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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo
Autoren: A.E. Hotchner
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Sonntag mit ihrer Hündin, die ebenfalls Ingrid heißt, zum
Diebsmarkt gegangen, und dort wurde ihr der Hund gestohlen. Es ist ein
schwarzer Labrador, so ziemlich der größte Hund, den es jemals gegeben
hat. Er paßte immer scharf auf den Land-Rover auf, in dem Ingrid die
Fotoausrüstung liegen hatte, und nie wagte sich jemand an den Wagen
heran. Doch außerhalb des Wagens oder im Haus war das Tier zutraulich,
daher hat man es stehlen können. Wir alle wissen natürlich, daß es auf
dem Diebsmarkt Hundefänger gibt, und nehmen deswegen nie unsere Hunde
mit. Die arme Ingrid aber wußte es nicht, und jetzt müssen wir ihr
helfen, Ingrid zurückzuholen.«
    »Sie war so klug, sie hat mir bei allem geholfen«, sagte
Ingrid mit vor Bewegung brüchiger Stimme.
    »Ich will euch sagen, was wir tun«, erklärte Natalie. Beim
Sprechen strich sie sich mit den Händen den Rock auf den Schenkeln
glatt. »Am nächsten Sonntag fahren wir alle zur Porta Portese und
verteilen dort Handzettel, auf denen wir eine Belohnung versprechen.
Dann werden sich die Diebe bestimmt noch am selben Vormittag mit uns in
Verbindung setzen.«
    Alle begannen zu diskutieren, was man auf die Zettel schreiben
und wieviel man als Belohnung aussetzen sollte, und so nahm ich die
Gelegenheit wahr, um auf eine der Terrassen hinauszutreten. Ich war
nicht an den dichten Zigarettenqualm gewöhnt, der in der Luft
hing – in Santo Stefano durfte nur auf dem Hof geraucht
werden –, und hatte vorübergehend das Gefühl, ersticken zu
müssen. Die klare, laue Luft fegte mir den Rauch aus den Lungen. Der
Nachthimmel mit seinen Sternen und dem spät aufgehenden Mond war wieder
ein überraschendes Erlebnis für mich. Unsere Zellen waren stets bei
Sonnenuntergang verschlossen worden, und die Bocca -di- lupo - Fenster,
hoch oben in der feuchten Mauer, gewährten uns keinerlei Sicht.
    »Sie sehen traurig aus.« Es war die amerikanische
Schauspielerin namens Iris. Sie war groß und hatte einen mächtigen
Busen. Das lange, braune Haar trug sie lose herabhängend, und ihr sehr
kurzes Kleid bestand aus einem silbern-metallischen Material, von dem
das Licht des Mondes zurückgeworfen wurde.
    »Das ist zuviel, da oben.« Ich deutete zum Himmel. »Es
überwältigt einen.«
    »Ach! Mich hat das noch nie gestört, weil ich einfach nie
hinaufschaue.«
    »Nie?«
    »Deswegen war ja New York für mich so überflüssig. Ich schaue
nach unten und um mich herum, aber nach oben nie.«
    Ich sah zur Milchstraße hinauf und bedauerte das Mädchen. »Was
ist mit Ihren Haaren passiert?« erkundigte sie sich.
    »Ich bin an einen wild gewordenen Friseur geraten.«
    »Ich bin mal in einen Waldbrand gekommen, und als sie dann
alles weggeschnitten hatten, was angesengt war, sah ich auch so aus.«
Sie betrachtete meinen Haarschnitt eingehend und drehte ihr schönes
Gesicht von einer Seite zur anderen. »Aber es ist irgendwie hübsch. Ich
meine, die vielen langen Haare, die man jetzt sieht … Für
kleine Jungens ist das okay, aber bei Männern in Ihrem Alter …
Zum Beispiel Dan mit seinem dicken Schopf … Wissen Sie, alt sind Sie im Grunde ja nicht, aber es ist einfach schön, mal wieder
einen richtigen Haarschnitt zu sehen, auch wenn Sie ziemlich stachelig
aussehen.«
    »Wie ich hörte, synchronisieren Sie Filme?«
    »Na ja, hauptberuflich bin ich Schauspielerin, aber ich
synchronisiere auch.«
    »Das ist doch auch Schauspielerei, nicht wahr?«
    »Eigentlich nicht. Aber alle Gewerkschaftsangehörigen
synchronisieren.«
    »Gewerkschaftsangehörige?«
    »Die Mitglieder der English Language Dabbers' Association«,
erklärte sie in einem Ton, der andeutete, daß sie mein Nichtwissen für
eine Bildungslücke hielt. »Man braucht nur eine Mittel-Atlantik-Stimme.«
    »Was ist denn das schon wieder?«
    »Na ja, die wollen eben keine Stimmen, die ausgesprochen
englisch oder bronxisch oder südstaatlich klingen, denn schließlich
wollen sie ihre italienischen Filme ja auch in London oder Los Angeles
zeigen. Deswegen geben sie Marcello Mastroianni eine
Mittel-Atlantik-Stimme.«
    »Und Sie machen das, sagen wir mal, für Sophia Loren?«
    »Genau. Was machen Sie denn?«
    Ich hatte gewußt, daß diese Frage kommen würde. »Ich? Oh, ich
bin eben erst angekommen.«
    »Bleiben Sie länger?«
    »Das kommt drauf an.«
    »Aber Sie sind nicht nur auf der Durchreise?«
    »Nein. Ich hoffe, daß ich noch eine Weile bleiben werde.«
    »Wir könnten Sie beim Synchronisieren gebrauchen. Wir haben
viel zuwenig
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