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Der Schädelschrank

Der Schädelschrank

Titel: Der Schädelschrank
Autoren: Jason Dark
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auch die Dunkelheit. In ihr schlich sich der Inquisitor normalerweise an, gab dann das Klopfsignal, und ihm wurde geöffnet.
    Burke kannte das Signal ebenfalls.
    Schon jetzt leckte er sich über die Lippen. Ein wilder Ausdruck der Vorfreude trat in seine Augen. Man konnte es auch als die große Gier bezeichnen.
    Eine Minute ließ er verstreichen und lauschte. Der Regen klatschte auf die Blätter, doch offenbar gab es kein Tier in der Nähe, das ihn hätte stören können. Er entdeckte auch keinen heimlichen Beobachter. Nur der Regen rauschte heran und nässte weiterhin seine Kleidung.
    Er kicherte.
    Auch das Geräusch wurde verschluckt. Ebenso wie das leise Knurren, das in seiner Kehle entstand.
    Niemand war da.
    Burke lockerte seine Waffe.
    Ein letztes Knurren noch, ein letztes Streichen über das klatschnasse Haar – dann ging er los.
    Die wuchtige Gestalt bewegte sich geschmeidig auf den Eingang zu. Er blieb außerhalb der kleinen Fenster. Man hätte von innen schon sehr genau schauen müssen, um ihn zu entdecken.
    Vor der Tür blieb er stehen. Die linke Hand hatte er zur Faust geballt. Sehr laut klopfte er gegen die Tür, um die Geräusche des Regens zu überdecken. Er atmete ein, wartete.
    Doch nicht lange, denn die Tür wurde sehr schnell aufgezogen. So hastig wie es sich für eine Frau gehörte, die ihren Liebhaber empfangen wollte.
    Amos Burke rammte sie nach innen!
    Er hörte einen Schrei, schritt über die Schwelle – und befand sich im Haus...
    Sabrina war auf diese brutale Begrüßung nicht gefasst gewesen. Zudem hatte sie einen anderen Menschen erwartet, doch plötzlich wurde ihr die Tür gegen den Kopf geschlagen. Sie erlebte einen intensiven Schmerz an der Stirn und merkte kaum, dass sie nach hinten taumelte. Einen leisen Schrei gab sie noch ab. Wer allerdings das Gartenhaus betreten hatte, sah sie nicht, denn vor ihren Augen zuckten die berühmten Sterne auf. Automatisch ging sie noch weiter zurück, erreichte das Bett und ließ sich nach hinten fallen.
    Sie lag auf dem Rücken. Durch die offene Tür vernahm sie das Rauschen des Regens. Für sie war es ein fernes Geräusch, das dann auch gedämpft wurde, als der Eindringling die Tür schloss.
    Sie sah ihn noch nicht. Sie war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Ihre Stirn glühte, aber sie fragte sich, warum ihr Liebhaber so brutal in das Haus eingedrungen war.
    Es war nicht der Inquisitor. Als sie sich vom Bett halb aufrichtete, sah sie die mächtige Gestalt. Zugleich nahm sie seine Ausdünstungen wahr. Dieser Mann war ein Ungeheuer. Er roch nach Gefahr und auch nach dem Schlimmsten, dem Tod.
    Sabrina traute sich nicht aufzustehen. In dieser halb sitzenden und halb liegenden Haltung erstarrte sie. Auf den Ellenbogen gestützt schaute sie nach vorn.
    Die Dunkelheit breitete sich wie ein graues Tuch im Innern des Hauses aus. Nichts war deutlich zu erkennen. Alles floss ineinander. Es roch feucht. Der Regen trommelte auf das Dach und schlug ebenfalls gegen die Wände.
    Sabrina glaubte beinahe an einen Albtraum. Doch die Schmerzen im Kopf sagten ihr, dass es kein Traum war. Sie befand sich inmitten der Wirklichkeit. Der Mann, der zu ihr in die Hütte eingedrungen war, war auch nicht ihr Freund und Liebhaber.
    Letzterer hatte ihr den Tod geschickt!
    Ein mächtiger Schatten, bei dem nur das bleiche Gesicht auffiel. Genau konnte Sabrina den Eindringling nicht sehen, doch sie wusste, wen sie vor sich hatte.
    Es war Amos Burke, Henker und Mörder. Einer, der hier lebte und die in den Tod schickte, die verurteilt worden waren. Er gehorchte nur dem Inquisitor, und Sabrina wurde in diesen Momenten sonnenklar, dass sie einen Fehler begangen hatte. Sie hätte sich nicht mit dem Sänger einlassen sollen. Die Augen der Geistlichkeit waren überall. Irgendjemand musste sie beobachtet und Bericht erstattet haben.
    Noch hatte Burke seine Waffe nicht gezogen, aber er trug sie bei sich, das stand fest.
    Sabrina atmete heftig. Sie war eine schöne Frau mit langen schwarzen Haaren. Auch sehr gut gebaut, und das Gesicht mit den weichen Zügen schien jeden Mann zu locken, dem sie in die Augen schaute.
    »Hure!«, brüllte der Henker.
    Sabrina schrak zusammen, als sie die Stimme hörte. »Nein, nein, das kannst du nicht sagen, wirklich nicht. Lass dir doch erklären, dass ich es nicht bin. Das hier ist alles ein Irrtum, verstehst du? Du hast dich geirrt.«
    »Nein, das habe ich nicht! Du hast es getrieben mit diesem Jüngling, und dafür wirst du büßen. Erst bist du an
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