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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan
Autoren: Monika Felten
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schloss. Andrea war nun ganz in ihrem Element und verkündete, Fanny jetzt erst einmal eine »Rundum-Verwöhnpflege« zu verpassen, damit sie sich »nichts wegholt«. Muriel war das nur recht. So musste sie wenigstens keine unangenehmen Fragen mehr beantworten. Außerdem hatte sie es eilig. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie den Physikunterricht bereits komplett versäumt hatte. Die Geschichtsstunde war auch schon zur Hälfte vorbei. Wenn sie nicht bald in der Schule auftauchte, würde sie dem Klassenlehrer eine Entschuldigung von ihrer Mutter vorlegen müssen, und das war nun wirklich das Letzte, was sie wollte.
    »Muriel, tust du mir einen Gefallen?« Andrea hatte einen Eimer mit warmem Wasser gefüllt und begann, Fanny abzubürsten. »Gehst du noch einmal zum See und siehst nach, ob die Leute von der Feuerwehr den Zaun auch wirklich richtig geflickt haben? Ein entlaufenes Pferd am Tag ist genug Aufregung.«
    »Klar, mach ich.« Muriel war schon auf dem Weg zur Stalltür. »Mein Fahrrad steht sowieso noch oben am Tor. Wenn alles okay ist, fahre ich gleich weiter zur Schule, ja?«
    »Danke Muriel, du bist ein Schatz.« Andrea fluchte leise, weil sie Fannys gefrorenen Schweif erst mühsam mit warmem Wasser auftauen musste, ehe sie ihn kämmen und von Blättern und kleinen Stöcken befreien konnte.
    »Bis nachher!« Muriel verließ den Stall, schloss die Tür leise hinter sich und lief über die Wiese. Von den Löschfahrzeugen war weit und breit nichts mehr zu sehen. Auch der Jeep von Dr. Gromke war fort. Die Pferde des Birkenhofs hatten sich endlich an die Heuraufe erinnert und standen nun einträchtig fressend unter der alten Eiche beisammen. Nur das große Loch in der Eisdecke des Sees und die schmutzigen Flecken im aufgewühlten Schnee am Ufer kündeten noch davon, welches Drama sich hier vor kaum einer halben Stunde abgespielt hatte.
    Muriel atmete tief durch und genoss das Gefühl eines glücklich überstandenen Abenteuers. Mit einem raschen Blick vergewisserte sie sich, dass die Feuerwehr Wort gehalten und den Zaun repariert hatte, dann machte sie sich auf den Weg zu ihrem Fahrrad – besser gesagt, sie wollte sich auf den Weg machen, denn Ascalon hatte etwas anderes im Sinn.
    Als sie sich umdrehte und den Hügel hinaufgehen wollte, trabte das prächtige American Sattlebred den Hügel auf eine so bezaubernde Weise hinunter, wie es wohl nur der Abkömmling einer Showpferde-Rasse konnte. Die wallende weizenblonde Mähne und der buschige Schweif bewegten sich in perfekt fließendem Takt zu den Hufschlägen. Für den Bruchteil eines Augenblicks hatte Muriel das Gefühl, die Szene eines Kinofilms in Slow Motion zu sehen. Dann hatte die Wirklichkeit sie wieder und Ascalon begrüßte sie stürmisch, indem er sie immer wieder mit seinen samtweichen Nüstern anstupste.
    »He, lass das. Ich muss zur Schule.« Muriel lachte, was ihre Worte nicht wirklich ernst klingen ließ. Sie versuchte sich an Ascalon vorbeizuschieben, aber der Wallach erwies sich als überaus geschickt und fand immer eine Möglichkeit, ihr den Weg zu versperren.
    »Lass den Unsinn. Ich kann jetzt nicht bei dir bleiben.« Allmählich wurde Muriel ärgerlich. So ein aufdringliches Verhalten kannte sie von Ascalon gar nicht. Wenn er ihr damit seine Freude über Fannys gelungene Rettung kundtun wollte, war es garantiert der falsche Weg. Sie hatte es eilig und fror. Und Hunger hatte sie inzwischen auch. Zusammen mit dem Ärger, den sie in der Schule bekommen würde, waren das schon vier gute Gründe, Ascalon zu ignorieren.
    Aber was sie auch tat, Ascalon ließ nicht locker. Im Gegenteil. Je weiter sie sich ihrem Mountainbike näherte, desto heftiger wurden seine Attacken, ganz so, als wollte er Muriel unter allen Umständen davon abhalten, zur Schule zu fahren. Dabei schnaubte er unruhig und scharrte immer wieder ungeduldig mit dem Vorderhuf. Ein Verhalten, das er sonst nur an den Tag legte, wenn …
    Muriel stutzte und lauschte in sich hinein, hörte aber nur ihren hämmernden Herzschlag. Erst als sie die Augen schloss und sich ein wenig entspannte, hörte sie den Ruf. Einen Ruf, dem sie schon einmal gefolgt war, in den letzten Sommerferien, ehe sie ein paar Wochen bei den Maya gelebt hatte …
    Jetzt war er wieder da. Ein Irrtum war ausgeschlossen. SIE rief sie zu sich. SIE hatte eine Aufgabe für Ascalon und seine Reiterin. Ascalon musste den Ruf auch hören, wie lange schon, darüber konnte Muriel nur Vermutungen anstellen. Nun wusste sie
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