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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub
Autoren: Alfred Weidenmann
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Salvatore Ambrosi. Als die Jungen zu ihm hinüberschauten, stand er in einem gelbblau gestreiften Badeanzug dicht neben der Mineralquelle und zeigte auf die Uhr. „Sehr wohl, Señor“, sagte im gleichen Augenblick Bademeister Pohmann und machte dabei eine kleine Verbeugung. „Das Bad steht zu Ihrer Verfügung!“
    „Buh!“ riefen die sieben Jungen im Chor. Dann sprangen sie wie Frösche ins Wasser und gingen vorerst auf Tauchstation.
    Aber das half ihnen natürlich nichts. Schließlich mußte einer nach dem anderen wieder auftauchen. Als letzter kam Paul Nachtigall an die Oberfläche. „Wir protestieren“, sagte er dabei. „Das ist ein städtisches Bad, und jeder Bürger hat das Recht, hier zu schwimmen, solange es in Betrieb ist.“
    „Sehr richtig“, maulte Hans Pigge. Seinen Eltern gehörte die Apotheke am Karlsplatz, und er hatte einen hellblonden Pagenkopf. Der sah im Augenblick allerdings so aus wie Vorhangfransen, die aus der Wäsche kommen. „Eine feine Demokratie ist das!“ schimpfte er noch.
    „Ab zwanzig Uhre“, rief Salvatore Ambrosi mit seiner Opernsängerstimme, „nur noch für Erwachsene und – und und Berufstätige“, vervollständigte Bademeister Pohmann.
    „Wir sind auch berufstätig“, rief Karlchen Kubatz entrüstet.
    „Papperlapapp“, entgegnete Bademeister Pohmann und pfiff zweimal auf seiner Trillerpfeife. Das sollte bedeuten, daß er jetzt amtlich wurde. „Ihr wißt genau, daß ihr als Schüler das Bad um zwanzig Uhr zu räumen habt. So steht es in der Hausordnung, und da beißt keine Maus keinen Faden nicht ab. Ihr könnt noch unter die Dusche, und dann ab nach Hause und an die Schulaufgaben. Laß mal sehen!“ Er war inzwischen zu den Jungen hinüberspaziert und ließ sich von Sputnik die Innenseiten seiner Hände zeigen. „Eure Fingerspitzen werfen ja schon Falten. Das ist nicht gesund. Daran sieht man, daß ihr schon viel zu lange im Wasser gewesen seid. Und zu lange im Wasser, das ist nicht gesund, wie gesagt.“
    „Also Feierabend“, gab Paul Nachtigall bekannt und trabte mit seinen Jungen zu den Duschen. Dabei hörten sie noch, wie Bademeister Pohmann jetzt schon zum zweiten Male sagte: „Das Bad steht zu Ihrer Verfügung, Señor.“
    „Muchas gracias“, dankte der Dickwanst in seinem gelbblau gestreiften Badeanzug. Er tauchte dabei den großen Zeh seines rechten Fußes ins Wasser, um die Temperatur zu prüfen.
    „Ich weiß ja, daß Sie Wert darauf legen, das Bad nach Möglichkeit für sich allein zu haben“, bemerkte Bademeister Pohmann noch. „Und ich bin immer gerne zu Diensten, Señor.“
    „Muchas gracias“, wiederholte Salvatore Ambrosi. „Sie sind sehr freundlich.“ Das Wasser ging ihm schon bis an die Waden, und er bückte sich jetzt, um sich abzukühlen. Zuerst das Gesicht, dann die Schultern und schließlich die Herzgegend. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
    Im Duschraum hatten die Jungen inzwischen sämtliche Brausen voll aufgedreht.
    „Das ist eine Affengemeinheit“, brüllte Emil Langhans. „Das ganze Bad nur für diesen Kerl. Das läßt er sich bestimmt jedesmal dicke Trinkgelder kosten.“
    „Bitte sehr, das Bad steht zu Ihrer Verfügung“, flötete Karlchen Kubatz und verbeugte sich dabei unter seiner Brause genauso, wie sich kurz zuvor Bademeister Pohmann vor dem gelbblau gestreiften Badeanzug verbeugt hatte.
    „Es ist ein Skandal!“ stellte jetzt auch Fritz Treutlein fest. Er ging schon in die Lehre, und zwar bei seinem Vater, der am Karlsplatz ein Friseurgeschäft hatte. Er stand also bereits mitten im Berufsleben. Was man unter anderem schon daran sehen konnte, daß seine Haut am ganzen Körper noch weiß war wie ein Stück Briefpapier.
    Die anderen Jungen waren alle von der Sonne schon ganz braun gebrannt. So blütenweiß wie der Lehrling Treutlein waren sie nur noch in der Gegend, wo sie im Freibad ihre Badehosen trugen.
    „Geduld, Amigos!“ rief Otto Hugendubel, genannt Sputnik, und hüpfte von einer heißen Dusche unter eine andere, die kalt war. „Der Tag der Rache kommt! Das ist so sicher wie der Regen beim Schulausflug!“
    Draußen in der Halle lehnte Bademeister
    Pohmann an der Tür von Kabine 7 und blickte über die Mineralquelle hinweg in das Bassin.
    Dort pflügte Salvatore Ambrosi durch das Wasser wie ein Nilpferd. Und er schnaubte dabei auch wie ein Nilpferd.
    „Ein bißchen dick ist er ja“, überlegte Bademeister Pohmann. Er hielt den Kopf schief und verschränkte seine Arme vor der Brust.
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