Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
zweite Chance bekommen?«
    Robin spürte, wie sich ihre Augen gegen ihren Willen mit Tränen füllten. »Aber, Salim. Du solltest es besser wissen. Ich…« Sie brach ab und starrte aus dem Fenster hinaus, auf den Garten Eden unter ihnen, der ein Paradies versprach, das es für sie nicht geben würde - weder hier noch irgendwo anders -, wenn sie es nicht endlich schaffte, ihr Herz sprechen zu lassen statt ihres verwirrten Verstands, der nicht mehr ein und aus wusste nach all dem Durcheinander der letzten Wochen.
    »Was sollte ich besser wissen?«, fragte Salim schließlich.
    »Dass… dass zwischen Omar und mir nichts weiter war als Verzweiflung, die nach einem Ausweg suchte, wo keiner war. Und ich bitte dich, Salim, ich bitte dich wirklich: Lass es dabei bewenden. Lass uns nicht mehr über Omar reden, sondern lieber über das, was uns das Schicksal hier in diesem Augenblick schenkt…«
    Salim starrte sie eine Weile schweigend an. Sein Gesicht glich in diesem Moment einer Bronzestatue, die Robin erst vor kurzem im Haus des Sklavenhändlers gesehen hatte und die für sie der Inbegriff der Ausdruckslosigkeit gewesen war. Doch schließlich nickte er und lächelte auf diese unbeschreiblich scheue und gleichzeitig selbstsichere Art, die sie an ihm kannte - und so liebte.
    »Vielleicht ist es wirklich das Schicksal, das uns diesen Augenblick schenkt«, sagte er. »Vielleicht ist es aber auch nichts weiter als die Macht meines Vaters, die uns hier zusammengeführt hat.«
    »Dein Vater.« Robin nickte langsam, während sie an Harun dachte, diesen Mann mit den vielen Gesichtern, der so fröhlich sein konnte, so perfekt den Gecken zu spielen vermochte - und doch ein grausamer und weithin gefürchteter Herrscher war. »Welche Rolle spielt er in diesem Spiel?«
    Salim schürzte die Lippen und deutete ein Achselzucken an. »Mein Vater wünscht, dass wir beide ein Paar werden«, erklärte er trocken, »um das Bündnis mit den Templern noch weiter zu stärken. Das ist wichtig, weißt du, denn alles deutet darauf hin, dass es schon bald wieder einen neuen Krieg zwischen dem leprakranken und schwachen König Balduin und Sultan Saladin geben könnte. Die Templer haben noch Großes mit dir vor, und Bruder Abbé war über die Maßen erleichtert, als er von deiner Rettung erfuhr - wobei er übrigens alles getan hat, um die Johanniter von deiner Spur abzubringen, denn sie könnten mit ihren Ränkespielen dir und den Templern mehr Schaden zufügen als selbst Sultan Saladin.« Wieder hob er die Schultern und bemühte sich, ein möglichst gleichgültiges Gesicht aufzusetzen. »Ach so, und ganz nebenbei liebe ich dich auch noch.«
    »Ach?«, fragte Robin spitz. »Was hat man dir denn geboten, um ein flachbrüstiges Mannweib mit Pferdeäpfelfarbenem Haar zu heiraten?«
    Einen Atemzug lang wirkte Salim fast verletzt, aber dann grinste er plötzlich breit, suchte das erste Mal wieder den Blick ihrer Augen und sagte: »Es tut mir Leid, Robin. Ich hatte Unrecht mit diesem Vergleich. Ein Bad und die heiße Sonne der Wüste sind deinem Haar gut bekommen, wie man sieht.« Sein Grinsen wurde noch breiter.
    »Ich finde, es hat jetzt die liebreizende Farbe von Pferdeäpfeln, den man mit einem ganzen Krug Honig übergossen hat.«
    Robin starrte ihn eine geschlagene Sekunde lang fassungslos an - und dann versetzte sie ihm eine schallende Ohrfeige. Mit einem einzigen Satz war sie endgültig bei ihm, schlang die Arme um seinen Hals und erstickte seinen überraschten Ausruf mit einem Kuss von solcher Inbrunst, dass ihre gesprungenen Lippen zu schmerzen begannen.
    Aber was machte das schon?
     
    ENDE

 
     
     
    C op y r i ght © 2 0 0 2 by Wo l fg a ng Ho h l be i n u n d M ed ie n ag e n tu r G ö rd e n
    Cop y r i ght d e r deuts c h e n Au s g abe © 2 0 0 2 b y W il h elm He y n e V e rlag G m bH & Co. KG
    U m schlaggest a ltung: B ü di n g e r, A u g sb u r g
    U m sch l ag m o t i v: T h e B r i dg em an A rt L ib ra ry , L on d o n
    Pri n ted in Germa n y
    IS B N 3 - 82 8 9- 7 03 7 -0
     
     
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher