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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker
Autoren: Ronald Gutberiet
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Mitwirkenden für ihre Einsatzbereitschaft. Sind Opfer zu beklagen?«
    »Mein Skateboard ist weg und mein Fuß im Arsch«, stöhnte Link.
    Nissen drehte in Windeseile das Ruder und lenkte den Ewer in die Mitte des Stroms.
    Oben auf dem Terminal trat Herbert wütend gegen seinen verbeulten Motorroller.
    »Die haben uns total verarscht!«, schrie Krzysztyna ihren Freund an.
    »Halt die Klappe!«, brüllte er und stieß sie mit beiden Händen zu Boden, wo sie schluchzend liegen blieb.
    Ein kalter Regen legte sich wie ein Schleier über den Hafen.

28. FEBRUAR SPÄTNACHTS
    Kaum waren sie in der Mitte der Elbe, spürten sie die Wucht des Sturms, der sich wieder entfesselt hatte. Ein unbarmherziger Westwind warf sich ihnen entgegen, und Orkanböen schleuderten der Besatzung des »Roten Teufel« dicke Regentropfen so heftig ins Gesicht, dass man sie für Hagelkörner halten konnte. Nissens Zweimaster hatte schwer gegen die Wellen zu kämpfen, die ihnen entgegenrollten. Natürlich war der Ewer hochseetauglich, und auch wenn man den Wellengang auf dem Fluss durchaus als Seegang bezeichnen durfte, hatte Nissen schon schlimmere Stürme bewältigt.
    Sorgen machten ihm eher die beiden Containerschiffe, die ihnen entgegenkamen. Bei diesem heftigen Wind war die Gefahr groß, dass diese Kolosse abdrifteten und träge, aber unaufhaltsam den Kurs eines anderen Schiffs kreuzten. Es war auch schon vorgekommen, dass sich ein solcher Koloss, vom Wind zur Seite gedrückt, auf der Elbe quergestellt hatte, obwohl mehrere Schlepper dies zu verhindern versuchten. Im Vergleich zu einem Containerschiff war der »Rote Teufel« natürlich eine Nussschale. Die großen Frachter reagierten auch bei Sturmwind schwerfällig, der kleine Ewer dagegen konnte von einer plötzlichen Orkanböe im Verein mit unberechenbaren Wellen plötzlich und heftig vom Kurs abgebracht werden.
    Der Zweimaster passierte die Schiffsriesen in respektvollem Abstand und arbeitete sich mit jaulendem Motor am Niederhafen vorbei, erreichte die erleuchteten, sturmumtosten und im fahlen Licht der Neonröhren gespenstisch wirkenden Landungsbrücken. Die Lichterketten der großen Hafenrundfahrtsschiffe waren gelöscht, die Brücken lagen wegen der Sturmflut beinahe waagerecht.
    Aufrecht stehend, das Ruder im Rücken, lenkte Nissen sein schlingerndes Schiff durch die unberechenbaren Wellen der aufgepeitschten Elbe. Neben ihm stand Jens Discher, jederzeit bereit, auf ein Kommando des Kapitäns zu reagieren. Am Fischmarkt vorbei gelangten sie zum Fischereihafen, gingen auf Abstand zu den vor Neumühlen liegenden Schleppern, und dann schickte Nissen seinen Aushilfsbootsmann nach unten, um die Mannschaft zu informieren.
    Greta und Link lagen auf zwei rechtwinklig zueinander stehenden Bänken. Greta stöhnte. Der Seegang machte ihr zu schaffen. Liebend gern wäre sie an Bord geklettert, um sich zu übergeben. Aber kaum hatte sie sich aufgerichtet, wusste sie nicht mehr, wo oben und unten war, und fiel wieder zurück auf die Bank. Link war verstimmt, weil er sich bei dem halsbrecherischen Manöver mit dem Skateboard den Fuß verstaucht, möglicherweise sogar angebrochen hatte.
    »Wie auch immer es euch geht«, sagte Discher, »wir brauchen euch an Bord.«
    »Ich kann nicht auftreten«, sagte Link.
    »Trotzdem.«
    Greta stöhnte bloß.
    Link stand auf und humpelte zur Luke.
    »Komm her«, sagte Discher zu seiner Tochter. »Ein paar Atemübungen und ein bisschen Schattenboxen, und du bist topfit.«
    Greta erhob sich und taumelte ihm entgegen. »Schattenboxen?«
    »So wie früher. Du gegen mich. Aber zuerst atmest du mir nach.«
    Greta lachte, aber sie schaffte es mitzumachen. Discher half ihr beim Hinausklettern, dann standen Vater und Tochter Arm in Arm an Deck und sahen zu, wie Nissen beidrehte und Kurs auf den Museumshafen nahm.
    »Alle Mann auf Station!«, kommandierte Nissen.
    Link hätte sich beinahe die Hand zerquetscht, Greta wäre fast über Bord gegangen, Discher konnte gerade noch verhindern, dass er sich selbst mit dem Tau am Poller festzurrte, aber irgendwie schafften sie es, den Ewer an seinem Platz festzumachen.
    Nissen würgte den Motor ab, und dann hörte man nur noch das Klappern der Leinen an den Masten, das Knarren der Taue und Planken, das knirschende Quietschen von Stahl auf Stahl und das Rauschen der Elbwellen, die über das Ufer rollten und gegen die Flutschutzmauern brandeten.
    Die beiden Männer, die jetzt aus dem Schatten des Dampfkrans in den fahlen Schein der
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