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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker
Autoren: Ronald Gutberiet
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Frau Burchard.«
    »Nennen Sie mich Evelyne.«
    »Spaß beiseite, Evelyne. Kommen wir auf unser gemeinsames Projekt zu sprechen.«
    »Ja, bitte. Ich bin ganz Ohr.«
    »Wenn Sie mir vertrauen…«
    »Ja.« Sie legte ihre linke Hand über seine rechte.
    »… müssen Sie mir natürlich uneingeschränkten Zugang zu den Chroniken der Familie Burchard verschaffen.«
    »Oh, ich denke doch, dass dies kein Problem sein dürfte. Schließlich bin ich die älteste lebende Vertreterin unserer Familie und habe damit traditionell die volle Entscheidungsgewalt. Oh…« Sie hielt inne und legte wieder die Hand vor den Mund, als sei sie peinlich berührt.
    »Was ist?«
    »Sagte ich ›älteste‹?«
    »Ja.«
    Sie machte ein bekümmertes Gesicht.
    »Na hören Sie mal, liebe Evelyne! Sie sind zweifellos das frischeste und attraktivste Familienoberhaupt, das die Burchards je hatten.«
    Sie errötete leicht. »Im Laufe der Familiengeschichte gab es nur wenige Frauen, die in eine Position gelangten, aus der sie die Familiengeschichte in entscheidenden Momenten wesentlich mitprägen konnten. Ich darf mich nun wohl zu diesen Vorfahrinnen zählen. Sagt man Vorfahrinnen?«
    Discher nickte, auch wenn es ihm eher so vorkam, als müsse dies ein Ausdruck der maritimen Verkehrsordnung sein.
    »Soweit ich es jetzt schon beurteilen kann«, sagte er, »wurden die Verdienste der weiblichen Familienmitglieder der Burchards schmählich vernachlässigt. Ich würde deshalb vorschlagen, den aufopferungsvollen und kämpferischen Frauen Ihrer Dynastie ein Denkmal zu setzen, indem wir ihnen in meinem Werk einen bedeutenden Schwerpunkt widmen.«
    »Das ist eine wundervolle Idee!«
    »Der letzte Teil des Romans wird dann Ihnen gewidmet sein.«
    »Oh, und Sie denken wirklich an einen Roman?«
    »Meine Aufzeichnungen haben sich bereits in diese Richtung entwickelt. Wir wollen die Burchards vergangener Zeiten wieder zum Leben erwecken. Wir wollen den nackten Fakten neues Leben einhauchen und die Geschehnisse schildern, als wären wir dabei gewesen.«
    »Das klingt wundervoll, Herr Discher.«
    »Jens für Sie, Evelyne.«
    »Jens.«
    »Ja.«
    »Jens?«
    »Ja?«
    »Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen hier ein schnuckeliges Arbeitszimmer einrichten lasse? Damit Sie nicht ständig anreisen müssen aus dem fernen Kehdingen, um neue Unterlagen abzuholen. Es wäre natürlich auch sicherer für die wertvollen Papiere. Wir haben ja erlebt, wie schnell Unersetzliches abhanden kommen kann.«
    »Tja, äh… ein Zimmer hier im Haus, meinen Sie?«
    »Wäre Ihnen das kleine Apartment über der Garage lieber? Wissen Sie, einen Chauffeur beschäftigen wir schon lange nicht mehr.«
    »Über der Garage…«
    »Oder fühlen Sie sich bedrängt?« Sie lachte. »Ich kenne mich nicht aus in künstlerischer Freiheit, vielleicht brauchen Sie mehr, äh, Luft… Abstand?«
    »Ich glaube, das Apartment über der Garage wäre eine gute Lösung.«
    »Es ist ja mehr ein Studio, wie man heute sagt.«
    »Ich nehme das Studio.«
    »Aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie gelegentlich zum Tee bei mir hereinschauen.«
    »Das, liebe Evelyne, wird mir nicht nur ein Vergnügen, sondern ein tiefes Bedürfnis sein.«
    »Wundervoll.«
    Discher stand auf.
    »Müssen Sie schon gehen?«
    »Ja, leider.«
    Sie seufzte und reichte ihm zum Abschied die Hand. Er deutete einen Handkuss an, eine Geste, für die er sich noch Wochen später hasste. Dann brachte ihn das kantige Dienstmädchen aus Transsylvanien zur Tür.
    Greta erwartete ihn im Range Rover.
    »Na? Hast du die alte Schachtel eingewickelt?«, fragte sie.
    Discher schob sich auf den Fahrersitz.
    »So alt ist sie gar nicht.«
    »Also hast du sie ausgewickelt.«
    »Reiß dich bloß zusammen, Greta!«
    »Mom, ich meine Mutter, ich meine Marie-Christin, ist der festen Überzeugung, dass du eine Affäre mit dieser Tussi hast.«
    Discher startete den Motor.
    »In dem Glauben wollen wir sie mal lassen.«
    »Meinst du, das bringt was?«
    »Klar, ab und zu eine Tasse TGFOP, FTGFOP oder KGFOP.«
    »Sei bloß vorsichtig. Neuerdings fährt sie auch auf so gesunde Aufgüsse ab. Roibusch oder wie das Zeug heißt.«
    Discher lenkte den Range Rover auf die Fahrbahn. »Evelyne hat mir die Wohnung über der Garage angeboten.«
    »Evelyne, hm?«
    »So darf ich sie jetzt nennen.«
    »Papa, ich meine Jens, du hast es echt drauf mit den Damen. Wie machst du das bloß?«
    »Ich trinke gern Tee.«
    »Ist es das?«
    »Keine Ahnung.«
    Greta dachte darüber nach.
    Es dauerte
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