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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel
Autoren: Christopher Pike
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gefürchteten Serienmörder festzunehmen? Na ja, so eine Bestie verlangt schon einen Großeinsatz. Und doch: Mir ist, als gäbe es noch einen anderen Grund für diese Massenversammlung. Es erinnert mich an die Situation, als Slim, der von Yaksha gedungene Mörder, zu mir kam. Slims Leute waren gewarnt worden, daß ich kein normaler Mensch sei. Ergebnis war, daß ich ihnen beinahe entkommen wäre. Auch diese Leute hier müssen Bescheid darüber wissen, daß mit mir etwas nicht stimmt.
Fast kann ich ihre Gedanken lesen.
Komisch.
Schon immer habe ich die Gefühle meiner Gegenüber deutlich spüren können. Aber jetzt auch noch Gedanken?
Welche Macht hat Yakshas Blut mir verschafft?
»Alisa«, sagt Joel und nennt mich damit bei meinem neuzeitlichen Namen. »Selbst du kannst diese Umkreisung nicht durchbrechen.« Er merkt, daß ich in Gedanken versunken bin. »Alisa?«
»Sie glauben, daß sich ein Monster hier drinnen verborgen hält«, flüstere ich. »Ich kann hören, was sie denken.« Ich packe Joel. »Was hast du ihnen über mich erzählt?«
Er schüttelt den Kopf. »Bloß ein bißchen.«
»Hast du ihnen verraten, daß ich übernatürliche Kräfte besitze? Daß ich schnell bin?«
Er zögert einen Moment, stößt dann einen Seufzer aus. »Ich habe ihnen wohl zu viel erzählt. Aber daß du ein Vampir bist, das wissen sie jedenfalls nicht.« Jetzt starrt auch er durch die Vorhänge nach draußen. »Die Art und Weise, wie die Leute umkamen – sie wurden in Stücke gerissen –, hat ihren Verdacht ausgelöst. Sie hatten meine Akte über Eddie Fender und damit auch die Adresse seiner Mutter. So müssen sie uns hier aufgespürt haben.«
Ich schüttele den Kopf. »Ich kann mich nicht ergeben. Das ist gegen meine Natur.«
Er nimmt meine Hand. »Gegen alle kannst du nicht ankommen. Du wirst sterben.«
Ich muß lächeln. »Von denen da würden noch ein paar mehr sterben.« Mein Lächeln verfliegt. »Aber wenn ich hier Widerstand leiste, wirst du auch dabei draufgehen.« Ich bin unschlüssig. Was er sagt, macht Sinn. Aber mein Herz spielt nicht mit. Mir ist, als bräche das Schicksal über mir herein. Widerwillig sage ich zu ihm: »Sprich mit ihnen. Sag, was du für richtig hältst. Aber eins verspreche ich dir: Ich werde nicht aus diesem Haus hier gehen, ohne es vorher in Brand zu stecken. Es wird keine weiteren Eddie Fender mehr geben.«
»Ich verstehe.« Er dreht sich zur Türe hin, bleibt dann stehen. Mit dem Rücken zu mir gewandt, sagt er: »Ich verstehe auch, warum du es getan hast.«
»Verzeihst du mir?«
»Wäre ich sonst gestorben?« will er wissen.
»Ja.«
Er lächelt leise, dreht sich aber nicht zu mir um. Ich spüre sein Lächeln. »Dann muß ich dir ja verzeihen«, meint er. Er faßt nach dem Türgriff. »Hoffentlich ist mein Chef draußen.«
Durch einen Spalt im Vorhang verfolge ich das Geschehen. Joel gibt sich zu erkennen, und eine Gruppe von FBI-Agenten kommt auf ihn zu. Daß sie vom FBI sind, erkenne ich an ihren Anzügen. Joel ist einer von ihnen. Er sieht genau so aus wie gestern. Sie behandeln ihn aber nicht wie einen Freund. Augenblicklich wird mir klar, wie weit ihr Verdacht reicht. Sie haben begriffen, daß die tödliche Seuche, die sich über Los Angeles ausgebreitet hat, übertragbar ist. Eddie und ich haben zu viele Leichen hinterlassen. Außerdem fällt mir der Bulle ein, den ich freigelassen habe. Der, dessen Blut ich gekostet habe. Der, dem ich erzählt habe, daß ich ein Vampir bin. Seine Vorgesetzten dürften ihm nicht alles abgekauft haben, werden aber wohl annehmen, daß ich so eine Art Dämon aus der Hölle bin.
Sie legen Joel Handschellen an und zerren ihn in ein gepanzertes Fahrzeug. Bevor er drinnen verschwindet, wirft er mir noch einen verzweifelten Blick zu. Verdammt, warum habe ich auch auf ihn gehört? Jetzt muß auch ich mich in das Fahrzeug bringen lassen. Vor allem muß ich nahe bei Joel bleiben. Keine Ahnung, was er ihnen erzählen wird. Keine Ahnung, was sie mit seinem Blut anstellen.
Mir wird klar, daß eine Menge von ihnen draufgehen werden.
Das Einsatzkommando entsichert die Waffen.
Erneut fordern sie mich auf, mich zu ergeben.
Ich knipse das Feuerzeug an und halte es an das Holz, das ich um Eddies Leiche herum aufgetürmt habe. Ich sage seinem widerlichen Kopf auf Nimmerwiedersehen, sage ihm: Das Eis, das du in der Hölle lutschst, möge dir deine zersprungenen und blutüberströmten Lippen kühlen. Während sich unmittelbar hinter mir das Inferno ausbreitet, schreite ich
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