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Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor
Autoren: Suzette Haden Elgin
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dieses Bild, bis sie sicher war, daß es unverändert beibehalten blieb.
    Nun kam der Felsen an die Reihe. Sorgfältig und langsam schuf sie im Geist das Bild des Steins, denn das war der schwierigere Teil; ohne auf die distanzierte Freude des Babys an den Farben zu achten, vergegenwärtigte sie sich jede Windung des Grüns in der goldenen Hohlform, bis der Stein für sie ebensoviel Wirklichkeit annahm wie ihre Hand oder ihr Fuß.
    Um nun den Stein zum Fußpunkt des Kaktus zu teleportieren, mußte sie lediglich die beiden Bilder miteinander in Deckung bringen …
    Durch Anne-Charlottes entsetzte Schreie, die die Luft durchschnitten, verzahnten sich zwei Images in Patricks Gedanken. Das erste zeigte herniederbrechende Kakteen, durch die sich ein ungefähr fünfzig Pfund schwerer Felsbrocken eine Schneise zum mittleren Kaktusstamm bahnte. Das zweite drehte sich um Anne-Charlottes Baby, das von Kaktusstacheln verletzt und aus den Wunden blutend ebenso wie der Stein an den Hauptstamm geschleudert worden war.
    Anne-Charlotte starrte die zermalmten Kakteen an und wußte, daß Patrick nun, so schnell er konnte, zu ihr eilen würde. Es hatte nie in ihrer Absicht gelegen, ihm einen Hinweis auf ihre Pläne zu geben, aber sie hatte ihre Kraft und ihre Fähigkeit überschätzt, und als ihr bewußt geworden war, daß die Flugbahn des Felsens nicht über die kleineren Kakteen hinausging, hatte der Gedanke an ein ähnliches Mißgeschick mit dem Baby sie völlig aus der Fassung gebracht. Das war natürlich ein dummer Fehler gewesen. Schließlich würde es ein gewaltiger Unterschied sein, wenn sie das Baby aus der Krippe herausteleportierte, weil sie das Baby dann unterstützen würde, und es war ja viel stärker. Verdammt!
    Es würde eine Weile dauern, ehe Patrick sie erreich te, aber fliehen hatte keinen Sinn. Dann würde er nur den Flieger holen und sie verfolgen, und er würde die anderen Psis zu seiner Unterstützung mitbringen, um sie aufzuspüren. Sie war zwar die Stärkste, aber es reichte nicht, um den anderen zu Fuß zu entkommen. Ihre einzige Hoffnung lag darin, die anderen zu überzeugen, daß sie richtig handelte, und dann würden ihr die anderen vielleicht sogar helfen.
    Sie kam sich dumm vor, sich so schnell verraten zu haben, und sie war unzufrieden mit sich. Hätte sie es vorsichtiger angestellt, dann hätte Patrick sie bald allein gelassen und wäre zur Gruppe zurückgekehrt. Und dann hätte sie experimentieren können, solange sie wollte.
    Zuerst hatte sie fasten wollen, damit ihr Geist klar und ihr Körper von aller Unreinheit befreit wurde. Sie wollte ihre Teleportationskräfte trainieren, denn dazu hatte sie nur selten Gelegenheit, und sie beherrschte sie nicht gut genug. Mit kleinen Gegenständen über gerin ge Entfernungen wollte sie beginnen und dann Gewicht und Entfernungen allmählich vergrößern. Aber durch ihre Einfältigkeit und Überheblichkeit hatte sie sich die Chance zu einem derartigen Programm verdorben, sofern nicht die Gruppe ihr beistehen und ihrem Plan zustimmen würde.
    Sie war gewiß, daß das Baby ihr helfen würde. Sie spürte es, wie es sanft in ihren Gedanken schaukelte und sich an ihre Psi-Gegenwärtigkeit klammerte, genau wie es sich an ihren Körper geschmiegt hatte, als es noch bei ihr war. Die winzigen Fühler seiner Gedanken waren nicht sehr ausgeprägt und wurden von seltsamen Einflüssen von Angst und Schrecken und Haß und Frustration abgelenkt, aber alles kam sehr stark auf sie zu, unglaublich stark.
    Anne-Charlotte wußte, was das bedeuten mußte. Nämlich daß das Kind von eigener Art war, etwas Neues und sehr Seltenes. Selbst die begabtesten Kommunipathen schafften die Überbrückung interstellarer Distanzen nicht allein, obgleich Entfernungen für sie keine Rolle spielten. Deshalb bedurfte es elf Stationen in wohlberechnetem Abstand, um die drei Galaxien zu verbinden. Und diesem kleinen Kind gelang es ganz allein und ohne Ausbildung, Gedankenimpulse so leicht durch die Weiten des bekannten Universums zu werfen als handle es sich um eine Handvoll Sandkörner beim Spielen.
    Sie traute sich zu, es zu erreichen und ihm klarzumachen, was es dazu beitragen mußte, um wieder mit ihr vereint zu werden. Das Baby würde die Kraft einsetzen und sie ihr Wissen, und wenn der erste Versuch noch nicht gelang, dann der nächste, wobei ihr die Krippe noch unwissentlich Beistand leistete, denn sie bildete das Kind inzwischen aus.
    Bei der Erinnerung an die Krippe lachte sie leise. Was für
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