Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
Er betrachtete die Sterne.
    »Ich sehe eine Menge unbekannter Gesichter«, sagte sie, während sie zwei Soldaten beobachtete, die an ihnen vorbeigingen. Sie blieben im Licht von Johnes Laternen kurz stehen, schenkten Meg einen anerkennenden Blick und verneigten sich.
    »Wir haben einige neue Rekrutierungen vorgenommen«, gab er zu und fuhr mit der Hand über ihren Rücken. Dann drehte er ihr den Kopf zu und lächelte. »Na gut, sie hätten uns fast angegriffen. Sie sind gekommen, sobald wir das Lager aufgeschlagen hatten – jeder einzelne jüngere Sohn aus dem Nordland. Auch ein paar Moreaner. Bei Christus, ich vermute, wir verfügen jetzt über hundert Lanzen.«
    Sie seufzte. »So viele«, sagte sie.
    Er rutschte ein wenig auf dem Sitz zurück. »Das wird den jungen Hauptmann freuen, nicht wahr?«
    Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft. »Ich bin eine sündhafte alte Frau und muss nicht erst verführt werden, wenn es das ist, was deine Hand da in meinem Rücken versucht.«
    Erst versteifte er sich, aber dann grinste er. »Ich bin wohl aus der Übung gekommen.«
    Sie schwiegen kurz.
    »Bin ich unbeholfen?«, murmelte er dann.
    »Nein«, sagte sie und dachte daran, die Laternen auszublasen und sich schamlos auf den Teppich zu legen. »Nein«, wiederholte sie.
    »Was dann?«, fragte er.
    Mit einer abwehrenden Handbewegung machte sie sich daran, die Kerzen auszublasen.
    »Du kannst es mir ruhig sagen«, meinte er.
    »Ich hatte gerade an den Hauptmann gedacht – habe mich gefragt, ob er wohl erfreut ist.« Sie zuckte die Achseln. »Ihr alle glaubt, dass es ihm gut geht, aber das stimmt nicht. Er ist wie ein Pferd, das eine Wunde zugefügt bekommen hat und doch weiter läuft. Er sieht so aus, als ob es ihm gut ginge – bis er eines Tages tot umfällt.« Sie stellte fest, dass sie sich zu ihm hingebeugt hatte.
    Er hielt sie fest. »Als ich jung war, habe ich mir nichts so sehr gewünscht wie ein Ritter zu sein«, sagte er. »Ich habe es gewollt, und ich habe dafür gekämpft. Aber ich habe es nicht erreicht. Und nach einiger Zeit und ein paar bösen Erlebnissen bin ich deinem Mann begegnet, und wir haben miteinander eine schlimme Zeit durchgemacht. Und dann bin ich zu einem ehrenwerten Mann in einer kleinen Stadt geworden. Ich hatte einige dunkle Tage, und ich hatte auch einige gute Tage.« Er zuckte mit den Schultern. »Und jetzt – par dieu, jetzt scheint es fast so, als könnte ich doch noch zum Ritter werden. Und als könnte ich dich bekommen, meine Herrin.« Er hielt sie sehr fest. »Unser kleiner Hauptmann wird noch viele Wunden davontragen. Ob sie ihn zerbrechen werden?« Er zuckte noch einmal die Achseln. »Vielleicht wird es so sein. So ist das nun einmal.«
    Sie nickte. Und glitt ein wenig näher zum Teppich, der in ihrem gemeinsamen Zelt auslag.
    Der Hauptmann saß mit Ser Alcaeus und seinem Bruder im Licht der Laternen. Der große Adler hockte auf einer Stange an dem verschatteten Ende des Zeltes. Sein Kopf war bedeckt, und er quiekte leise. Der Hauptmann ging zu ihm hinüber und beruhigte ihn. Währenddessen schenkte ihm Toby noch etwas Wein ein. Ser Jehannes klopfte gegen den Pfosten des Hauptmannszeltes.
    »Herein«, sagte der Hauptmann.
    Ser Jehannes hatte Ser Thomas und Pampe bei sich, und Toby schenkte ihnen allen Wein ein. In der Ferne drosch Eichbank auf Mutwill Mordling ein, der daraufhin zu Boden ging. Der Hauptmann beobachtete es durch die offene Zeltklappe und schüttelte den Kopf.
    »Es ist gut, zu Hause zu sein«, sagte er.
    Jehannes hielt ihm eine lederne Mappe hin. »Ich dachte eigentlich, dass dies eine Nacht des Feierns werde«, sagte er. »Aber die Boten, die das hier gebracht haben, waren wie Schmeißfliegen auf Pferdemist, Mylord. Sie haben uns bedrängt, bis sie ihre Pflichten erledigt hatten«, sagte er und verzog dabei das Gesicht. »Das meiste ist für unseren hochwohlgeborenen Rekruten hier.« Er deutete auf Alcaeus. »Euer Onkel scheint finster entschlossen zu sein, eine Botschaft von Euch zu erhalten.«
    »Ich bitte um Pardon«, sagte Alcaeus und erbrach das Siegel an der Röhre aus dunklem Holz. Währenddessen gab Jehannes dem Hauptmann eine elfenbeinerne Röhre. Der betrachtete das Siegel und schmunzelte.
    »Die Königin, meine Herren.«
    Sie alle tranken auf ihr Wohl. Sogar Pampe.
    Er erbrach das Siegel, während Alcaeus noch las.
    Dann blickte Alcaeus auf. »Mylord«, sagte er förmlich. »Die Lage hat sich verschlechtert. Ich muss im Namen des Kaisers darum bitten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher