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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger
Autoren: Stephan Russbuelt
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schon sein Proviantbündel vom Karren gezogen und über die Schulter geworfen. Etwas sehnsüchtig schaute Rator ihm hinterher. Er würde die kleine Hexe auch gern wiedersehen. Von allen Menschen, die er kannte, war sie die Einzige, die ihm etwas bedeutete. Er verdankte ihr sein Leben, und das gleich mehrfach.
    Hagmu trat von hinten an ihn heran. Er baute sich neben Rator auf und stützte sich auf seiner Keule ab. Rator wusste nicht viel über ihn, außer dass er auch einer der Kriegsoger war, die vor Jahren erst für und dann gegen die Nesselschrecken gekämpft hatten. Ihm und seiner Gruppe war es zu verdanken, dass die Trolle in der Schlacht nicht zu den Menschen durchgebrochen waren. Er hatte viele Menschen gerettet, auch wenn sie es nicht wussten.
    »Nur drei Wagen«, sagte er und zeigte auf die Gespanne der Menschen die gerade die letzte Anhöhe zum Lagerplatz überwanden.
    »Wollen erst hören, was sagen«, antwortete Rator.
    Sein Blick fiel auf die schwere Keule des Ogers. Angeschliffene Knochensplitter waren tief im Holz verankert, und der Griff war mit einem einfachen Lederband umwickelt. Zwischen dem Leder und dem Keulenende waren zahlreiche Kerben ins Holz geschnitzt.
    »Nicht gut, wenn Menschen sehen Kerben für Feinde getötet. Früher Feinde, jetzt Freunde.«
    Hagmu hob die Keule auf Augenhöhe und drehte sie vor seinem Gesicht einmal herum.
    »Du wissen, wie viel Kerben sein?«
    Rator schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht können zählen, aber zu viele Kerben sein. Kerbe nicht für getötete Feinde. Kerbe für tote Freunde. Menschen sollen sehen«, erklärte Hagmu.
    Rator hatte ihn falsch eingeschätzt. Er hätte es besser wissen müssen, schließlich war er ein Kriegsoger, genau wie er.
    »Kommen mit, reden mit Menschen. Sehen warum Wagen einer zu wenig«, forderte Rator ihn auf mitzukommen.
    Die Menschen lenkten ihre Fuhrwerke zum Lastenzug und stellten die Wagen neben denen der Oger ab. Einer der Händler kam auf Rator und Hagmu zu. Sein Name war Briftalon. Er war ein junger Mann mit dunklem Haar und auffällig buschigen Augenbrauen. Sein äußerst schlaksiger Körperbau wurde durch die sonderbare Art, seinen Oberkörper beim Gehen hin und her zu bewegen noch verstärkt. Die nach außen zeigenden Füße verstärkten den unbeholfenen Eindruck.
    »Hallo, wartet ihr schon lange?«, begrüßte er die Oger.
    Rator, der nicht sonderlich geschickt darin war, belanglose Konversation zu betreiben, kam gleich zur Sache.
    »Wo sein vierter Wagen?«
    »Naja, das war so«, begann Briftalon, wobei Rator schon wusste, dass ihm die folgende Erklärung nicht gefallen würde. Immer wenn die Menschen versuchten, mit viel Gerede abzulenken, führten sie irgendetwas im Schilde.
    »An der Südseite des Passes hatten wir einen Radbruch. Unsere Leute reparieren den Wagen und kommen dann nach.«
    Rator hasste es, immer Recht zu behalten.
    »Wann kommen?«, wollte er wissen.
    »Hab ich doch gerade gesagt«, erwiderte Briftalon in gereiztem Ton.
    »Dann warten. Wenn nicht da wenn Abend, wir tauschen drei zu drei.«
    Rator erkannte, dass Briftalon auf eine andere Antwort gehofft hatte. Er fuchtelte mit den Armen umher, brach dann aber seine übertrieben Gestik ab und kehrte wortlos zu seinen Leuten zurück.
    »Gehen mit, tauschen drei, dann warten bis kommen letzter Wagen«, wies Rator Hagmu an. Er selbst blieb zurück und versuchte Mogda noch zu erspähen, konnte ihn aber nirgends entdecken.
    Stunden vergingen, aber der fehlende Wagen tauchte nicht auf. Es war jetzt schon das dritte Mal innerhalb weniger Stunden, dass Rator dem Pass Richtung Süden folgte und einen steilen Felsvorsprung erklomm. Von hier aus hatte er einen guten Überblick und würde den Wagen schon sehen können, wenn er die Passspitze erreichte. Aber er konnte nichts entdecken, und nichts deutete darauf hin, dass sich das in naher Zukunft ändern würde. Eine Hirschkuh mit ihrem Kitz suchte dort oben nach schmackhaften Kräutern. Rator wusste, dass diese Tiere die Ersten waren, die Reißaus nahmen, wenn sich ihnen Fremde näherten, und einen schwer beladenen Wagen würden sie schon von Weitem wittern. Ein nützliches, wenn auch bitteres Wissen. Erst einmal in seinem Leben hatte er Hirschfleisch gegessen. Es war außerordentlich wohlschmeckend, und Rator hätte vieles getan, um noch einmal in den Genuss zu kommen, doch leider wussten die Tiere das anscheinend ebenso gut wie er.
    Es fiel ihm erst auf, als er zurück ins Lager kam und seine eigenen Leute
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