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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Poore
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Man kann Leuten helfen, aber letzten Endes müssen sie selbst für sich geradestehen.« Ihre Stimme zitterte. »Man muss darauf vertrauen, dass sie für sich selbst einstehen, und auf das Beste hoffen.«
    »Also«, sagte er. »Dann …«
    »Dann liegt es jetzt an dir.«
    ***
    Er arbeitete wie in Trance nach diesem Gespräch. Sparte sein Wasser auf. Hielt dann und wann inne, um sich zu strecken und einen Apfel zu essen.
    Die Sonne wurde rot. Das Grab warf einen eigenen Schatten, der sich gegen den Teufel lehnte, als dieser die letzten Zentimeter Erdreich aushob, während die fünfte Generation Blasen an seinen tauben Händen aufbrach und blutete. Nachdem er die Kanten ein letztes Mal ringsum mit dem Blatt geglättet, den Boden flach gestampft und das Erdreich so sauber und ordentlich gemacht hatte, wie er nur konnte, kam er endlich zur Ruhe.
    Er wollte verdammt sein, wenn er nicht stolz war auf sein Werk.
    Wieder einmal Stolz. Aber diesmal hatte er ein verdammtes Recht darauf, oder vielleicht nicht? Es war nicht das erste Mal, dass er etwas mit den eigenen Händen getan hatte, doch es war die härteste und anstrengendste Arbeit, die er je gemacht hatte außerhalb eines Schlafzimmers oder abseits eines Schlachtfelds. Es war ein schönes Grab, das er da geschaufelt hatte.
    Er atmete tief ein, und in diesem Moment hörte er Schritte oben. Ein Rascheln im Gras. Sein Stolz meldete sich erneut, und er richtete sich auf, begierig, sein Werk zu zeigen.
    Nur, dass die Gestalt, die am Rand des Grabes auftauchte, einen Stück für Stück genauso stolzen Kopf trug wie der Teufel. Palestine .
    Er verbarg die Sonne. Verdunkelte das Loch. Er schnaubte so ohrenbetäubend laut, dass er sein eigenes Wetter verursachte. Der Teufel wurde unbehaglich nass.
    Er saß da und versuchte, Palestine mithilfe von Magie an den Fuß des Hügels zu versetzen, zu seinen Kühen. Doch der Bulle blieb, wo er war, und so blieb auch der Teufel, wo er war, und vor allem blieb er sitzen.
    Vielleicht konnte er den Bullen ja irgendwie erschrecken.
    Es war schließlich nur ein Bulle. Und er war immer noch der Teufel.
    Also sprang er auf und stieß einen satanischen Schrei aus, der Palestine nur noch mehr zu faszinieren schien und ihn veranlasste, das Grab zu umkreisen, während er ununterbrochen brüllte und mit seinen mörderischen Hörnern scharrte. Es war dunkler geworden, bevor der Bulle sich wieder beruhigt hatte, und der Teufel hatte eine Menge Bullensabber in den Haaren.
    ***
    War er gegangen?
    »Palestine?«, fragte der Teufel, nachdem geraume Zeit verstrichen war.
    Vielleicht war er ja fort …
    Aber nein, ein Schnauben, dann das Geräusch eines mächtigen Körpers, der sich erhob, und einen Sekundenbruchteil tauchte erneut der Furcht einflößende Kopf über dem Grab auf und sabberte reichlich.
    »Was für ein süßer Bulle«, gurrte der Teufel, einer plötzlichen Eingebung folgend, und wechselte die Strategie. »Wo ist denn unser süßer braver Bulle?«
    Es war nicht zu glauben, wie viel wütender der Bulle mit einem Mal wurde! Er brüllte vor Wut und suchte nach einem Weg, wie er nach unten ins Grab gelangen konnte.
    Der Stolz des Teufels verrauchte.
    »Hilfe!«, schrie er.
    Er war nicht übernatürlich laut oder so, doch er hoffte, dass es trotzdem reichte. Weit genug reichte. Den Weg den Hügel hinunter und durch den Wald hindurch bis ins Dorf.
    Palestine ließ sich auf die Vorderbeine nieder und bohrte das linke Horn – das bedrohlichere, spitzere, gefährlichere der beiden – einen Zoll vom Kopf des Teufels entfernt in das Erdreich.
    Der nächste Schrei des Teufels klang wie der eines kleinen Mädchens. Selbst Palestine zögerte einen Moment, bevor er seinen Angriff fortsetzte – wütender als zuvor, wie gewöhnlich.
    Die Sonne erreichte den Horizont und balancierte darauf. Rotes Licht spielte um die Hörner des Bullen.
    Dann hob Palestine unvermittelt seinen Wikingerschädel, als hätte irgendetwas seine Aufmerksamkeit geweckt.
    Auch der Teufel hörte etwas. Waren es Stimmen?
    »Hilfe!«, rief er drängend, doch mit Würde. Kein Stolz diesmal. Würde. Das ist ein Unterschied.
    Und die Stimmen antworteten. Es gab ein allgemeines Murmeln und Raunen. Zweige raschelten und knackten, während die Stimmen zwischen den Bäumen hindurch den Hügel hinauf kamen.
    Taschenlampen leuchteten Palestines Schädel an.
    Der Bulle schien die Situation zu überdenken und seine Möglichkeiten abzuwägen, dann zog er sich würdevoll und hoch erhobenen Hauptes
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