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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dass man eine Braut und ihren Bräutigam allein lässt, zumindest am Abend ihrer Vermählung«, antwortete er.
    Vermählung!! Kaltes Entsetzen packte Robin. Sie wich einen Schritt zurück und blieb erst unfreiwillig stehen, als sie gegen den Tisch stieß. Sie würde diesen Mann nicht heiraten. Sie wollte lieber sterben, ehe sie zuließ, dass er sie auch nur berührte!
    Aisha nickte gehorsam und zog sich zurück. Nemeth zögerte noch einen Moment und warf Robin einen fast Hilfe suchenden Blick zu, aber sie konnte dem Mädchen nicht helfen. Sie war es, die in diesem Moment Hilfe brauchte. Aber es war niemand da.
    Harun wartete, bis auch das Fischermädchen den Raum verlassen hatte. Dann machte er einen Schritt auf Robin zu, blieb aber sofort wieder stehen, als sie erschrocken zusammenfuhr und sich an der Tischkante entlang zur Seite schob. Für einen ganz kurzen Moment hatte sie das Gefühl, eine zweite Gestalt hinter Harun zu erblicken. Dann aber sah sie etwas, das ihr Herz noch härter schlagen und ihre Verzweiflung noch tiefer werden ließ: Der mit einem Vorhang abgeteilte Bereich des Raumes hinter Sheik Sinan war keineswegs leer. Vielmehr beherbergte er ein gewaltiges, mit seidenen Kissen und bunt bestickten Decken und Laken bedecktes Himmelbett, das zu allem Überfluss auch noch mit Rosenblüten bestreut war. Der Anblick einer Streckbank oder irgendeines anderen Foltergerätes hätte sie in diesem Moment nicht in tiefere Verzweiflung stürzen können.
    »Niemals«, sagte sie. Nur dieses eine Wort, aber Harun verstand wohl, was sie meinte, denn er blieb, wo er war, und ein bedauernder Ausdruck mischte sich in das Lächeln, mit dem er sie die ganze Zeit über betrachtet hatte.
    »Man hat mir nicht zu viel von dir erzählt«, sagte er in einem Ton, der ebenso nachdenklich wie die Wahl seiner Worte sonderbar war.
    »Du bist sehr tapfer. Wenn es irgendetwas gibt, was deinen Mut noch übertrifft, dann ist es dein Stolz, nicht wahr?«
    Robin wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Ihr Herz klopfte immer noch bis zum Hals. Ihre Finger zitterten. Schritt für Schritt schob sie sich weiter an der Tischkante entlang, fuhr plötzlich herum und war mit drei, vier weit ausgreifenden Schritten beim Fenster und mit einem Fuß schon auf der niedrigen Brüstung.
    »Komm keinen Schritt näher!«, warnte sie. Ihre Stimme bebte, und sie konnte selbst die Angst darin hören, aber auch eine Entschlossenheit, die Harun ebenso spüren musste wie sie.
    »Du meinst es wirklich ernst, scheint mir«, sagte Harun bedauernd.
    »Ja«, antwortete Robin. »Ich sterbe lieber, bevor ich zulasse, dass Ihr mich auch nur anrührt.«
    »Aber das hatte ich niemals vor, mein liebes Kind«, sagte der Alte vom Berge sanft.
    Robin blinzelte. Im allerersten Moment war sie nicht sicher, ob sie ihn wirklich verstanden hatte. Dann aber war sie überzeugt davon, dass es sich bei diesen Worten nur um eine neue Grausamkeit handeln konnte, eine List, um sie vom Fenster wegzulocken.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte sie spöttisch. »Ihr habt lediglich das Leben Dutzender Eurer Männer riskiert, Euch mit dem mächtigsten Sklavenhändler von Hama angelegt und einen kleinen Krieg vom Zaun gebrochen, um meiner habhaft zu werden.« Ihre Stimme war plötzlich voll bitterem Hohn. Sie wusste selbst nicht, woher sie die Kraft dazu nahm. »Und das alles nur, weil Ihr n i ch t s von mir wollt!«
    Harun lachte. »Oh, mein liebes Kind«, sagte er. »Es ist mir durchaus ernst gewesen, als ich dich mit einer Leopardin verglichen habe. Aber weißt du, mit dem Alter kommt manchmal auch die Weisheit und es würde mir niemals einfallen, mit einer säbelschwingenden Wilden ein Bett zu teilen.«
    »Aber warum habt Ihr mich dann…?«
    »Vielmehr war es der Wunsch meines Sohnes, dich zu heiraten«, fuhr Harun fort. Es schien ihm immer schwerer zu fallen, nicht vor Lachen einfach laut herauszuplatzen. Und dann tat er es doch, lange, schallend und ausdauernd, als er den Ausdruck vollkommener und fassungsloser Verblüffung auf Robins Gesicht bemerkte.
    »Euer… Sohn!«, hauchte sie. »Ich… ich verstehe nicht…«
    »Ja, das scheint mir auch so«, sagte Harun. »Auch wenn du es selbst nicht weißt, Robin, aber du musst wohl so etwas wie eine Berühmtheit sein. Die Kunde von dem Bauernmädchen, das sich selbst von einem Schnitt durch die Kehle nicht davon abhalten ließ, sich in den Templerorden einzuschleichen und all diese tapferen und klugen Ritter dergestalt an der Nase
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