Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
Vom Netzwerk:
Arme um meinen Hals legen?« Es gelang ihr, und sie verzog dabei nur leicht das Gesicht. Danach waren es keine körperlichen Schmerzen mehr, die sie quälten.
    Jasper hielt sie an seine Brust gedrückt, während er sie trug. Das war natürlich nur eine freundliche Geste von ihm, doch wider besseres Wissen empfand sie es als Umarmung. In diesen wenigen Minuten war sie ihren tiefsten Gefühlen hilflos ausgesetzt. Wäre es wirklich so schlimm, einen Mann zu heiraten, der sie nicht liebte? Bestimmt nicht schlimmer als sich für den Rest ihres Lebens in Sehnsucht nach ihm zu verzehren.
    Obwohl es unklug war, lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter, atmete begierig den Geruch nach Pferden, Leder und Schweiß ein und entspannte sich. Sie vergaß vorübergehend alle Sorgen und überließ sich dem Glück, an seiner Brust zu ruhen. Wenn es doch niemals enden würde! Doch als er von der Straße abbog und am Burggraben entlang ging, erinnerte sie sich wieder an den eigentlichen Grund für ihren Wunsch, mit ihm zu reden. »Das ist weit genug«, murmelte sie.
    »Noch ein kleines Stück, bis zu dem Grasstreifen dort vorne. Da wirst du es bequemer haben.«
    »Ich bin nicht so zerbrechlich, wie du befürchtest Jasper.«
    Sie spürte, dass er sich kaum merklich versteifte. »Scheint so, aber ich habe dich ja immer falsch eingeschätzt stimmt's?«
    Er setzte sie auf einem weichen Lager aus jungem Gras ab, mit einem großen Stein als Rückenstütze, und sie versuchte, sich wieder zu fassen. Was hatte er nur damit gemeint dass er sie immer falsch einschätzte?
    Sie schaute zu ihm auf. Er stand mit gespreizten Beinen und verschränkten Armen da und sah streng und unnahbar aus. »Also, was möchtest du mir sagen?«, fragte er ungeduldig.
    Rhonwen runzelte frustriert die Stirn. »Ich kann nicht mit dir reden, wenn du wie ein zorniger Gott aus der Höhe auf mich herabschaust.«
    Obwohl es mittlerweile fast dunkel war und nur der aufgehende Mond sein Gesicht beleuchtete, konnte sie sehen, dass er mit dem Kiefer mahlte. »Also gut«, murmelte er schließlich, ließ sich auf ein Knie nieder und stützte seine Ellbogen auf das andere. Aber er fühlte sich sichtlich unbehaglich.
    Wie er sie für ihren Betrug hassen musste!
    Sie schloss die Augen und bemühte sich verzweifelt, nicht die Fassung zu verlieren. Sie musste an Rhys' Wohl denken! Ein Kloß saß ihr im Hals, und sie räusperte sich kräftig, um ihn los zu werden. Doch bevor sie etwas sagen konnte, ergriff Jasper das Wort.
    »Ich muss mich für mein schlechtes Benehmen entschuldigen, Rhonwen. Ich hätte dir längst für die Rettung meines Lebens danken sollen.«
    Sie schaute ihn verwirrt an. Auch Rand hatte vorhin davon gesprochen, dass sie seinem Bruder das Leben gerettet hatte. Was meinten sie nur damit? »Aber du warst es doch, der mir das Leben gerettet hat! Du hast meine Wunde verbunden und mich nach Rosecliffe gebracht.«
    »Du hast dich zwischen mich und Lamonthe geworfen, als er zum Todesstoß gegen mich ausholte. Dadurch wurdest du verwundet. Erinnerst du dich denn nicht daran?«
    Sie versuchte diese erstaunliche Neuigkeit zu verarbeiten, schüttelte hilflos den Kopf. »Ich kann mich nur daran erinnern, dass Lamonthe sein Schwert hob. Was dann geschehen ist weiß ich nicht ... Wie konntest du dich denn befreien?«
    Jasper erzählte ihr die ganze Geschichte, und sie lauschte mit weit aufgerissenen Augen, als er berichtete, dass Rhys seine Fesseln durchtrennt hatte, damit sie mit vereinten Kräften einen gemeinsamen Feind Lamonthe - zur Strecke bringen konnten. Als er am Ende der Geschichte angelangt war, herrschte für Minuten tiefes Schweigen. Schließlich fügte er hinzu: »Du siehst also -du hast mich wieder gerettet. Vor zehn Jahren war es meine Hand, die du gerettet hast. Dieses Mal verdanke ich dir mein Leben.«
    Sie verzog das Gesicht. »Du vergisst dass ich vor wenigen Wochen versucht habe, dich zu erschießen.«
    »Das habe ich nicht vergessen«, sagte er leicht ironisch. »Aber meine Dankesschuld für die erste Rettung und dein Mordversuch haben für einen Ausgleich gesorgt. jetzt hast du mich wieder gerettet und ich stehe wieder in deiner Schuld.«
    Dann bezahl diese Schuld, indem du deinen Heiratsantrag wiederholst! hätte sie am liebsten geschrien. Halt noch einmal um meine Hand an, gib mir die Möglichkeit, dieses Mal ja zu sagen.
    Und was ist mit Rhys? mahnte eine andere innere Stimme.
    »Wir haben beide schwierige Zeiten überlebt«, sagte sie leise. »Vor zehn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher