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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Autoren: Stephen Booth
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Centre in Sheffield gekauft hatte. Was die Sache noch schlimmer machte: Sie waren ein Trostkauf an einem Tag gewesen, an dem sie sich besonders niedergeschlagen gefühlt hatte. Sie hatte noch nicht einmal eine Gelegenheit gehabt, sie zu tragen.
    »Angie!«
    Sie erhielt keine Antwort aus dem Wohnzimmer, wo ihre Schwester in eine Bettdecke gewickelt auf dem Sofa lag. Die Wohnung war so klein, dass die Entfernung zwischen den Zimmern nur wenige Schritte betrug. Die Tatsache, dass ihre Schwester schlief, verärgerte Fry noch mehr.
    »Angie!«
    Sie hörte ein Stöhnen und das Quietschen der Couch, als ihre Schwester aufwachte und sich umdrehte. Fry sah auf die Uhr: Viertel nach acht. Sie sollte beten, dass auf dem Weg in die West Street nicht allzu starker Verkehr herrschte, sonst würde sie auf jeden Fall zu spät kommen.
    Sie rief noch einmal, diesmal lauter. Dann hob sie die Jeans auf und versuchte, sie in ihre ursprüngliche Form zu falten, ehe sie sie auf den überquellenden Wäschekorb legte. Sie waren am Knie verknittert und abgewetzt, als wäre Angie damit auf dem Fußboden herumgekrochen. Jetzt konnte man sie trotz der stolzen Summe, die sie wegen des auf die Gesäßtasche gestickten Designer-Logos hingeblättert hatte, kaum noch tragen.

    Fluchend machte sich Fry im Badezimmer zu schaffen, hob weitere Kleidungsstücke auf und stopfte sie in den Wäschekorb. Sie rettete ein Handtuch vom Boden der Badewanne und hängte es über die Stange. Sie zog die Vorhänge glatt, hob eine leere Zahnpastatube und eine Tampax-Verpackung auf und warf beides in den Abfalleimer mit Fußpedal. Sie feuchtete ein Tuch an und wischte Seifenspritzer vom Spiegel. Dabei erhaschte sie einen Blick auf ihr eigenes Spiegelbild und hielt inne. Was sie sah, gefiel ihr nicht.
    »Was soll denn dieser Lärm?«
    Angie stand nur mit einem langen T-Shirt bekleidet in der Tür, kratzte sich und beäugte ihre Schwester durch halb geschlossene Lider. Fry spürte beim Anblick der dünnen Beine ihrer Schwester Schuldgefühle in sich aufwallen.
    »Nichts.«
    »Was tust du denn da? Ich dachte schon, es brennt, oder ein Einbrecher ist da oder so was.«
    »Nein. Entschuldige. Schlaf nur weiter, wenn du möchtest.«
    Angie hustete. »Ich nehme an, jetzt bin ich wach. Gehst du weg, Schwester?«
    »Ich hab heute Frühschicht.«
    »Ach so. Also ich mach mir einen Kaffee. Möchtest du auch irgendwas?«
    »Ich hab keine Zeit.«
    Angie sah sich im Badezimmer um. »Du räumst auf? Kurz bevor du zur Arbeit gehst? Du solltest kürzertreten, Di. Du wirst noch einen Herzinfarkt bekommen, wenn du dich so stressen lässt.«
    »Ja, schon recht.«
    Angie sah sie verwundert an. »Du hast mich doch gerufen, oder? Da bin ich mir ganz sicher. Was wolltest du denn?«
    »Nichts«, sagte Fry. »Spielt keine Rolle. Geh einfach, und mach dir deinen Kaffee.«
    Angie drehte sich um. »Ich bin mir sicher, dass ich gehört
hab, wie du mich gerufen hast«, sagte sie. »Du hast dich ganz genauso angehört wie Ma.«
    Fry ließ das feuchte Tuch fallen und lehnte sich einen Moment lang gegen das Waschbecken. Sie lauschte dem platschenden Geräusch, als Angie barfuß über die abgenutzten Fliesen im Flur davonschlurfte. Fry hielt den Kopf gesenkt. Sie wollte sich auf keinen Fall noch einmal selbst im Spiegel sehen. Sie wollte nicht mit den Erinnerungen konfrontiert werden, die für einen kurzen Augenblick im Spiegelbild ihrer Augen, der harten Züge um ihren Mund und der auf ihrer Stirn eingegrabenen Sorgenfalten sichtbar gewesen waren.
    Widerwillig sah sie auf die Uhr. Sie musste los, sonst würde sie zu spät kommen, und sie konnte es sich nicht leisten, zu spät zu kommen, wenn sie Typen wie Ben Cooper und Gavin Murfin ein Vorbild sein wollte, die im Handumdrehen in ihre eigene Richtung abwanderten, wenn sie kein Auge auf sie warf.
    Fry ging ins Schlafzimmer, um ihre Jacke zu holen, die hinter der Tür hing. Missmutig nahm sie zur Kenntnis, dass ihre Hand zitterte, als sie die Küche betrat. Angie saß am Tisch und betrachtete ihre Fingernägel.
    »Angie, was wolltest du damit gerade sagen...?«
    »Womit?«
    »Als du Ma erwähnt hast. Was wolltest du damit sagen?«
    Angie zuckte mit den Schultern. »Eigentlich gar nichts.«
    »Aber...« Fry hielt niedergeschlagen inne. »Ich muss los.«
    Sie ging die breite Treppe mit den ausgetretenen Stufen hinunter und verließ das Haus durch die Hintertür. Die Grosvenor Avenue Nummer 12 war eine von mehreren freistehenden viktorianischen Villen in der
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