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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub
Autoren: Alfred Weidenmann
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dargestellt von ihm.“ Er machte eine elegante Handbewegung zu Fritz Treutlein, der sich gleichfalls verbeugte.
    „Vorhang auf!“ rief Karlchen jetzt und schlug die Hände zusammen, daß es nur so knallte. Dann setzte er sich ganz schnell auf einen alten Baumstumpf, schob sich die Haare in die Stirn und legte sich seine Jacke sorgfältig über die Knie. Sie sollte einen Rock oder eine Schürze andeuten.
    Fritz Treutlein stellt sich ihm gegenüber.
    Da der Mond immer noch rund und voll war, hatte die Szene eine vorzügliche Beleuchtung.
    Karlchen Kubatz stand jetzt noch einmal auf und erklärte: „Wir sind gerade in dieses Wohnzimmer hereingekommen, und Frau Kalender läßt sich auf einen Stuhl fallen.“
    Er ließ sich auf seinen Baumstumpf sinken.

    Frau Kalender:
    (fällt in ihren Stuhl)
    Also deshalb kommt ihr. Diese Blamage! Oh, diese Blamage! Aber ich hab’s gewußt. Irgendwann kommt jemand dahinter. Ich hab’s gewußt.

    Fritz und Karlchen:
    (vorsichtig)
    Natürlich mußte jemand dahinterkommen. Wie konnten Sie annehmen, daß niemand nicht dahinterkommt!

    Frau Kalender:
    (schluchzend)
    Wer weiß alles davon?

    Fritz und Karlchen:
    (unverfroren)
    Nur wir zwei wissen davon.

    Frau Kalender:
    Und was werdet ihr tun? Wollt ihr mich anzeigen - oder -
    (schluchzt wieder und blickt dann auf)
    Aber wenn es außer euch wirklich niemand weiß...
    (schöpft Hoffnung)
    Kinder, vielleicht kann man die ganze Geschichte so erledigen, daß alles unter uns bleibt. Die Zeitung schreibt ja auch, daß es in der Hauptsache nur auf die Büste ankomme. Und es war ja gar kein Diebstahl. Ich bin doch kein Dieb. Also was hättet ihr davon, wenn ihr es an die große Glocke hängt? Diese Blamage! Ich darf gar nicht an meinen Mann denken. Er wäre ruiniert bis in die Eiszeit!

    Karlchen Kubatz zuckte mit den Schultern und wischte sich mit seinem Taschentuch über die Augen. Er übertrieb seine Darstellung ein wenig. Aber wenn man seiner Phantasie einen Schubs gab, konnte man sich Frau Kalender in dieser Szene ganz gut vorstellen.
    Fritz Treutlein hatte es natürlich schwerer. Einerseits war seine Rolle nicht so wirkungsvoll, und dann ist es ein wenig viel verlangt, wenn man mit einem Gesicht zwei Personen spielen soll.
    Das verlangt auch von den Zuschauern einiges Entgegenkommen. Aber dazu schienen sie bereit zu sein. Sie hörten jedenfalls gespannt zu und paßten auf, daß ihnen ja kein Wort verlorenging.

    Fritz und Karlchen:
    (sie setzen sich zu der Frau des Polizeimeisters)
    Bestimmt finden wir einen Weg. Aber wenn es kein Diebstahl war, was ist es dann?

    Frau Kalender:
    (stöhnt)
    Eine Riesendummheit. Es hat damit angefangen, daß ich am Mittwochmorgen verschlafen habe. Da geht dann das Telefon, und Herr Nielsen vom Revier sagt unter anderem, daß die Leute vom Fernsehen schon im Sitzungssaal ihre Scheinwerfer aufbauen. Ich denke, mich trifft der Schlag. Dabei war noch nichts verloren. Ich hätte die Büste einfach wieder zurückstellen sollen, als ob nichts gewesen wäre. Bestimmt wäre das gar nicht aufgefallen. Aber mein Kopf war so durcheinander, als ob einer mit dem Hammer draufgeschlagen hätte.

    Fritz und Karlchen:
    Aber um Himmels willen, wo war denn die Büste am Mittwochmorgen?

    Frau Kalender:
    In meiner Wohnung.

    Fritz und Karlchen:
    (maßlos erstaunt)
    Wieso in Ihrer Wohnung?

    Frau Kalender:
    (abwesend)
    Wenn man einmal den ersten Fehler gemacht hat, kommen die anderen dazu wie junge Katzen.

    Fritz und Karlchen:
    (etwas ungeduldig)
    Bitte, Frau Kalender, wieso war die Nummer 5 in Ihrer Wohnung?

    Frau Kalender:
    (holt tief Luft)
    Sie war jedenfalls da, und jetzt konnte ich sie nicht mehr zurückbringen, glaubte ich. Weil schon Leute im Saal waren. Und dann habe ich auch gehofft, daß es vielleicht gar nicht auffällt. Es sind schließlich ein halbes Hundert Kunstwerke, die im Saal herumstehen. Und wenn es im Augenblick nicht geht, denke ich, kannst du sie bestimmt am Nachmittag zurückstellen, wenn alle Welt beim Festzug ist. Aber dann kam die Pleite. Es fiel natürlich doch auf, daß die Nummer 5 fehlte, und alle redeten sofort von Diebstahl. Und weil mein Mann gleich seine Beamten als Wache aufmarschieren ließ, war es mit dem Zurückbringen endgültig vorbei.

    Fritz und Karlchen:
    (höflich, aber drängend)
    Sie haben uns bis jetzt noch nicht erzählt, weshalb die Büste am Mittwoch morgen in Ihrer Wohnung war.

    Frau Kalender:
    (setzt sich wieder)
    Weil ich am Dienstag endlich meinen orangefarbenen Filz
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