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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Poore
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gerade an eine dachte, die nie da gewesen war – wo steckte sie eigentlich?
    Sicherlich war Memory inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Warum war sie nicht hier?
    Er fragte die Schwestern.
    »Jenna?«, fragten sie.
    »Nein, nicht Jenna. Memory«, sagte der Teufel. »Memory Jones.«
    Es gefiel den Schwestern nicht, dass der Teufel nach Memory Jones fragte.
    »Keine Ahnung«, sagten sie.
    »Nun …« Er hustete. »Könnten Sie es herausfinden?«
    Widerwillig riefen sie im Krankenhaus in New York an.
    »Sie wurde entlassen«, berichteten sie dem Teufel. Das war alles, was sie wussten. Jenna schien nicht im Fernsehen aufzutreten. Sie war auch nicht in den Schlagzeilen.
    Dann schrieben einige der Schwestern ihren Freundinnen Textnachrichten und erzählten, dass Johnny Scratch nach Memory Jones gefragt hatte. Die Prominenten-News bekamen Wind von der Sache und schickten ihre Reporter.
    »Ruf mich an!«, rief der Teufel in die Kameras.
    »Wen?«, fragten die Reporter, ohne den Blick von ihren Suchern zu nehmen. »Memory Jones oder Jenna Steele?«
    Der Teufel schnitt eine grausame Grimasse. »Jenna wer? «
    Wow! Je gemeiner, desto besser! Sie konnten ihre Bilder gar nicht schnell genug ins Netz streamen.
    »Jenna wer? « jagte es hinaus ins Netz, über Kabel und Satellit, noch in der gleichen Minute. Den ganzen Weg die Halle hinunter, wo Jenna Steele unter Beruhigungsmitteln angeschnallt auf ihrem Bett lag.
    »Baby«, flüsterte sie leise weinend. »Oh, Johnny.«
    Jenna Steele war cleverer und kränker, als viele Leute ihr zutrauten. Sie beugte sich aus dem Bett, konzentrierte sich durch einen blauen Nebel hindurch, nahm all ihre Kraft zusammen und drehte den Hahn ihres intravenösen Tropfs auf. Dann fiel sie in die Kissen zurück.
    Schwarzer Schlaf kam durch offene Schläuche über sie. Sie fand kaum Zeit, sich richtig hinzulegen, sodass sie gut aussah, bevor sie sanft das Bewusstsein verlor.
    Alarme schrillten. Glocken läuteten, Schwestern stürzten herein. Ärzte folgten.
    Sie stocherten und tasteten und leuchteten mit Lampen in Pupillen und verkündeten schließlich, dass Jenna Steele zwar noch am Leben sei, aber mit großer Wahrscheinlichkeit nie wieder aufwachen würde.
    Die Ankündigung ging hinaus ins Netz. Millionen trauerten.
    Der Stab des Koma-Channels, seit Kurzem ohne Beschäftigung, fand sich alsbald wieder in Lohn und Brot. Die Crew raste quer durch Manhattan zum Krankenhaus, während sie Batterien nachlud und versteckte Kameras entstaubte.
    Jenna Steele lag in tiefstem Schlaf, doch bei Gott, sie würde noch für lange Zeit an jedem Tag der Woche rund um die Uhr auf dem Schirm bleiben.
    Millionen seufzten vor Erleichterung.
    War es bloß Einbildung, oder bemerkten sie tatsächlich im Gesicht ihrer schlafenden Schönheit auf den Bildschirmen die Andeutung eines Lächelns?
    ***
    Der Teufel dachte an Zachary.
    Warum? Warum hatte er das getan? Hatte er sich selbst schützen wollen? Altmodische Angst? Ein neu gefundener Sinn für richtig und falsch? Es spielte alles keine Rolle. Niemand schoss den Teufel nieder, Mann. Warum wusste das keiner?
    Der Teufel stellte sich vor, wie er Zachary auffraß. Mit Haut und Haaren und Knochen und allem.
    Er fühlte sich besser dadurch. Zur gleichen Zeit brachte es die Dunkelheit näher.
    ***
    Die richtige Dunkelheit, als sie schließlich kam, war überhaupt nicht dunkel.
    Sie war im Gegenteil strahlend hell.
    Ein Tunnel aus Licht, genau wie in den Filmen.
    Ihr wollt mich verscheißern , dachte der Teufel.
    Er spürte, wie er nach oben raste. Höher und höher.
    Und dort war ein Licht mitten im Licht, das hellste von allen, und es hielt seine leuchtenden Hände ausgestreckt und strahlte ihn an mit seinem ewigen, selbstgefälligen Grinsen.
    ***
    Keine Worte waren nötig hier. Waren nie nötig gewesen.
    Das Licht griff in ihn hinein und heilte ihn. Es nahm all seine Müdigkeit und seine Unsicherheit und Launenhaftigkeit, ließ sie aus ihm herauslaufen wie gebrauchtes Öl aus einem Motor.
    Frieden überflutete ihn wie eine Aprilbrise.
    Der Teufel weinte hemmungslos.
    Hatte man ihm vergeben? Durfte er zurückkehren?
    Man hatte ihm vergeben. Er durfte zurückkehren.
    O Gott , dachte der Teufel. O Gott .
    Hinter ihm lagen all das Entsetzen und die Trivialitäten und die Grausamkeiten. So menschlich. So animalisch.
    ***
    Als die Monitore am Krankenbett des Teufels Alarm schlugen, gingen die Daten nach draußen zur Schwesternstation und auf jeden Piepser jeder Schwester. Sie
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