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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zerfleischt hätte, wenn du auf deiner Flucht vor Omar wirklich auf dich alleine gestellt gewesen wärst.« Er lachte leise auf. »Was hätte ich dafür gegeben, wenn Faruk dich in diesem Moment gleich nach Masyaf hätte bringen dürfen! Aber mein Vater hatte beschlossen, Arslan zu schicken,
    um dich auszulösen und dabei mehr über die Pläne der Johanniter zu erfahren.«
    Faruk ihr treuester Leibwächter? Robin war wie vor den Kopf geschlagen. In ihr tobten die unterschiedlichsten Gefühle, während ihr Verstand verzweifelt versuchte, so etwas wie Ordnung in das Chaos ihrer Gedanken zu bringen. Aber da gab es etwas, das die ganze Zeit in ihr genagt hatte, seit sie Salim hinter Harun stehend entdeckt hatte - und das sie jetzt einfach klären musste, auch wenn sie damit alles zu zerstören drohte, was vom Zauber des Augenblicks noch geblieben war.
    »Warum hast du es mir nie gesagt?«, fragte Robin. Es fiel ihr schwer, zu sprechen. Das war nicht das, was sie sagen wollte. Es war nicht das, was sie in diesem Moment sagen sollte. »All die endlosen Stunden. Zwei Jahre lang. Und ich habe dich für einen Sklaven gehalten.«
    »Mehr oder weniger war ich das auch«, antwortete Salim. »Mein Vater und die Templer haben vor langen Jahren ein Bündnis gegen Sultan Saladin geschlossen. Er ist ihr gemeinsamer Feind, musst du wissen. Auch wenn Bruder Abbé und die anderen es nie zugeben würden: Sie wissen genau, dass er vielleicht in der Lage wäre, das Königreich der Christen zu vernichten und auch die Burg meines Vaters zu schleifen.«
    »Und deine Verkleidung als Tuareg?«
    »Oh, das ist keine Verkleidung.« Salims Finger strichen nervös über das schwarzblaue Gewand, das er trug, und sein Blick irrte überall hin, nur nicht in Robins Richtung. »Meine Mutter war eine Tuareg-Prinzessin, und ich wurde sowohl in den Zelten der Tuareg als auch auf den Burgen der Assassinen erzogen.«
    »Wie praktisch«, sagte Robin. Warum klang ihre Stimme so bitter? Ihre Brust wollte zerspringen vor Freude, aber irgendetwas in ihr erlaubte ihr dieses Gefühl zugleich auch nicht. »Und wie passe ich in eure Politik? Ich bin keine Prinzessin. Nur ein kleines Bauernmädchen - und eine Betrügerin.«
    »Eine Betrügerin?« Salim runzelte die Stirn. »Spielst du damit etwa auf Omar Khalid an - und auf das, was sich zwischen euch entwickelt hat in der Zeit in Hama und während eurer gemeinsamen Flucht vor den Männern meines Vaters?»
    Robin starrte ihn einen Moment lang fassungslos an. »Dein Vater scheint dich ja hervorragend informiert zu haben.«
    »Ich wollte im Bilde sein, wie es dir im Haus des Sklavenhändlers ergeht«, sagte Salim mit fast ausdrucksloser Stimme. »Ich musste einfach wissen, ob du dort in Gefahr bist…« Er lachte traurig auf.
    »Aber das scheint ja ganz und gar nicht der Fall gewesen zu sein. Ganz im Gegenteil. Wie es aussiehst, hast du dich mit Omar Khalid prächtig amüsiert.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagte Robin heftig. »Nennst du es etwa amüsieren, wenn ich zusehen muss, wie Dutzende unschuldiger Menschen bestialisch gequält werden, nur weil einer aus ihrer Mitte einen hartherzigen und hochmütigen Sklavenhändler betrügen wollte? Nennst du es etwa amüsieren, wenn ich weggeschlossen werde wie ein teures Spielzeug, um anschließend meistbietend als Sklavin verkauft zu werden? Nein, Salim. Ich habe mich nicht amüsiert. Aber ich habe auch lernen müssen, dass selbst ein grausamer Mann wie Omar Khalid von großer Sanftmut und Poesie sein kann.«
    »Sanftmut und Poesie?«, fragte Salim ungläubig. »Ist das etwa alles, was dir zu dem Sklavenhändler einfällt?«
    »Aber, nein«, sagte Robin sanft, und dann schüttelte sie den Kopf.
    »Es ist nur so… dein Vater versprach, ihm eine zweite Chance zu geben… und ich finde, er hätte sie verdient, nach allem, was er auch an Gutem getan hat. Ich werde ihm nie vergessen, dass er Nemeth gerettet hat, indem er seinen Verbündeten, diesen ekelhaften Mussa, mit einem Messerwurf niederstreckte.«
    »Und jetzt fragst du dich…?«
    »Jetzt frage ich mich, ob dein Vater zu seinem Wort stehen wird.« Salim nickte langsam. »Wenn er sein Wort gegeben hat, wird er es auch halten. Vielleicht nicht unbedingt aus Menschlichkeit… Aber es könnte sein, dass er noch… Pläne mit ihm hat.« Er stockte und sein Blick flackerte so unruhig und auf eine Weise, wie Robin es noch nie bei ihm bemerkt hatte. »Doch wie steht es mit dir? Wird der Sklavenhändler auch von dir eine
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