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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Poore
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zurück, den Hügel hinunter in Richtung seiner Herde.
    Der Teufel stieg aus seinem Grab, buchstäblich, und bemerkte, dass einige Kühe unten am Fuß des Hügels stehen geblieben waren, um zu weiden, während andere am Rand der Klippe entlang um das Dorf herumgewandert waren. Sie grasten nun vor einem strahlenden Sonnenuntergang.
    Der Teufel schob sich auf das Gras und fand sich von Menschen in Arbeitskleidung umrundet. Es waren die unterschiedlichsten Leute – Männer mit Bärten, Frauen, Kinder, Leute mit Hüten, Schwarze, Weiße, misstrauisch dreinblickende Leute, Leute mit Schmuck, Leute mit Tattoos … sogar Leute mit Mobiltelefonen, was den Teufel nicht wenig überraschte.
    In der Mitte der Versammlung trugen drei Männer und eine Frau eine Heißwassertherme.
    Sie kam dem Teufel bekannt vor. Genau wie einer der Männer, die die Therme trugen.
    Zachary.
    Zachary sah den Teufel nicht an. Er wirkte angestrengt und hektisch.
    »Ein Stück nach rechts«, grunzte er. »Noch ein wenig mehr, Leute. Passt auf, wo ihr hintretet.«
    Seile wurden über das Grab gespannt. »Rutsch mal ein Stück rüber, Kollege«, sagte jemand zum Teufel, und der Teufel trat einen Schritt beiseite, die Hände in den Taschen.
    Die Träger senkten die Warmwassertherme auf die Seile, und die Seile wurden zentimeterweise runtergelassen, bis die Therme unten am Boden lag.
    Einer nach dem anderen traten alle vor und warfen eine Schaufel Erde auf den ungewöhnlichen Sarg.
    Jemand berührte den Teufel am Arm.
    Memory.
    »Ein schönes Grab«, sagte sie.
    »Danke«, sagte der Teufel. Obwohl sie bei ihm war und es ihm gefiel, wie sie beide Arme um ihn schlang und sich an ihn drückte, waren seine Gedanken woanders.
    Im einen Augenblick betrachtete er die Gestalten ringsum im letzten Licht der roten Sonne. Sie waren ernst und schweigsam, und sie taten, was getan werden musste, Stück für Stück. Ohne große Worte, ohne Trivialitäten. Und er erkannte, dass sie in der Tat Menschen waren. Keine Tiere, ganz und gar nicht.
    Es schien, dass sie einen weiteren evolutionären Schritt gemacht hatten. Und wenn das hier so war, dann auch anderswo.
    Er bemerkte Zachary, der ihn über das halb gefüllte Grab hinweg ansah.
    »Es … es tut mir leid«, sagte Zachary.
    Der Teufel dachte an Selbstbeherrschung. Dachte darüber nach, ob er sagen sollte, alles klar, kein Problem, Schwamm drüber, die Welt ist hart, und manchmal wird man über den Haufen geschossen.
    Aber er sagte es nicht.
    »Das sollte es auch, verdammt!«, brüllte er stattdessen. »Ich wäre beinahe draufgegangen!«
    »Ich hatte Angst.«
    »Du solltest immer noch Angst haben!«
    Zachary hatte immer noch Angst. Man sah es ihm an. Doch er stand da, am ganzen riesigen Leib zitternd, und wartete auf das, was der Teufel tun würde. Er rannte nicht davon.
    Der Teufel blickte in das hübsche Grab hinunter, wo der Rest der Therme unter frischem Erdreich verschwunden war. Selbst jetzt noch, obwohl Wut und Gefahr in der Luft schwebten, traten die Dorfbewohner einer nach dem anderen vor und taten, was getan werden musste.
    Die eine Ausnahme war Mrs. Bull Horse, die still und reglos unter den Bäumen stand, beinahe unsichtbar, und wartete.
    Der Teufel deutete auf das Grab. »April Michael?«, fragte er leise.
    »Ja«, antwortete Zachary. »Sie wäre nächste Woche dreiunddreißig geworden.«
    »Oder immer noch vier«, sagte Memory. »Je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet.«
    »Was ist mit ihrem Dad?«, fragte der Teufel.
    »Gestorben«, sagte Zachary. »Letztes Jahr. Schlaganfall.«
    »Tut mir leid«, sagte der Teufel und nickte in Richtung des Grabes.
    Zachary schüttelte den Kopf. »So hätte es gleich sein müssen«, sagte er. »Die Dinge nehmen ihren Lauf, und irgendwann enden sie. Dafür fangen andere Dinge an. Manche Dinge sind kompliziert, andere überhaupt nicht. Geburt und Tod beispielsweise.«
    »Du hattest eine Abmachung mit ihrem Vater«, sagte der Teufel ein wenig brüsk. »Du hast ihm dein Wort gegeben.«
    »Und eine Abmachung oder ein Wort sind nur so lange gut, wie sie nützlich sind, oder?«
    »Soll das eine Anspielung sein?«
    »Wenn es eine ist, hast du es verdient.«
    »Okay«, sagte der Teufel. Wenn es darum ging, wer was verdiente, sollte es eben so sein. Mit einem mächtigen Satz sprang er über das Grab von April Michael hinweg, packte Zachary und biss ihn tief und fest in den Arm, bevor irgendjemand wusste, was geschah.
    ***
    Selbst dann schritten sie nicht ein.
    Bis
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