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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
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gemacht.« Bei den letzten Worten zitterte ihre Stimme ein wenig. Sie räusperte sich und gewann die übliche Energie zurück. »So, jetzt schauen wir uns mal deine Wunde an und wechseln den Verband.«
    In den nächsten drei Tagen bekam Rhonwen nur Frauen zu Gesicht. Sogar Romney, der Heiler, überließ die Pflege Josselyn, die in Isolde eine tüchtige Helferin hatte. Weder Jasper noch Rhys statteten Rhonwen einen Krankenbesuch ab, und als sie nach ihnen fragte, wurde ihr gesagt Rhys werde gut behandelt und Jasper sei auf der Jagd.
    »Papa hat zwei Zuchtfalken von seiner Reise mitgebracht«, berichtete Isolde stolz. »Der Falkner bleibt nur zwei Wochen hier, deshalb müssen Papa und Jasper in dieser kurzen Zeit möglichst viel von ihm lernen.« Sie warf einen Blick aus dem Fenster und blinzelte in der Frühlingssonne. »Du müsstest sehen, wie schön die beiden Vögel sind, Rhonwen. Sie haben so leuchtende Augen und schauen einen an, als würden sie jedes Wort verstehen. Gavin ist ganz verrückt nach ihnen.« Dann zeigte sie Rhonwen ein hellgrünes Kleid, das aus den Schränken ihrer Mutter stammte, einfach geschnitten, aber aus feinster Wolle. »Schau mal, darin wirst du hinreißend aussehen.«
    Rhonwen konnte keine Begeisterung für das schöne Kleid aufbringen. Sie sollte heute in der großen Halle essen - ihr erster Ausflug aus dem Krankenzimmer. Isolde hatte ihre Haare gewaschen und trocken gebürstet. jetzt fielen sie ihr glänzend und duftend über die Schultern.
    Doch wozu der ganze Aufwand, wenn dem einzigen Menschen, den sie gern beeindrucken würde, so wenig an ihr lag, dass er sie kein einziges Mal besucht hatte?
    Natürlich war es töricht ihn beeindrucken zu wollen. Trotzdem sehnte sie sich danach, Bewunderung in seinen Augen zu lesen, wie damals, als sie in der Pose einer vornehmen Dame die Treppe hinabgeschritten war. Dieses Mal würde sie nicht über die eigenen Röcke stolpern, schwor sie sich. Doch vermutlich würde Jasper sie kaum eines Blickes würdigen. Er hatte jedes Interesse an ihr verloren, und sie konnte ihm daraus keinen Vorwurf machen. Schließlich hatte sie Verrat begangen ...
    Sie kämpfte gegen eine Welle tiefer Verzweiflung an. »Ich werde meine eigenen Kleidungsstücke tragen. Du hast sie ja geflickt wie ich gesehen habe.«
    Isolde legte das hellgrüne Kleid auf ihren Schoß. »Fühl nur, wie weich es ist wie fein gearbeitet.«
    »Es ist viel zu lang für mich.« Rhonwen schob das Kleid beiseite, warf die Decke zurück und schwang ihre Beine aus dem Bett wobei sie unwillkürlich eine Grimasse schnitt. Ihre Seite schmerzte fast so stark wie am ersten Tag, aber sie war jetzt viel kräftiger und konnte den Schmerz leichter ertragen.
    »Du sollst nicht aufstehen, ohne dass jemand dir dabei hilft.«
    »Dann hilf mir eben«, schnauzte Rhonwen das Mädchen an, schämte sich jedoch sofort als sie Isoldes bestürzte Miene sah. »Verzeih mir, Isolde«, sagte sie seufzend. »Ich weiß, dass ich ein undankbares Luder bin. Es ist nur ... diese Untätigkeit macht mich verrückt, und außerdem mache ich mir große Sorgen um,...« Als sie verstummte, drängelte Isolde: »Um wen?« Ihr Mund verzog sich zu einem schlauen Lächeln. »Um Jasper?«
    Rhonwen knirschte mit den Zähnen. Isolde kam bei jeder Gelegenheit auf Jasper zu sprechen, schwärmte davon, wie er Rhonwen vom Schlachtfeld getragen hatte. In den Augen des Mädchens war das der beste Beweis dafür, dass sie ein Liebespaar wie im Märchen waren. Rhonwen wusste es besser. Weder sie noch Jasper wären in tödliche Gefahr geraten, hätte sie ihn nicht dazu provoziert ihr zu folgen. Doch Isolde hielt an der romantischen Version der Geschichte fest die auch den Zimmermädchen sehr zu gefallen schien.
    »Warum sollte ich mir Sorgen um Jasper machen?« Sie stemmte sich hoch, unterdrückte ein Stöhnen und suchte Halt am Bettpfosten. »Es geht um Rhys.«
    Wie immer, wenn der Mann erwähnt wurde, verdüsterte sich Isoldes Miene. »Um den brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, murrte sie. »Man hätte ihn längst hängen sollen. Mit jedem anderen Aufständischen, der seine Taten nicht einmal bereut hätte man schon kurzen Prozess gemacht.«
    Rhonwen umklammerte den Bettpfosten noch fester, denn sie wusste, dass Isolde Recht hatte. »Was haben sie mit ihm vor?«
    Isolde zuckte mit den Schultern, mied jedoch Rhonwens Augen. Das Mädchen wusste mehr, als es zugeben wollte, davon war Rhonwen überzeugt und sie würde ihm die Wahrheit entlocken.
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