Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Raub des Wikingers

Der Raub des Wikingers

Titel: Der Raub des Wikingers
Autoren: Sandra Hill
Vom Netzwerk:
Kopf über Rashids Beharrlichkeit. Er konnte sich gut vorstellen, welches »heilige Schiff« Rashid meinte, aber als Arzt musste er fragen. »Welche Säfte sollten das sein?«
    Rashids Miene heiterte sich auf, da er meinte, Fortschritte zu machen, was allerdings keineswegs der Fall war. »Der Saft, der üble Stimmungen verursacht.«
    Adam seufzte erschöpft. »Rashid, ich habe keine schlechte Laune, schon gar keine, die durch sexuelle Abstinenz verursacht wäre.«
    »Hah! Ihr seid immer übler Stimmung. Die Falte zwischen Euren Brauen ist zu einer festen Einrichtung geworden. Ihr achtet nicht mehr auf Euer Äußeres. Das Geld, das Ihr auf unterschiedlichen Schlachtfeldern verdient habt, habt Ihr beiseite geschafft, ebenso die Schätze, die man Euch aufgrund Eurer Heilkunst hat zukommen lassen. Und dieses Haus, das Ihr von Eurem Stiefvater Selik geerbt habt, ist immer nur dunkel und trübe.« Er deutete mit einer Handbewegung auf ihre Umgebung. »Es fehlt die Fröhlichkeit in Eurem Leben. Was Ihr braucht, ist Frohsinn.«
    Adam musste sich das Lachen verkneifen. »Und dieser Frohsinn käme durch ... lass mich raten... einen Harem?«
    »Ich wusste doch, dass Ihr mir zustimmen würdet.« Zufrieden plusterte Rashid sich auf.
    »Ich stimme nicht mit dir überein. Hör auf, so unvernünftig zu sein.«
    Rashid sank wieder in sich zusammen. »Ihr könntet erst mal klein anfangen, nur eine oder zwei Frauen. Das wäre doch vernünftig. Ihr braucht ja nicht gleich den ganzen Harem. Ihr kennt doch das berühmte Sprichwort über den Harem?«
    »Das eine, das sagt: Wenn es keine verfügbare Frau gibt, tut es auch ein Kamel?«
    »Schämt Euch!«, entrüstete sich Rashid, musste aber ein Grinsen unterdrücken. »Nein, ich meine das: Die Ausrüstung eines Mannes muss immer poliert werden.«
    Adam schüttelte den Kopf.
    Rashids dunkles Gesicht wurde ernst, und er legte Adam eine Hand auf die Schulter. »Im Ernst, Mylord, ich mache mir Sorgen um Euch. Ihr habt Euch zu einem Eremiten in Eurem eigenen Land gemacht. Ihr geht nicht unter Leute. Ihr bemüht Euch nicht, das Haus so zu möblieren, dass Ihr hier Gäste empfangen könnt. Am schlimmsten aber ist, dass Ihr Euch weigert, die Kranken und Sterbenden zu behandeln, die zu Euch kommen und um Hilfe bitten.«
    Adam hätte wütend sein müssen. Rashid ging für einen Diener zu weit. Andererseits war er kein richtiger Diener, eher schon ein richtiger Freund. Adam hatte ihm Grund genug gegeben, sich Sorgen zu machen.
    Adam drückte Rashid kurz die Hand und bedeutete ihm dann, auf die andere Seite des Tisches zu gehen, wo Arbeit auf ihn wartete. »Es geht mir wieder besser, Rashid, wirklich, es wird besser. Ich weiß, dass ich mich schon viel zu lange meiner morbiden Stimmung hingegeben habe -«
    Rashid schnaubte.
    »- aber ich habe mir überlegt, ein kleines Hospital in dem Weberschuppen neben dem Feld einzurichten. Was hältst du davon?«
    Rashid warf ihm einen Blick zu, der verriet, dass es ihn viel mehr beeindruckt hätte, wenn Adam sich entschlossen hätte, einen Harem dort einzurichten ... selbst wenn es nur der alte Weberschuppen war.
    »Ich wusste, dass Ihr der Medizin nicht auf ewig den Rücken kehren könnt«, jubelte Rashid. »Warum sonst solltet Ihr Eure Studien weiter führen? Warum sonst solltet Ihr weiter Kräuter sammeln? Warum sonst solltet Ihr mit Ärzten im ganzen Land im Briefwechsel stehen? Nennt Euch nur Ritter oder Grundbesitzer, Reisender oder Einsiedler, aber im Herzen werdet Ihr immer ein Arzt bleiben. Bis zu dem Tag, an dem Ihr sterbt. Bei Allah, es ist Zeit, dass Ihr endlich aufhört, gegen Eure Bestimmung anzukämpfen.«
    Rashids weise Worte bedurften keiner Erwiderung, aber Adam dachte gründlich über all das nach, was er gesagt hatte. Beide schwiegen lange.
    Adam schrieb konzentriert an seinem Heft. Rashid , der im Moment alle Gedanken an den Harem aufgegeben hatte, war mit der Bienenwachssalbe fertig und sah sich nach einer neuen Arbeit um. Nach all den Jahren mit Straßenlärm, Kampfgetümmel und persönlicher Tragik waren das Geräusch der Feder auf Pergament und der Klang des Stößels, mit dem Rashid Kräuter in einem Mörser zerrieb, seltsam tröstlich.
    Doch plötzlich wurde ihre Ruhe gestört.
    Klang! Klang! Klang!, hörten sie, begleitet von Schnaufern und vor sich hin gemurmelten Worten. Pferde wieherten, und Hufgeklapper drang aus dem Hof hinauf, als jemand über die Zugbrücke geritten kam.
    Im gleichen Augenblick wandten sich beide überrascht dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher