohne Blut und ohne lebendiges Fleisch vor deinem Angesicht
ruht. Hier stehe ich vor deinem Angesicht, demütig und voller Liebe, an
seiner statt, als Bewahrer seiner Seele, die in meinen Körper
geschlüpft ist und die wir durch unsere Gebete und Andachten in diesem
Hause gehalten haben, das ein Haus Gottes ist. Ich danke dir, o
Heiland, daß du mich zum Bewahrer der Seele deines frommen Dieners
Benito Mussolini gemacht hast. Ich
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