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Der Schatten im Wasser

Der Schatten im Wasser

Titel: Der Schatten im Wasser
Autoren: Inger Frimansson
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kaum gesehen.
    Er wusste nicht, was er erwidern sollte.
    »Tja, jetzt sind wir nur noch zu zweit!«, brachte sie hervor und wurde rot um die Wangen und den ganzen Hals hinunter. Sie trug einen gestrickten rosafarbenen Pulli mit aufgenähten Blüten. An ihren Ohren hingen breite Goldringe. Das war sonst nicht ihre Art, sie trug normalerweise nie Schmuck.
    »Du und Christa«, antwortete er.
    »Ja.«
    »Und wie geht es euch?«
    Sie lächelte nervös.
    »Es ist merkwürdig, aber ich empfinde irgendwie gar nichts.«
    Er biss in das Kaffeegebäck und bekam klebrige Finger.
    »Na ja, soweit ich weiß, dauert es manchmal, bis der Körper reagiert. Ihr befindet euch bestimmt in einem Schockzustand, sowohl du als auch Christa. Glaubst du nicht?«
    »Vielleicht.«
    »Hast du schon mit jemandem über die Beerdigung gesprochen?«
    »Jonas Edgren hilft uns. Er ist einer von Tommys Kollegen. Aber wir werden sie nur im kleinen Kreis abhalten, mit der Familie, da sind wir uns einig.«
    »Aha.«
    »Und er soll anonym begraben werden. Wir haben früher manchmal darüber gesprochen, wie schön solche namenlosen Grabstätten sein können. Sie strahlen Nähe aus. Ich bin davon überzeugt, dass Tommy es so gewollt hätte.«
    Hans Peter schenkte Kaffee nach.
    »Und eure Wohnsituation? Wollt ihr nach allem, was geschehen ist, noch da draußen in Ekerö wohnen bleiben?«
    »Wir werden umziehen«, erklärte sie schnell.
    »Es ist nicht leicht, eine bezahlbare Wohnung zu finden.«
    »Ich werde das Haus verkaufen. Man bekommt viel für ein Haus in unserer Lage.«
    »Und dann? Kommst du denn finanziell zurecht? Ich meine, du hast sowohl dich als auch Christa zu versorgen.«
    Sie strich einige Krümel vom Tisch in ihre Hand und beförderte sie in ihren leeren Becher.
    »Er hatte eine Lebensversicherung«, sagte sie leise. »Aber davon habe ich nichts gewusst.«
     
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Britta Santesson kam herein. Sie war auf dem Markt gewesen und hatte drei Töpfe mit Minirosen gekauft, die sie jetzt auf den Fensterbänken arrangierte.
    »Ich dachte, wir könnten ein bisschen Aufmunterung gebrauchen«, erklärte sie. »Und heißt dieses Hotel etwa nicht Drei Rosen? Sagt nur, wenn ich falsch liege.«
    Sie legte ihren Mantel auf einen Stuhl und gesellte sich zu ihnen.
    »Und jetzt eine Tasse Kaffee, das ist genau das Richtige.«
    Hans Peter betrachtete das Mädchen. Sie hatte die Ohrstöpsel ihres CD-Players in den Ohren und schien nur ihre Musik wahrzunehmen. Er wandte sich Britta zu.
    »Weißt du denn schon, was passiert ist?«, fragte er.
    »Ja, ich weiß.«
    »Ich habe Britta gestern Abend angerufen«, klärte Ariadne ihn auf. »Ich musste einfach mit jemandem reden.«
    Ulfs Mutter seufzte.
    »Tja, was soll man dazu sagen? Euch steht eine schwere Zeit bevor, dir und dem Mädchen. Aber ehrlich gesagt, war es ja vorher wohl auch kaum einfacher.«
    Ariadnes Augen füllten sich mit Tränen.
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Aber wir haben auch über andere Dinge gesprochen, oder, Ariadne?«
    Die korpulente Frau nickte. Beide schauten ihn an.
    »Über was denn?«, fragte er.
    »Über Ulf.«
    »Es ist doch hoffentlich nichts passiert?«, fragte er gespannt.
    »Nein, er ist sogar relativ guten Mutes. Sie werden ihn nächste Woche operieren, und er scheint volles Vertrauen in die Ärzte zu haben.«
    »Na, das ist ja mal etwas Positives.«
    »Insbesondere in eine der Ärztinnen hat er Vertrauen«, fuhr Britta fort. »Eine Hirnchirurgin mit Namen Joyce. Ich habe gestern Abend mit ihm gesprochen, und es ist lange her, dass er sich so zuversichtlich angehört hat.«
    »Aha.«
    »Es scheint Liebe auf den ersten Blick zu sein.«
    »Aber er ist doch krank«, entgegnete Hans Peter dümmlich.
    »Die Liebe kann eben Wunder bewirken«, sagte Britta lächelnd. »Ach ja, übrigens, er hat mich gebeten, euch eine Sache zu übermitteln. Er hat sich nämlich entschlossen, auch dieses Hotel hier zu verkaufen. Falls also jemand von euch Interesse haben sollte.«

ES WAR FALSCH. Es war so verdammt falsch. Sie war letztlich nur ein abgeschlafftes und schwatzhaftes altes Weib, etwas anderes war sie nicht! Nathan hätte sich niemals so eine wie sie ausgesucht, es war falsch, alles in allem war es ein großer Fehler! Micke legte die Spritze zur Seite und blieb untätig stehen. Seine Arme waren schwer geworden, wurden zu Boden gezogen, Affenarme, ein großer, missgebildeter Pavian, er stieß einen Fluch aus, doch aus seiner Kehle drang nur ein jämmerliches
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