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Der Schädelschrank

Der Schädelschrank

Titel: Der Schädelschrank
Autoren: Jason Dark
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der Reihe, danach hole ich mir ihn.«
    »Bitte, es ist nicht so, wie du es gesagt bekommen hast. Ich kenne den Jüngling. Er ist nicht mein Geliebter. Er ist mein Bruder. Sag das dem Inquisitor, oder sorg dafür, dass ich es ihm selbst erklären kann. Mein Bruder, verstehst du?«
    Einige Zeit lang sagte Amos Burke nichts. Sabrina schöpfte Hoffnung, dass er ihr die Ausrede abnahm. Wenn ja, hatte sie einen Zeitaufschub bekommen. Vielleicht war es ihr sogar möglich zu fliehen. Es kam jetzt einzig und allein auf seine Reaktion an.
    Sie erklärte es ihm noch mal mit aller Deutlichkeit. »Bitte, du musst mir glauben. Es ist mein Bruder, der mich umarmte. Er hat lange nach mir gesucht. Jetzt ist er froh, dass er mich gefunden hat. Bring mich zu ihm, zum Inquisitor. Ich werde ihm alles erklären, noch in dieser Nacht. Ich bin unschuldig!«
    Amos Burke hatte seine Hand bereits auf dem Griff des Schwertes liegen. Nun zog er sie langsam wieder zurück, wie ein Mann, der ins Nachdenken gekommen war. Sabrina konnte sein Gesicht nicht sehen und deshalb auch nicht ablesen, welche Emotionen ihn beherrschten, aber das Zögern war für sie der Hoffnungsfunke.
    Weibliche List war ihr nicht fremd. Und sie war von Natur aus eine gute Schauspielerin, die trotz der Dunkelheit ein breites Lächeln auf ihren Mund legte.
    Sie überlegte auch, ob sie sich von ihrem Kleid befreien sollte, unter dem sie nichts trug, nur die nackte Haut. Den Gedanken stellte sie zurück. Amos Burke hätte es falsch auffassen können, denn er war dem Inquisitor hündisch ergeben und wusste außer ihm als Einziger von ihrem Verhältnis.
    »Alles klar!«, vergewisserte sie sich. »Weißt du jetzt Bescheid? Habe ich dir genug gesagt? Bitte, sag es!«
    »Du hast gelogen!«
    »Nein!«, schrie sie und warf den Kopf wild hin und her. »Ich habe nicht gelogen, verdammt. Ich habe die Wahrheit gesprochen. Das ist nun mal so, du musst mir endlich glauben.«
    »Nein, ich...«
    Sie rang die Hände. »Lass uns zu ihm gehen. Oder hol den Inquisitor her, dann wirst du es erleben.«
    »Gut, ich gebe dir noch einmal eine Chance. Ich werde dich mitnehmen, und dann kannst du ihm alles selbst sagen.«
    »Ja, ja, danke...« Sie brach vor Erleichterung zusammen. Die Hände presste sie gegen ihr Gesicht und weinte. Und diese Tränen waren echt.
    Sie rührten Amos Burke nicht. Er griff nach unten und zerrte die Frau in die Höhe. Für einen Moment spürte er eine ihrer Brüste unter seinen tastenden Fingern. Diese Berührung wühlte ihn auf, doch er dachte daran, wem die Frau gehörte. Er musste die Finger von ihr lassen. Wenn er Frauen haben wollte, konnte er sie sich holen.
    Sabrina lächelte unter Tränen, die ihre Sicht verschleierten. Plötzlich kam etwas auf sie zu. Es war groß und wuchtig – und traf ihre Stirn.
    Noch mal erlebte sie eine Explosion im Kopf, die diesmal in den tiefen Schatten der Bewusstlosigkeit endete...
    ***
    Sabrina erwachte aus ihrem Zustand und wusste zunächst nicht, wo sie sich befand. Der Himmel konnte es nicht sein, aber die normale Umgebung war es auch nicht.
    Unter sich spürte sie die Weiche eines Betts. Wenn sie die Arme bewegte, fielen sie ebenfalls auf etwas Weiches hinab, und ihr gesamter Körper schien eingehüllt zu sein in eine wunderbare Wolke, die sie einfach schweben ließ.
    Wenn nur nicht die Schmerzen in ihrem Kopf gewesen wären! Sie hörte, dass draußen der Regen gegen die Fenster schlug. Sie war also nicht zu lange bewusstlos gewesen. Auch die Erinnerung war wieder vorhanden. Es kam ihr alles so anders vor. Plötzlich öffnete sich wieder die Welt, in der sie lebte, und auch die Gedanken kehrten zurück, als sie die Augen aufschlug.
    Gedanken und Erinnerungen...
    Der Henker, der sie hatte töten wollen. Er war plötzlich da gewesen. Er hatte ihr bewiesen, wie grausam man sein konnte, aber sie hatte es überstanden und ihn durch eine perfekte Lüge getäuscht. Bei der würde sie auch bleiben, wenn der Inquisitor sie fragte.
    Sabrina richtete sich auf. Es gab keine Dunkelheit um sie herum. Die Vorhänge waren vor die Scheiben der Fenster gezogen worden. Niemand konnte von außen hineinschauen, aber im Zimmer gaben die Kerzen einen warmen Schein ab.
    Die Flammen waren durch kleine Glasbehälter geschützt. Dahinter bewegten sie sich kaum, weil sie kein Luftzug traf. Das Bett, die schweren Teppiche auf dem Boden, die Getränke auf der Anrichte, all das kam ihr so bekannt vor. Der Raum, in den man sie gebracht hatte, war das perfekte
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