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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker
Autoren: Ronald Gutberiet
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und der kalte Wind sprühte ihnen Gischt und Regenschauer ins Gesicht.
    Greta sah Nissen zu, wie er mit flatterndem Pferdeschwanz immer wieder versuchte, vorwärts oder rückwärts vom Fleck zu kommen. Er drehte das Ruder mal nach backbord, mal nach steuerbord, aber der Effekt war gleich null.
    »Fehlt nur noch, dass die Hafenpolizei kommt und uns fragt, was wir mit dem Hausboot vorhaben.«
    »Man wird doch wohl sein Hausboot mal kurz am Ufer parken dürfen.«
    »So einfach ist das nicht, Mädchen«, sagte Nissen. »Du kannst nicht einfach irgendwo festmachen, wie’s dir passt. Erstens gibt es Regeln, und zweitens kostet das Geld. Anlegeplätze sind rar gesät an der Elbe. Und wie gern jemand einen abgibt, hast du ja bei den Typen vom Museumshafen gesehen.«
    »Na ja, im Moment hängen wir bloß fest. Daraus kann uns ja wohl keiner einen Strick drehen.«
    »Das geht mir so auf die Nerven, dass diese Sandbank nicht auf der Karte verzeichnet war.«
    »Vielleicht hast du dich verguckt.«
    »Quatsch, die wurde garantiert erst von der Sturmflut gebildet.«
    »Egal, oder?«
    »Wir wissen ja noch nicht mal, wie groß sie ist. Vielleicht kommen wir gar nicht dahin, wo wir hinwollen. Wir brauchten ein Lot wie in alten Zeiten.«
    »So ein Seil mit einem Gewicht dran?«
    »Genau.«
    Link Walther, der vorn am Bug gestanden hatte, kam zu ihnen. Er beachtete Greta nicht. Beim Ablegemanöver, als er und sie mithelfen mussten, die Leinen zu lösen, war sie ihm auf die Nerven gegangen. Kaum war der Ewer in Fahrt gekommen, hatte sie gesagt: »Ist schon super, so ein richtiger Zweimaster. Bisschen aufregender als ein Hausboot. Und Bernhard ist supercool mit seinem Pferdeschwanz. Ein echter Seebär. Ich mag harte Männer, die wissen, was sie wollen.«
    »Wenn ich das richtig sehe, haben wir Ebbe«, meinte Link.
. »Richtig«, sagte Nissen.
    »Also müssen wir nur warten, bis die Flut kommt.«
    »Könnte knapp werden.«
    »Schaffen wir’s dann noch, das Hausboot festzumachen?«
    »Könnte scheißknapp werden.«
    Greta deutete auf die Schlepperstation, wo die maritimen Kraftpakete lagen, die so einprägsame Namen wie »Bugsier« trugen. »Können wir nicht so einen für ’ne halbe Stunde mieten?«
    »Zu teuer, Mädchen«, sagte Nissen, und gleichzeitig fuhr Link sie an: »Halt mal die Klappe, ja?«
    Greta wurde weiß im Gesicht und kniff die Lippen zusammen. Dann drehte sie sich um und ging zum Bug.
    Jens Discher kam aus der Kajüte hochgeklettert und grinste breit: »Cellpap-Terminal, ein Uhr nachts.«
    »Klingt nach meiner alten Heimat«, murmelte Link.
    »Der Terminal ist riesengroß. Da kann man sich verlaufen«, meinte Nissen.
    »Oder ein Konzert für neunundneunzig Tischtennistische und neunundneunzig Tischtennisbälle, gespielt von hundertachtundneunzig Spielern, aufführen.«
    Nissen sah Link von der Seite an und grinste: »Wolltest du nicht auch mal eine Nebelhorn-Symphonie aufführen?«
    »Zum Hafengeburtstag, ja, aber das scheiterte daran, dass das Wetter nicht lange genug im Voraus berechenbar ist. Jedenfalls war das der Ablehnungsgrund bei der Kultur-und der Wirtschaftsbehörde.«
    »Du wolltest unbedingt Nebel dafür?«
    »Hör dir mal ein Nebelhorn ohne Nebel an, das klingt lau.«
    »Okay.«
    »Die andere Idee war die ›Große Perkussive Container-Orgie‹
am Athabaskakai.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Wurde aus Sicherheitsgründen abgelehnt, aber ich plane einen neuen Antrag unter dem Titel ›Cargo Cult‹.«
    »Super.«
    »Okay, ihr Künstler«, sagte Discher. »Wie schaffen wir es, rechtzeitig zur Übergabe heute Nacht flott zu sein?«
    Nissen starrte aufs Wasser. »Die Flut kommt.«
    »Ein kleines Problem haben wir noch.«
    »Und?«
    »Wenn wir nicht rechtzeitig ans Ufer kommen, können wir das Lösegeld nicht von der Bank abheben«, sagte Discher.
    »Lösegeld?«
    »Na ja, sie fordern hunderttausend.«
    »Mark?«
    »Es gibt keine Mark mehr, Euro.«
    »Hast du so viel auf der Bank?«, wunderte sich Nissen.
    »Nee.«
    »Aber deine neue Freundin… wie heißt sie noch?«, fragte Link.
    »Frau Burchard ist nicht meine Freundin, du Penner!«
    »Sie wollte doch einen sechsstelligen Betrag zahlen.«
    »Ich will das Geld gar nicht. Ich will Einsicht in die Familienchronik.«
    »Dann können wir es ihnen ja geben«, schlug Link vor.
    »Noch haben wir es nicht«, sagte Nissen.
    »Ich will ihnen aber nichts geben. Das geht mir gegen den Strich.«
    Greta, die wieder herangeschlurft war, erklärte mit finsterem Gesicht: »Ich
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