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Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen

Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen

Titel: Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen
Autoren: Sharon Page
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sie das skandalöse Bild verborgen hatte.
    Die Haushälterin schnaufte von ihrem Treppenaufstieg. Ihre Wangen leuchteten rot, ihre Haube saß schief. Sie schwenkte eine Visitenkarte durch die Luft. „Da ist ein Gentleman, der Sie sehen möchte.“
    „Welcher Gentleman?“ Ihr Vater? Rodesson glich äußerlich einem Gentleman, aber er würde nicht wagen, sie zu besuchen.
    Die Haushälterin schob sich die Haube zurecht. „Der Earl of Trent, Madam! Ich habe ihn in den Salon geführt. Soll ich den Kessel aufsetzen und Tee machen?“
    Venetias Herz vollführte einen wilden Stepptanz in ihrer Brust. Sie schob ihren Stuhl zurück, griff nach dem Atelierschlüssel, durchquerte in Windeseile den Raum und griff nach der Karte. Ihr Daumen glitt über die erhabene Struktur des dicken Pergaments, in das eine Krone geprägt war. Ihr Blick fiel auf den fett gedruckten Titel. Dort stand tatsächlich Earl of Trent.
    Ungläubig sank sie gegen den Türrahmen. Wie konnte er wissen, wer sie war?
    Mrs. Cobb, die immer noch auf eine Entscheidung wegen des Tees wartete, beugte sich über Venetias Schulter, während diese mit zitternden Händen die Tür zu ihrem Atelier abschloss.
    „K… kein Tee“, stotterte Venetia. Mit hochgezogenen Röcken eilte sie auf höchst undamenhafte Weise hinunter in die Halle. Wenn sie schon in ihr Unglück rannte, wollte sie es rasch hinter sich bringen.
    Mrs. Cobb trottete hinter ihr her, konnte aber nicht Schritt halten.
    Ein äußerst absurder Gedanke tauchte in Venetias Kopf auf, während sie die Treppe hinunterrannte. Was, wenn ihr Vater in der Hoffnung, seine Einsätze vom Earl zurückzugewinnen, wieder gespielt hatte? Was, wenn Trent dieses Mal beim Kartenspiel sie gewonnen hatte?
    In der offenen Tür zum Salon blieb sie stehen, strich ihre Röcke glatt und bemühte sich, ruhig zu atmen. Sie musste vorsichtig sein. Wenn sie ihren Ruf ruinierte, ruinierte sie auch den Ruf ihrer Schwestern. Maryanne, Grace … sie hatten zumindest eine Chance verdient, ihre Leben so zu führen, wie ihre Mutter es sich für sie erhoffte – Hochzeit, Kinder, Glück …
    Der Earl, stellte sie fest, hatte den einzigen warmen Fleck in ihrem eiskalten Wohnzimmer gefunden. In dem Moment, in dem sie eintrat, drang die Kälte durch ihr Kleid und legte ihre eisigen Finger auf ihren bloßen Nacken. Da sie nie Gäste empfing, heizte sie auch nie diesen Raum. Doch wenigstens jetzt knisterte ein Feuer im Kamin.
    Seine Lordschaft stand so dicht bei den lodernden Flammen, dass sie fürchtete, ein Funke könnte seine Hosen in Brand setzen. Sein linker Ellbogen lag auf dem Kaminsims zwischen dem unglückseligen Tand, den ihr Vormieter hinterlassen hatte – zwei Kerzenhaltern in Form nackter Frauenkörper und die Bronze eines Pferdes.
    Sachte schloss Venetia die Tür hinter sich und hielt kurz inne, den Türgriff noch in der Hand.
    Der Earl balancierte ein offenes Buch in seiner großen, behandschuhten Hand und blätterte träge darin. Das schwache Sonnenlicht legte einen bläulichen Schimmer auf sein kohlrabenschwarzes Haar und glitt über seine breiten Schultern. Selbst in seiner lässigen Haltung maß er deutlich mehr als sechs Fuß, und sie konnte nicht anders, als zu bewundern, wie die mitternachtsblaue Ausgehjacke den Übergang vom breiten Rücken zur schlanken Taille und den schmalen Hüften betonte. Hautenge Hosen stellten herrliche Beine zur Schau und endeten in spiegelblank polierten Stiefeln.
    Auf Zehenspitzen schlich sie um ihn herum, um über seine breiten Schultern zu spähen. Bilder! Das Buch zeigte Bilder, doch sie konnte keine Einzelheiten erkennen, denn er stand zu weit entfernt. Aber Erlebnisse eines Londoner Gentlemans war in burgunderfarbenes Leder gebunden, welches exakt denselben Farbton hatte wie das Buch, das in seinen kräftigen Händen lag.
    Der Earl hielt beim Blättern inne, betrachte eine der Bildtafeln und drehte dann das Buch herum, um ein Detail zu studieren, welches seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Ein Schauer lief über Venetias Rücken.
    Er wandte sich um, sodass mehr Licht auf die Seite fiel, und sie konnte sein Profil sehen: rabenschwarzes Haar, von langen Wimpern beschattete Augen, vornehme Gesichtszüge und breite, feste Lippen.
    Ihr Magen sackte bis in ihre Kniekehlen. Trent war der dunkelhaarige Gentleman, der immer wieder auf den Bildern ihres Vaters auftauchte. Der Mann, den sie in ihrem Buch übernommen hatte. Sie war davon ausgegangen, dass er eine Erfindung ihres Vaters war. Aber da er
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