Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker
Autoren: Ronald Gutberiet
Vom Netzwerk:
Laternen traten, hatten sich die Hosenbeine bis über die Knie nass gemacht. Glücklicherweise trugen sie wetterfeste Macintosh-Mäntel und Tweedmützen, um sich wenigstens oberhalb der Knie vor dem Sturm zu schützen. Und Pistolen, um sich gegen die vier Besatzungsmitglieder des Ewers behaupten zu können.
    Das stellte sich jedoch als nicht so einfach heraus wie gedacht. Wie soll man als Landratte mitten in der Nacht ein Schiff entern, das sich hebt und senkt und mal vom Anleger wegdriftet, mal gegen ihn gestoßen wird?
    Link, Greta, Discher und Nissen standen an Deck und starrten die beiden Detektive an, die sich nicht zu dem entscheidenden Schritt entschließen konnten. Die Situation war aus ihrer Sicht prekär: Wenn einer versuchte, vom Anleger auf den Ewer zu springen, war er für einige Momente nicht in der Lage, sich zu verteidigen. Er konnte straucheln, fallen, die Waffe verlieren, sich verletzen. Das Schiff hob und senkte sich ruckartig, und an Bord wäre es schwer, schnell in eine günstige Stellung zu kommen. Natürlich könnte der eine vom Anleger aus die Besatzung in Schach halten, während der andere sprang. Aber ob ihm jemand glaubte, dass er ernsthaft jemanden treffen würde, während sich der Boden unter ihm unregelmäßig hin und her bewegte?
    »Los!«, rief Kulbrod. »Spring.«
    »Wie denn?« Rümker verzog das Gesicht.
    »Egal, wie.«
    »Mach du.«
    »Spring! Ich hab sie alle im Visier.«
    »Alle? Wie denn alle?« Rümker versuchte seinerseits, alles ins Visier zu bekommen. Da sich die vier Personen auf dem Ewer gut verteilt hatten, war es jedoch unmöglich.
    »Scheiße, du bist ein Feigling.«
    »Mach du doch.«
    »Halt den Mund!«
    »Mach doch!«
    Discher trat an die Bordwand und hielt sich an der Schote fest.
    »He!«, rief er. »Legt die Waffen weg und kommt an Bord. Wir haben zu reden.«
    Eine Windböe riss Rümker die Mütze vom Kopf. Er sah ihr nach, wie sie ins Wasser geschleudert wurde.
    »Legt eure Waffen auf den Boden«, wiederholte Discher. »Ihr habt schon nasse Hosenbeine.«
    »Bist du bescheuert?«, rief Kulbrod. »Auf den Boden legen? Weißt du, was so ein Ding kostet? Was ist, wenn sie verloren gehen?«
    »Habt ihr keine Versicherung, ihr Deppen«, murmelte Nissen vor sich hin, der immer noch am Ruder stand.
    »Dann schmeißt sie doch rüber«, forderte der am Bug stehende Link die Detektive auf.
    Kulbrod tippte sich an die Stirn. Rümker grinste ungläubig.
    »Nehmt die Patronen raus, werft die Waffen rüber und kommt hinterher«, sagte Link. »Wir schmeißen sie nicht ins Wasser, versprochen.«
    »Der Deal mit Frau Burchard ist längst unter Dach und Fach. Eure Klientin hat euch abgeschrieben«, bluffte Discher. »Ihr kommt zu spät. Aber ich verspreche euch eine Beteiligung.«
    Rümker blickte seinen Kompagnon flehend an. Seine Haare waren nass geworden, klebten wirr auf der Stirn, Regentropfen rannen ihm über das Gesicht, er fröstelte und würgte. Auf einem sturmgepeitschten Anleger konnte man genauso gut seekrank werden wie auf hoher See.
    »Blödsinn.«
    »Scheiße!«, schrie Rümker. »Willst du sie erschießen, oder was?«
    »Halt die Klappe!«
    »Ich will hier weg. Das hat doch alles keinen Sinn. Du hörst doch, was er sagt.«
    »Quatsch.«
    »Leck mich!«, rief Rümker und nahm das Magazin aus seiner Erma. Er steckte es in die Manteltasche und warf die Pistole auf das Schiff, direkt vor Dischers Füße.
    »Armleuchter«, sagte Kulbrod.
    »Kann ich jetzt rüberkommen?«, fragte Rümker.
    Discher hatte die Waffe aufgehoben und eingesteckt. Nun lud er ihn mit einer Handbewegung dazu ein, an Bord zu kommen.
    Kulbrod schüttelte ungläubig den Kopf.
    Rümker kletterte mühsam an Bord und erklärte: »Mir ist so scheißkalt, Leute, das glaubt ihr nicht.«
    Discher deutete auf die Luke: »Geh nach unten, da ist es geschützt.«
    Rümker nickte.
    Noch immer kopfschüttelnd und irgendetwas Unklares vor sich hinmurmelnd, zog Kulbrod das Magazin aus seiner Sphinx und steckte es in die Tasche. Dann hob er die Waffe und sagte: »Ich komm so rüber.«
    Link trat neben Discher, um ihm zu helfen. Mit nur einer Hand zum Festhalten an Bord zu klettern ist ohnehin schon schwierig. Bei diesem Seegang war es unmöglich. Kulbrod stolperte und fiel kopfüber an Deck. Link kniete sich blitzschnell neben ihn und nahm ihm die Pistole ab, Discher half ihm beim Aufstehen.
    »Reg dich ab, Detektiv«, sagte er. »Wir machen einen Deal.«
    Sie stiegen unter Deck und setzten sich an den großen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher