Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor
Autoren: Suzette Haden Elgin
Vom Netzwerk:
erregst dich zu sehr. Was war los? Hast du den Freibeuter etwa umbringen müssen?“
    Sie beobachtete ihn geduldig, während er sich alles von der Seele redete ohne Rücksicht darauf, ob er sie damit verletzte. Er sah ihre Augen, die vor Bestürzung und Mitgefühl groß wurden, als sie begriff.
    „Oh, lieber Himmel, Kojote“, entschuldigte sie sich schließlich. „Das tut mir wirklich leid. Ich hätte selbst gehen sollen, aber an ein Kind hat niemand gedacht.“
    „Es war ein kleines Mädchen, noch kein Jahr alt und nicht viel schwerer als ein Kätzchen. Gottlob haben wir die fünf Wochen der Rückreise im Tiefschlaf verbracht, Tzana, denn die letzten Stunden nach der Wiedererweckung waren die reinste Hölle. Es hat sich nicht etwa an mich geklammert, sondern es stand nur in meinem Schoß, hatte Angst und Zorn und haßte mich, daß mein Kopf fast zersprang.“
    „Warum nennst du es es ? Wie heißt das Baby denn?“
    „Es war ein Maldunitenkind. Sie taufen ihre Kinder nicht, weil sie das für einen Eingriff in deren Freiheit halten. Ihre Kinder können sich selbst die Namen aussuchen, wenn sie alt genug sind.“
    „Makluniten … das bedeutet, daß es von klein auf von der Mutter herumgetragen worden ist, nicht wahr?“
    „Genau, und was noch zu ihrer Philosophie gehört.“
    „Allmählich begreife ich. Kojote, komm mit mir. Wir wollen etwas trinken.“
    Er folgte ihr durch die Tür, und das Vorzimmer ließ die Luft entweichen, faltete sich ordentlich zu einem Bündel zusammen, rollte in seine Schote und lag still. Der Raum, in dem sie sich nun befanden, war hallenartig und kühl, und ein Hausroboter erschien sofort und servierte ihnen zwei hohe Gläser mit einem Paradiesvogel genannten Getränk, Wenn man es trank, dann hatte man normalerweise das Gefühl, man sei ein Paradiesvogel und könne fliegen. Kojote kippte es hastig. Sich wie ein Paradiesvogel zu fühlen kam ihm gerade recht, denn im Augenblick kam er sich eher wie ein Bussard vor.

 
III
     
    Dort, wo Anne-Charlotte spazierenging, wuchsen Anais-Kakteen in Dickichten, von kleinen, höchstens zehn Zentimeter hohen, bis zu riesigen Pflanzen, die sich bis zu sechzehn Metern in die Luft reckten. Sie waren natürlich keine eigentlichen Kakteen, sondern glichen Bäumen, doch hatten sie Formen wie Kakteen und die meisten auch Dornen und Stacheln, und so hatten die ersten Siedler von der Erde sie Kakteen genannt, ehe sie es besser wußten. Im östlichen Sektor des Planeten, wo das Klima das ganze Jahr über warm blieb, bauten die Kolonisten ihre Häuser auf Plattformen in das Geäst der Kakteen, aber hier wohnte niemand in den Riesenkakteen, mit ihrem roten schirmartigen Blütenmeer. Das Land in der Umgebung von Chrysanthemenbrück war noch eine Wildnis, in der die Kakteendickichte und ein aromatisches Moospolster wuchsen. Die mobilen Blumen schweiften freizügig umher; anscheinend wußten sie genau, daß auf Makluniten-Territorien kein Fallenstellen gestattet war.
    Sie hatte das Dickicht ganz für sich allein. Von den Wohnkuppeln her hatte sie sich einen Weg über die roten Klippen gebahnt und war dem Pfad in die Einöde gefolgt. Die anderen Mitglieder der Gruppe kamen nur selten hierher. Nicht, daß irgendwelche Gefahren bestanden, besonders nicht für Anne-Charlotte, die gegen Gifte immun war; es gab auch keine großen Tiere auf Iris. Aber man kam in dem Gestrüpp nur langsam vor an; der Weg hierher dauerte Stunden und der Rückmarsch ebensolang, und da es im Wohngebiet so viel zu tun gab, hatte kaum jemand die Zeit für so lange Ausflüge.
    Abends würde sie es nicht schaffen, in die Wohnkuppel zurückzukehren; deshalb mußte sie im Freien übernachten. Doch das machte ihr nichts aus. Im Gegenteil: sie hatte Pläne für die Nacht und brauchte dazu Einsamkeit, falls sie erfolgreich sein sollten.
    Patrick folgte ihr, das wußte sie, weil sie von Zeit zu Zeit die sanfte Berührung seiner Gedanken spürte. Innerlich war sie über diese Einmischung wütend, aber sie versuchte nicht, ihn durch Schmerzempfindungen oder Hindernisse abzuschütteln. Wenn er eine ernsthaf te Störung beabsichtigt hätte, dann wäre er mit dem Flie ger nachgeflogen. Die Tatsache, daß er ebenfalls zu Fuß ging, bewies ihr, daß er lediglich in der Nähe sein wollte, um sie vor Dummheiten zu bewahren.
    Anne-Charlotte machte sich keine Sorgen, daß Patrick sie einzuholen vermöge. Zu Fuß kam er niemals nach, denn neben ihren anderen Psi-Kräften hatte sie die Fähigkeit,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher