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Der Raub des Wikingers

Der Raub des Wikingers

Titel: Der Raub des Wikingers
Autoren: Sandra Hill
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und sich auf die Reise vorbereitet, aber ungünstiger Wind und Unwetter hatten seine Abreise um über zwei Wochen verzögert. Vor zwei Tagen war er angekommen, nur um zu erfahren, dass Selik und Rain gestorben waren und Adela dem Tode nahe war.
    »Du bist gekommen«, hatte Adela geflüstert, als sie ihn sah, und ihm schwach über die Wange gestrichen. Er hatte das Rasseln des Todes bereits in ihrer Stimme gehört.
    Dann sagte sie: »Danke, mein Bruder, dass du dich all die Jahre um mich gekümmert hast.«
    Und schließlich: »Ich liebe dich, Adam. Werde glücklich.«
    Er hatte alles versucht, um sie zu retten ... alles. Rain hatte ihm viel beigebracht, er hatte bei den besten Ärzten der Welt studiert, aber nichts hatte genutzt. Vor einer Stunde war sie in seinen Armen gestorben.
    »Was wollen wir ... was wollt Ihr jetzt tun ?«, fragte Rashid.
    Adam schüttelte unentschlossen den Kopf. »Ich muss bis zur Beerdigung hier bleiben. Wikinger-Begräbnisse sind ausgedehnte Ereignisse. Danach weiß ich nicht. Vielleicht gehe ich nach Hawkshire ... der kleine Besitz in Northumbria, den Selik und Rain mir hinterlassen haben. Vielleicht kehre ich aber auch mit dir in den Osten zurück.«
    Eine Weile gingen sie ziellos umher, ohne etwas zu sagen.
    Dann sagte Adam: »Eines ist sicher, ich werde nicht mehr Heiler sein. Ich schwöre der Medizin für immer ab.«
     

Kapitel 1
     
    Hawkshire, Northumbria, A.D. 962 (zwei Jahre später)
     
    » B ei allem Respekt, Meister Adam, aber Ihr braucht einen Harem.«
    »Keine Harems, Rashid.«
    »Nur einen.«
    »Nicht einmal einen.«
    »Tänzerinnen?«
    »Nein!«
    »Eine nubische Konkubine?«
    »Nein!«
    »Ein Dreier aus Cordoba, der einem Mann die dreifache Befriedigung verschafft?«
    »Nein, nein, nein!«
    »Mmh. Ein Mann sollte anders leben. Ich kann nicht begreifen, wie Ihr es schafft, das Leben eines Einsiedlers zu führen. Das ist unnatürlich.«
    »Keinen Harem«, wiederholte Adam.
    Rashid murmelte eines seiner üblichen Sprichwörter vor sich hin, in diesem Fall: »Nicht einmal das Paradies macht Spaß, wenn keine Leute drin sind.« Dann grunzte er verächtlich, gab erst einmal auf und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
    Adam dagegen sah ins Leere und wurde sich verblüfft bewusst, dass er tatsächlich ein zufriedener Mann war, wie sein treuer Assistent es eben gesagt hatte. Die Erkenntnis kam so plötzlich, dass Adam seine Feder absetzte und vor sich hin lächelte. Trotz all seines Kummers und Schmerzes - ja, auch trotz seines Selbstmitleids - hatte er irgendwie Frieden gefunden. Vielleicht heilten seine inneren Wunden ja doch endlich.
    Aber war das nicht Ironie des Schicksals, dass ein Mann, der für seinen Abenteuergeist, seinen Sinn für Humor und seine verwegene Art bekannt war, jetzt seinen Trost ausgerechnet aus einem ruhigen Leben zog? Als Nächstes würde er nach einer Wärmflasche und Hausschuhen verlangen.
    Ehe er sich beherrschen konnte, seufzte Adam laut auf.
    »Es gibt Harems und es gibt Harems«, bot Rashid an, der den Seufzer seines Meisters missverstanden hatte. »Ich persönlich schätze Frauen, die den Schleiertanz beherrschen oder auch die, die obenrum viel zu bieten haben. Oder solche mit einem ausladenden Hinterteil. Oder mit Brüsten wie Granatäpfeln. Oder die -«
    »Pffff«, war Adams einziger Kommentar.
    Am häufigsten beklagte Rashid sich im Land der Angelsachsen über den Mangel an Frauen, vor allem talentierten Frauen. Er war der festen Ansicht, dass die Lösung für jedes männliche Problem zwischen den Schenkeln einer willigen Frau gefunden werden konnte, talentiert oder nicht, und er teilte seine Überzeugung gerne und oft mit. Am besten, man ignorierte ihn dann.
    Adam nahm seine Feder wieder auf, tauchte sie in die Tinte und fuhr fort, auf den Pergamentseiten seines Kräuterjournals zu schreiben. In gewisser Weise hatte die medizinische Abstinenz von zwei Jahren ihm geholfen, ein besserer Arzt zu werden. Er sammelte alle Gedanken und alles Gelernte der letzten zehn Jahre und hielt es auf Pergament fest.
    Es gab Ärzte, die den menschlichen Körper von Kopf bis Fuß studierten. Andere glaubten an die Theorie der Säfte, die besagte, dass alles, was dem Körper zustieß, durch Blut, Galle, Schleim oder Wasser verursacht war. Adam war zu dem Schluss gekommen, dass es viel mehr über den menschlichen Körper gab, was er nicht wusste, als Dinge, die er wusste, deshalb hatte er seine Studien auf Kräuter und ihre heilende Wirkung begrenzt. Aber auch
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