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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
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»Weißt du, Isolde - Rhys ist nicht so grausam, wie du ihn hinstellst. Er ist im Grunde ein sehr weichherziger Bursche.«
    »Er ist ein Schuft!«, rief Isolde mit hochroten Wangen. »Er hat eine schwarze Seele, einen üblen Charakter und ... und gar keine Manieren!«
    »Das stimmt nicht.«
    »Doch! Aber Mönch Guillame wird ihm schon Manieren beibringen und ... « Sie verstummte erschrocken und kehrte Rhonwen schuldbewusst den Rücken zu. »Wenn du darauf bestehst dein altes Kleid zu tragen, wird Mutter ... «
    »Wer ist Mönch Guillame? Wer ist das?«
    »Ich hätte es dir nicht sagen dürfen«, murmelte Isolde. »Ich weiß es auch nur, weil ich gehorcht habe«, gab das Mädchen zu.
    »Wer ist dieser Mönch Guillame?«, beharrte Rhonwen.
    Isolde schaute sie trotzig an. »Vater kennt ihn gut. Er ist Seneschall einer Burg in Northumbria.«
    »Ein Mönch ist Seneschall?« Dann kam Rhonwen ,voll zu Bewusstsein, was Isolde sonst noch gesagt hatte, und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. »Northumbria? Rhys soll nach Northumbria geschickt werden? Warum?«
    »Das weiß ich nicht und es ist mir auch ganz egal.« Sie schob Rhonwen einen Hocker hin. »Setz dich bitte, bevor du hinfällst und dich wieder verletzt.«
    »Northumbria«, wiederholte Rhonwen, die erst jetzt das ganze Ausmaß dieser Strafe begriff. »Aber das liegt doch in England! «
    »In Nordengland, unweit von Schottland. Vater hat eine Landkarte von den britischen Inseln. Ich weiß genau, wo Northumbria, London und Eire liegen«, berichtete Isolde stolz, während sie Rhonwen auf den Schemel drückte. »Setz dich.«
    Rhonwen ließ sich kraftlos auf den Schemel sinken und rang die Hände, verzehrt von Schuldgefühlen, weil sie ihren besten Freund in eine solche Lage gebracht hatte. Sie schaute zu Isolde auf, bleich vor Angst um ihn. »Was wird man dort mit ihm machen? Auf welche Weise wird dieser Mönch ihn bestrafen?«
    Isolde zuckte wieder mit den Schultern. »Das weiß ich' nicht. Diesen Teil ihrer Pläne konnte ich nicht belauschen.«
    »War das Jasper Idee?«
    Isolde schob ihre Unterlippe vor. »Du solltest auf Jasper nicht böse sein, Rhonwen. Rhys hat sich diese Suppe selbst eingebrockt.«
    »Wo ist Jasper?«
    »Das habe ich dir doch schon erzählt - zusammen mit Papa auf der Falkenjagd.«
    Die Angst um Rhys verlieh Rhonwen neue Kräfte. Sie stand auf und deutete auf das schöne hellgrüne Kleid. »Gib es mir.« Wenn sie sich für Rhys einsetzen wollte, musste sie möglichst vorteilhaft aussehen. Vielleicht würde es ihr dann gelingen, Jasper zu erweichen ...
     

Kapitel 26
     
    Gavin stützte Rhonwen, als sie langsam die Treppe hinabging. Isolde brachte ihr einen kunstvoll geschnitzten Stock aus Kirschholz. Josselyn beobachtete alles, erkundigte sich aber nur kurz nach Rhonwens Befinden, ohne ihr weitere Fragen zu stellen. Sie vermutete, dass Josselyn ahnte, was sie im Schilde führte.
    Der Wachposten vor der Tür zum Verlies wies sie barsch ab. »Keine Besucher erlaubt! So lauten meine Befehle.«
    Wäre Rhonwen kräftiger gewesen, hätte sie vielleicht versucht irgendwie an ihm vorbei zu kommen. Aber sie wusste, dass sie dafür viel zu schwach war. Deshalb durchquerte sie resigniert die Halle, trat ins Freie und schleppte sich zum Pförtnerhaus, wo sie sich erschöpft an die kalte Steinmauer lehnte.
    Isolde, Gavin und die kleine Gwen waren ihr gefolgt. Gavin rollte ein kleines Fass herbei und stellte es auf, damit sie darauf sitzen konnte. Dankbar setzte sie sich hin, schwer auf den Stock gestützt. Sie war noch viel schwächer, als sie geglaubt hatte. Im Moment könnte sie ohne Hilfe nicht einmal in die Halle zu rückkehren, doch das war sowieso nicht ihre Absicht. Sie würde hier auf Jasper warten.
    Die strahlende Vormittagssonne versteckte sich am frühen Nachmittag hinter Wolken. Die Männer hatten das Mittagessen verpasst. Rhonwen harrte auf dem Fass aus. Irgendwann würden sie von der Falkenjagd zurückkommen, und wenn sie hier saß, konnte Jasper ihr nicht länger ausweichen.
    Um sie herum herrschte das übliche geschäftige Treiben. Zwei Maurer arbeiteten an den Zinnen für die Westmauer. Eine Schar von Lehrlingen hievten die schweren Steine mit Hilfe eines Flaschenzugs zu den beiden Meistern hinauf.
    Die Milchmagd trieb Kühe und Ziegen in die Ställe, um sie zu melken. Die Waschfrau holte trockene Wäschestücke von der Leine, denn es sah nach Regen aus, der ihre Arbeit zunichtemachen würde.
    Ein junger Mann ging murrend auf die
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