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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
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wenn ich von dir mein Abendessen zurückbekommen habe! «
    »Du schmutziger kleiner Bastard!«, fluchte sie. »Ich werde dich lehren, in Zukunft besser zu überlegen, bevor du Steine wirfst!« Doch es gelang ihr nicht ihn einzuholen. Er tänzelte vor ihr am braunen Flussufer entlang, immer nur um Haaresbreite entfernt. Einmal bekam sie seinen Kittel zu fassen, aber der Stoff zerriss, und sie stand nur mit einem Fetzen Wolle in der Hand da, völlig außer Atem, mit funkelnden Augen.
    »Du hast dich nicht mehr gewaschen, seit ich dir vor fünf Jahren ein Bad verabreicht habe, stimmt's?«, keuchte Rhonwen. »Kein Wunder, dass du in den Wäldern lebst. So wie du stinkst würde niemand es unter einem Dach mit dir aushalten.«
    »Ich lebe in einem schönen, sehr gemütlichen Haus«, behauptete Rhys und schwenkte provozierend ihren Korb hin und her. »Meriel wird sich über diesen Korb freuen, obwohl das Kaninchen ihr lieber gewesen ... «
    Er verstummte plötzlich und schaute nach rechts. Das nutzte Rhonwen aus, um sich auf den Jungen zu stürzen. Er fiel hin, sie drückte ihn mit ihrem Gewicht zu Boden und konnte ihm den Korb entreißen. Allerdings war er stärker, als sie gedacht hatte, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, drehte er den Spieß um, wälzte sich auf sie und nahm sie gefangen.
    »Sei still!«, zischte Rhys, als sie an seinen Haaren zerrte und ihm ein Knie in den Unterleib zu rammen versuchte, was ihr freilich nicht gelang, weil ihre nassen Röcke an den Beinen klebten und ihre Bewegungsfreiheit erheblich einschränkten.
    »Sei still«, wiederholte er leise. »Hör auf, dich zu wehren, Rhonwen, Dort drüben sind Engländer englische Soldaten!«
    Englische Soldaten ...
    Das brachte Rhonwen sofort zur Vernunft und machte Rhys zu ihrem Verbündeten. Wenn es um den gemeinsamen Feind - die Engländer - ging, mussten alle Waliser zusammenhalten! Seite an Seite suchten die beiden Kinder hinter einer knorrigen Erle Schutz und starrten ängstlich zum anderen Ufer hinüber. Die Soldaten tränkten ihre Pferde und erfrischten auch sich selbst mit dem kalten Wasser. Ihre Stimmen wurden vom Rauschen des Flusses übertönt so dass Rhonwen und Rhys nicht verstehen konnten, was gesprochen wurde.
    Wegrennen kam nicht in Frage, denn die Reiter könnten sie mühelos einholen und töten, wenn ihnen der Sinn danach stand. Doch Rhonwen konnte sich ein noch schlimmeres Schicksal vorstellen: ihre keimenden Brüste, auf die sie normalerweise sehr stolz war, würden die schändlichen Engländer bestimmt veranlassen, sie zu vergewaltigen! Zitternd und mit rasendem Herzklopfen schmiegte sie sich an den Jungen, den sie noch vor wenigen Minuten abgrundtief gehasst und verachtet hatte.
    »Das ist er«, hörte sie Rhys flüstern.
    »Er? Meinst du Randulf Fitz Hugh, den Lord von Rosecliffe?«
    »Nein, es ist sein Bruder Jasper Fitz Hugh - der Mann, der meinen Vater umgebracht hat!«
    Rhonwen warf ihm einen Seitenblick zu. Auch ihr eigener Vater war von Engländern getötet worden. Sie hatte ihn als freundlichen Mann in Erinnerung, der hart arbeitete, um für seine Familie sorgen zu können. Hingegen war Rhys' Vater fast noch schlimmer als die Engländer gewesen, ein grausamer Mann, der in seinem Fanatismus, Wales vor der Fremdherrschaft zu retten, vor keiner Schandtat zurückschreckte.
    Doch dies war nicht der geeignete Zeitpunkt, Rhys darauf hinzuweisen, dass Owain ap Madoc weder ein guter Anführer seiner Landsleute noch ein guter Vater gewesen war. Im Moment war er ihr Verbündeter gegen Jasper Fitz Hugh, den sie zwar seit Jahren nicht gesehen hatte, aber mühelos erkannte.
    Er war groß und muskulös, hatte braune Haare und das attraktive Gesicht eines Teufels, der ahnungslose Menschen zum Sündenfall verführen wollte. Alle Frauen im Dorf redeten über ihn - aber nur, wenn ihre Ehemänner nicht in der Nähe waren und wenn sie glaubten, dass auch keine Kinder zuhörten. Doch Rhonwen hatte sie oft heimlich belauscht und was sie dabei über Jasper Fitz Hugh erfahren hatte, reichte völlig aus, um ihn in ihren Augen zu einer Ausgeburt der Hölle zu machen.
    Schlimm genug, dass er ein Engländer war. Alle Engländer waren Ungeheuer!
    Schlimm genug, dass er ein Mann war. Alle Männer waren Angeber und Tyrannen!
    Allerdings musste sie der Gerechtigkeit halber zugeben, dass es nicht seine Schuld war, als Mann und Engländer auf die Welt gekommen zu sein. Gott hatte es so gewollt ...
    Hingegen trug nur er selbst die Verantwortung für sein
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