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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring
Autoren: Paul Melko
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Moira schweigt auch ohne Betäubung, während Quant den Traktor durch die verwinkelten Tafelberge lenkt. In unserer Fantasie wächst dichter, grüner Urwald aus dem trockenen Boden, stürzen sich sprudelnde Wasserfälle die Steilhänge hinunter. Die Realität besteht aus Sand und Stein.
    Von Minute zu Minute rückt die Ankerstation näher. Wenn wir es bis dorthin schaffen, stehen uns beliebige Ziele offen.
    Nehmen wir Moira mit in den Ring?, fragt Quant.
    Meda zieht die Augenbrauen zusammen. Warum nicht?
    Weil sie jetzt zur Zweiten Community gehört. Am Ende lässt sie Leto rein.
    Wie das?
    Indem sie ihr Interface mit der Station verbindet.
    Quatsch, erwidert Meda, ohne den Pod zu überzeugen; statt Konsens herrscht Zweifel.
    Quant begreift als Erste, dass die Ankerstation am anderen Ufer liegt. Wir müssen den Fluss erneut überqueren, es geht nicht anders, auch wenn bei der nächsten Brücke mit Sicherheit Menschen sein werden, Menschen, die unsere Position weitergeben könnten.
    Doch als wir den Kongo erreichen, gluckert nur noch ein jämmerliches Rinnsal durch den rissigen Boden. Misstrauisch beobachtet von einem Schäfer, der über eine Herde verstaubte Schafe wacht, steuern wir durch den Bach, das letzte Überbleibsel des mächtigen Stroms. Mehr Wasser hat es nicht bis hierher geschafft, eintausend Kilometer von der Mündung ins Landesinnere. Vielleicht wird sich das eines Tages ändern; vielleicht wird das Wasser eines Tages beschließen, doch in die richtige Richtung zu fließen.
    Eine Stunde später entdeckt Manuel eine Staubwolke am Horizont. Wir werden verfolgt.
    Strom nickt, während er die Relativgeschwindigkeit abschätzt. Sie sind schnell. Schneller als wir.
    Sofort drückt Quant fester aufs Gaspedal, und wir fliegen dahin, über die eingetrocknete Salzwüste eines ehemaligen Sees.
    Nach einem Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige schöpft Manuel neue Hoffnung. Wir können es schaffen.
    Mit entschlossenem, angespanntem Gesicht beobachtet Moira die Staubwolke. Als ihre Augen zum Tacho huschen, scheint sie die Achseln zu zucken.
    Behaltet sie im Auge, rät Strom. Ihm fällt es besonders schwer, Moira als Feindin einzustufen, aber er kann nicht riskieren, dass sie das Lenkrad packt und den Traktor ins Schlingern bringt. Sicherheitshalber schiebt er sich zwischen Quant und Moira.
    Doch Moira packt nicht das Lenkrad, sondern stößt die Tür auf und klettert hinaus auf die Leiter. Manuel will ihr hinterher, muss sich in dem engen Führerhaus aber erst um Strom herumwinden. Damit ist er noch beschäftigt, als Moiras Stiefel gegen die Wasserstoffpumpe donnert.
    Achtung!
    Auf halbem Weg zur Plattform unter dem Führerhaus sieht Manuel, wie die Dichtung um die Pumpe aufbricht. Flüssiger Wasserstoff schießt hervor, eine jähe Explosion, die sich in der staubtrockenen Luft sofort in feine Kondenswolken auflöst.
    Moira lässt sich auf den Sand fallen und rollt sich ab, während der Motor stottert und abstirbt. Im nächsten Moment rennt sie los, direkt auf die Staubwolke zu, die sekündlich näher kommt.
    Scheiße!, schreit Quant. Sie hat die Wasserstoffzufuhr unterbrochen. So können wir nicht weiter. Schnell dreht sie den Nothahn zu, um den Tank abzudichten.
    Strom blickt Moira hinterher, während er Manuels Hand verbindet, die er sich am Wasserstoffdampf verbrüht hat.
    Auch Meda starrt verzweifelt durch die Scheibe. Wir müssen sie aufhalten!
    Nein, sendet Strom, wir müssen uns neu formieren. Ob mit oder ohne Moira.
    Ohne Moira sind wir nichts.
    Quatsch!
    In der Zwischenzeit ist Quant auf die Plattform geklettert. Mit einem Schraubenschlüssel biegt sie die Dichtung zurück, um den Schaden zu begutachten: Das Innere der Pumpe und der Röhren, wo die Temperatur von plus vierzig auf minus fünfzig Grad Celsius abfällt, ist von einer weißen Schicht aus gefrorenem Wasserdampf überzogen. Manuel, die Hand fertig verbunden, stößt zu ihr, weil er auf engem Raum geschickter hantieren kann.
    Strom, der weiterhin die Staubwolke beobachtet, meint, eine Art Auto auszumachen; kein Aircar, auch keinen Arboroboter, sondern ein konventionelles Auto. Währenddessen sieht Meda nur Moira, die nach und nach zwischen den Felsen verschwindet.
    Inzwischen ragt die Ankerstation so hoch vor uns auf, dass wir fast fürchten, jeden Moment unter ihr begraben zu werden. Strom versucht, die Entfernung abzuschätzen, ist sich aber nicht sicher.
    Gleichzeitig wühlt Quant in ihren Erinnerungen und sucht nach der korrekten Verbindung
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