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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel
Autoren: Christopher Pike
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Männern auf dem Vordersitz zu. »Das besprechen wir später.«
Ein letztes Mal hält Joel mich auf. »Töte nicht, wenn du nicht dazu gezwungen bist.«
»Ich tue, was ich kann«, verspreche ich.
Das kugelsichere Glas ist fünf Zentimeter dick. Obwohl ich wegen des Wagendachs gezwungen bin, mich etwas zu ducken, kann ich mich doch weit genug vom Boden abheben, um zwei schnelle Tritte gegen die Trennscheibe zu landen. Meine Beine sind außergewöhnlich stark. Das Glas zerspringt in tausend kleine Scherben. Bevor sich die beiden Bewaffneten umdrehen können, habe ich sie schon gepackt und mit den Köpfen aneinandergeknallt. Übel zugerichtet sacken sie zu Boden. Bewußtlos, nicht tot. Ich greife mir den Revolver aus dem Hüftholster des Fahrers und halte ihm die Mündung an den Kopf.
»Die Männer hinten sind tot«, flüstere ich ihm ins Ohr. »Schauen Sie in den Rückspiegel, dann sehen Sie, daß es stimmt. Sie hingegen habe ich leben lassen. Weil ich so ein nettes Mädchen bin. Nett und gemein. Wenn Sie mir sagen, wohin wir fahren, bin ich nett zu Ihnen. Wenn nicht, oder wenn Sie versuchen, Ihre Leute hinter uns auf der Straße zu alarmieren, dann reiße ich Ihnen die Augen heraus und schlucke sie hinunter.« Ich mache eine Pause. »Wohin fahren sie uns?«
Er hat Mühe, etwas herauszubekommen. »C-14.«
»Ist das eine Polizeistation?«
»Nein.«
»Was denn? Los!«
Vom Schrecken gepackt, räuspert er sich. »Ein Hochsicherheitstrakt.«
»Wem gehört er?«
Er schluckt. »Der Regierung.«
»Gibt ‘s da Labors?«
»Ich weiß nicht. Ich hab’ bloß Geschichten darüber gehört. Ich glaub’ schon.«
»Interessant.« Ich stoße ihm ganz leicht mit dem Revolver an den Kopf. »Wie heißen Sie?«
»Lenny Treber.« Er wirft mir einen nervösen Blick zu. Schweiß rinnt ihm in Strömen hinab. »Wie heißen Sie?«
»Ich habe viele Namen, Lenny. Wir sind hier ganz schön in der Klemme. Sie und ich und mein Freund. Wie kommen wir wieder raus?«
Er zittert am ganzen Leib. »Ich verstehe nicht.«
»Ich will nicht nach C-14. Ich will, daß Sie mir helfen, hier aus dem Netz herauszuschlüpfen. Wenn Sie mir helfen, geschieht das zu Ihrem Vorteil und zu dem Ihrer Kollegen. Ich will nicht, daß ein paar Dutzend Frauen als Witwen zurückbleiben.« Ich halte inne. »Sind sie verheiratet, Lenny?«
Er holt tief Luft, will sich beruhigen. »Ja.«
»Haben Sie Kinder?«
»Ja.«
»Sie wollen doch nicht, daß Ihre Kinder ohne Vater aufwachsen, oder?«
»Nein.«
»Wie können Sie dann mir und meinem Freund helfen?«
Es fällt ihm schwer, sich zu konzentrieren. »Ich weiß nicht.«
»Da muß Ihnen aber schon noch etwas Besseres einfallen. Was passiert, wenn sie über Funk durchgeben, daß Sie ‘ne Pinkelpause einlegen müssen?«
»Das nehmen die mir nicht ab. Dann kriegen die mit, daß ihr euch befreit habt.«
»Ist der Wagen hier schußsicher?«
»Ja.«
»Was hat man Ihnen über mich erzählt?«
«Daß Sie gefährlich sind.«
»Was sonst?« hake ich nach.
Er ist den Tränen nahe. »Sie haben gesagt, daß Sie mit bloßen Händen jemanden umbringen können.« Jetzt erst kriegt er mit, daß ich dem Kommandanten das Gehirn zerschmettert habe. Ein grausiger Anblick, selbst für meine Maßstäbe. Ein Schauer läuft Lenny über den Körper. »O mein Gott!« keucht er.
Ich klopfe ihm liebevoll auf den Rücken. »Ich habe meine schlechten Seiten«, gebe ich zu. »Aber Sie dürfen mich nicht nach ein paar Leichen hier beurteilen. Ich will Sie nicht umbringen, Lenny, jetzt, wo wir uns doch schon beim Vornamen nennen. Denken Sie sich einen anderen Weg aus, damit wir der Eskorte entkommen.«
Er bemüht sich.
»Es gibt keinen. Dieser Job hier hat die höchste Sicherheitsstufe überhaupt. Sie eröffnen das Feuer, sobald ich versuche, mich davonzumachen.«
»So lauten die Befehle?«
»Ja. Sie dürfen unter keinen Umständen entkommen.«
Das lasse ich mir durch den Kopf gehen. Sie müssen doch mehr über mich wissen, als Lenny glaubt. Wie ist das möglich? Habe ich denn so viele Spuren hinterlassen? Ich muß ans Kolosseum denken, daran, daß ich Leuten das Genick gebrochen habe; ich muß an die Speere denken, die ich geschleudert habe. Ja, wahrscheinlich ist es so.
»Ich werde ausbrechen«, sage ich Lenny, hebe die zu Boden gefallene Maschinenpistole auf und nehme mir auch die Schrotflinte vom Vordersitz. Außerdem reiße ich einem der Männer die Schutzweste herunter. »So oder so.«
»Sie werden schießen!« protestiert Lenny.
»Laß sie doch.« Aus den
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