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Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor
Autoren: Suzette Haden Elgin
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klar.“
    Chirurgischer Eingriff – das bedeutete die Durchtrennung aller bekannten telepathischen Verbindungsstränge mit der interessanten Nebenwirkung, daß aus dem Patienten ein Wesen wurde, das nicht viel über der Entwicklungsstufe einer Pflanze stand. Charmant.
    „Und wenn es mir nicht gelingt, ihn bewußtlos zu machen?“
    „Dann muß er getötet werden.“
    Tzana war viel abgebrühter und härter als er, und er hoffte, es in dieser Hinsicht nie mit ihr aufnehmen zu müssen. Aber er mußte den Auftrag annehmen, weil es sich offensichtlich um eine Frage von Leben und Tod handelte, wobei sein Leben gegen das von vielen Tausenden stand, die bei Unfällen durch die statischen Störungen in der Kette sterben konnten. Soviel stand fest, mit überwältigender Klarheit.
    Ein Baby paßte allerdings nicht in die Betrachtun gen, denen er sich gefügt hatte.
    Was war das für ein Kind, dessen Gedanken so gewaltige Auswirkungen hatten? Überlegungen in der Richtung konnte er nicht viel Freude abgewinnen. Ein Superbaby?
    Noch hatte er lebhafte Erinnerungen an die Wucht der Projektionen von Todesqual, die die Mutter des Babys ausgestoßen hatte. Es war wie das dritte Untertauchen in einen schleimigen, schwarzen Sumpf, ohne die Erlösung des Todes. Der Sumpf wimmelte von grauenvollen Kreaturen wie bösartigen Schlangen … Ihn schauderte bei der Reminiszenz. Wenn das Baby über ähnliche Kräfte verfügte, dann war es um die friedlichen Vergnügen in der Krippe geschehen.
    Vielleicht war das ein Trost. Wenn das Baby mehr Schwierigkeiten bereitete als sich lohnte, würden sie es wohl entlassen müssen. Doch dann fiel ihm ein, daß das nur bei entsprechenden Veränderungen im Gehirn des Kindes möglich war, Veränderungen, die aus ihm einen glücklichen, harmlosen und nutzlosen Idioten für den Rest des Lebens machten.
    Sein Flieger schwebte über dem Landehafen von Tzanas Asteroid, und durch einen Nebel von Gereiztheit bat er um die Landegenehmigung. Der Landekran griff nach dem Fahrzeug, packte es abrupt aber sicher, schaltete die Triebwerke aus und deponierte es einwandfrei auf der Terrasse des Dreigalaktischen Übersetzungsbüros GmbH. Ein Glockenzeichen kündete seine Ankunft an, und eine melodische Stimme aus der Wand begrüßte ihn: „Willkommen, Bürger Jones.“ Das machte Kojote noch wütender. Er verabscheute den ganzen automatischen Kram. In seinem Tarnberuf als Folklore-Sänger benutzte er eine antike, nichtautomatische Gitarre aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Sein Flieger hatte auch keinen Autopiloten außer der gesetzlich vorgeschriebenen Notlandeeinheit. Und spätestens nächstes Jahr wollte er sich auf einem der Äußeren Monde ansiedeln – oder noch weiter draußen, wenn das ging.
    „Tzana“, brüllte er, „wo zum Teufel steckst du?“
    Sie trat hinter einer Säule von aufgeblasenem Plastikmaterial hervor und betrachtete ihn mit hochgezogenen Brauen. Er musterte sie ausgiebig und fand den Anblick trotz ihres Alters noch immer sehr erfreulich; eine Frau nach herkömmlicher Bauart und sehr gut erhalten. Er wußte, daß ihr kornblondes Haar wie eine Kappe um den Kopf lag, der genau in seine Handfläche paßte, wenn er sie festhielt, um sie ausgiebig zu vögeln. Sie hatte es immer ungebührlich eilig. Im Augenblick sah er allerdings nur ihr Gesicht unter der Kapuze eines togaähnlichen Silbergewandes –, es stand ihr glänzend, auch wenn es dem letzten Modeschrei noch um einiges voraus war. Ihre wohlgeformten Beine steckten in silbernen Strumpfhosen und Sandalen, und sie wirkte, wie sie war – tüchtig und überaus begabt – und wie sie nicht war – kühl und hochnäsig.
    „Du übertreibst deine Tarnung, Tzana“, sagte er. „Unter dem vielen Stoff kann ich nicht einmal deinen Po erkennen.“
    Sie schickte einige flüchtige Bilder zu ihm hinüber, keines davon ein Kompliment, aber er verstand nur eine Reihe von roten Klumpen mit schwarzen Flecken.
    „Energieverschwendung, Tzana“, wehrte er ab.
    „Keineswegs. Jetzt ist mir wohler.“
    „Bist du böse?“
    „So wie du hereinstürmst und herumbrüllst? Du befindest dich in Geschäftsräumen! Was wäre, wenn ich einen Kunden mit ausgeprägter Sensibilität hiergehabt hätte, Bürger Jones?“
    Er setzte zu einer Schimpfkanonade an, die an Deutlichkeit darüber, was sie mit diesem Kunden anstellen konnte, nichts zu wünschen übrigließ, aber noch ehe er voll in Fahrt kam, unterbrach sie ihn.
    „Immer langsam, Kojote“, sagte sie sanft. „Du
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