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Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen

Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen

Titel: Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen
Autoren: Sharon Page
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gleiten, die in den dicken Ledereinband geprägt waren. Dann öffnete und durchblätterte sie es, bis sie das erste erotische Bild fand. Anschließend nahm sie ein zweites Buch aus dem Regal und legte es neben das erste. Rodessons letzte beiden Bücher. Geschichten um einen Londoner Gentleman und Die Freuden eines Gentlemans.
    Warum wollte er nicht, dass irgendjemand von seiner verlorenen Fähigkeit zu malen erfuhr, es sei denn …
    Sie betrachtete die Bilder näher. Die Haltung der Figuren. Den Ausdruck ihrer Gesichter. Den Stil.
    Ihre Vermutung war richtig. Diese Bilder waren … anders.
    Wer hatte Rodessons angebliche Werke in Wahrheit gemalt?

1. KAPITEL
    Was würde ihr Lord mit seinen Händen tun, während die liebliche Kurtisane zwischen seinen Beinen kniete und ihn mit intimen Küssen verwöhnte?
    Venetia Hamilton klopfte mit dem Ende des Pinselstiels gegen ihre Lippen, während sie nachdenklich das Aquarell betrachtete. Obwohl ihr Earl – sie hatte beschlossen, ihn in ihrer Vorstellung zu einem Earl zu machen – ein äußerst erfahrener Mann war, hatte er in der entzückenden Frau mit den kastanienbraunen Haaren, die ihn nach allen Regeln der Kunst verwöhnte, eine ihm ebenbürtige Geliebte gefunden.
    Bei der Vorstellung, dass der ihrer Fantasie entsprungene Lord auf einem Gebiet, auf dem er sich für unschlagbar gehalten hatte, seiner Meisterin begegnet war, konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Da seine Lordschaft so übersättigt vom Laster und der Gewohnheit des Liebesaktes so überdrüssig war, würde er das Spiel gelangweilt beginnen und ein Zuschauer bei seiner eigenen Verführung sein.
    In seine rechte Hand malte Venetia ein Champagnerglas. In die Linke gab sie ihm, da er in der Theaterloge der schönen Frau war, eine geschälte Orange von der Größe einer üppigen Brust, welche genau seine kräftige Hand füllte. Nein, er würde die Frau nicht berühren, entschied sie. Aber in seinem Gesicht … dort konnte sie nicht nur seine Sehnsucht zeigen, sondern auch die wachsende Verwunderung, während sein Herz sich langsam den Freuden öffnete, die ihm geschenkt wurden.
    Venetia wandte ihre Aufmerksamkeit dem Publikum zu, denn ihr Earl empfing die gewagten und äußerst intimen Zärtlichkeiten vor den Blicken sämtlicher Zuschauer des Drury Lane Theaters. Die Mienen sagten alles – die ehrbaren Damen der Gesellschaft gaben sich alle Mühe, Empörung zu zeigen, waren aber in Wahrheit hingerissen von seinen herrlichen Proportionen, seinen erlesenen Formen und seinem attraktiven Gesicht. Auf den Gesichtern ihrer Ehemänner stand der blanke Neid. Außerdem waren dann noch die anzüglichen Blicke des Pöbels im Parkett.
    Nun musste sie die Miene des Earls in Angriff nehmen. Musste perfekt den Ausdruck wachsenden Erstaunens treffen, der sich auf seinem Gesicht zeigte, während der Akt, den er schon tausendmal zuvor erlebt hatte – mindestens tausendmal – für ihn wieder zu etwas sehr Speziellem und Wundervollem wurde …
    Ihr Atem war rasch und unregelmäßig, als sie aus ihren unzüchtigen Fantasien in die Wirklichkeit ihres kleinen Studios zurückkehrte. Wenn sie zeichnete, wurde sie zu einem Teil ihres Bildes – keine Beteiligte, aber eine im Schatten verborgene Zuschauerin, die mit ihrem Pinsel am Beispiel eines erotischen Moments die Geschichte eines Lebens zeigte.
    Ihr Körper zitterte vor Verlangen, schmerzte vor Sehnsucht. Obwohl sie sich hätte dafür schämen sollen, war sie doch nicht im Mindesten so anständig, wie ihre Mutter sie erzogen hatte. Sie war und blieb die Tochter ihres Vaters.
    Seufzend tauchte Venetia ihren Pinsel ins Wasserglas und wirbelte ihn darin herum, bis das Wasser in zartem Pink errötete, welches in der schwachen Frühlingssonne aufleuchtete, die durchs Fenster fiel. Alle schwarzhaarigen Schurken, die es in ihrem Leben gab, existierten einzig und allein auf den Leinwänden, welche auf den niedrigen Regalen ihres Ateliers aufgestapelt waren, alle sicher verbogen unter Musselinhüllen.
    Sie wusste sehr genau, dass Liebe die Torheit einer Frau war. Dass Verführer immer blieben, was sie waren, nämlich Verführer …
    Ein energisches Klopfen an der Tür ließ sie so heftig zusammenfahren, dass sie fast ihr Wasserglas umgeworfen hätte. Auf ein weiteres Klopfen folgte ein atemloses: „Um Himmels willen, Miss Hamilton!“
    Sie beeilte sich, die Staffelei herumzudrehen, sodass ihr Gemälde zur Wand zeigte, und Mrs. Cobb platzte genau in dem Moment ins Zimmer, in dem
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