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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon
Autoren: Jim Butcher
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er tat. Er wusste, wie du darauf reagieren würdest. Das hat er hingenommen.«
    Amara legte die Wange an seine Brust. »Er wusste über uns Bescheid. Wusste, dass ich gegen das Gesetz verstoßen habe.«
    »Amara«, schalt Bernard sie milde, »die Ersten Fürsten haben schon vor vielen, vielen Jahren herausgefunden, dass es das schlechteste Vorgehen überhaupt ist, Heiraten unter bestimmten Umständen zu verbieten, um sie zu verhindern. Wir haben es so gehandhabt, wie es in der Legion üblich ist. Wir haben es geheim gehalten und weiterhin unsere Pflicht erfüllt. Im Gegenzug hat er es übersehen. Gute Kommandanten handhaben die Dinge immer so.«
    Das stimmte. Sie durchdachte die Lage, die Gründe, die dazu geführt hatten, die schlichte Berechnung, die dahinterstand.

    Und dann brach alles über ihr zusammen.
    Plötzlich weinte sie an Bernards Brust. Er wiegte sie in den Armen, und sie schluchzte noch heftiger. Es war zu viel, einfach zu viel. Die Wochen der Plackerei und der Gefahren. Die entsetzliche Zerstörung am Ende der Reise. Sie sah immer wieder die winzigen hilflosen Gestalten, die ohne Hoffnung vor dem Feuertod flohen.
    Und ohne ihre Hilfe hätte das alles nicht geschehen können.
    Wie hatte Gaius ihr das antun können?
    Es schmerzte. Oh, wie es schmerzte . Sie hatte ihm vertraut .
    Genauso, wie sie Fidelias vertraut hatte.
    Sie weinte an der Brust ihres Mannes und fühlte sich elend und gleichzeitig töricht deswegen. Einige Minuten lang konnte sie nicht aufhören. Schließlich war sie leer, und eine schwere Mattigkeit machte sich in ihren Gedanken breit.
    Bernard küsste sie sanft aufs Haar.
    »Was soll ich tun?«, flüsterte sie. »Ich war doch immer nur Kursor.«
    »Ich kenne einen Ort, an den du gehen kannst«, antwortete Bernard. »Es ist ein wenig rau, aber die Menschen sind herzlich. Dort wohnt ein Mann, der sich um eine Menge Leute kümmern muss. Er könnte die Hilfe einer klugen, mutigen und begabten Frau gebrauchen.«
    Sie schlang die Arme um ihn und genoss seine Wärme. »Ja?«
    »Hm. Gräfin Calderon. Würde zu dir passen. Und ich wollte sehen, wie dir meine Farben stehen, seit …«
    »Seit wann?«
    »Seit ich deinen Knöchel verbunden habe«, sagte er.
    »Ich denke, etwas Neues zum Anziehen könnte ich gebrauchen«, sagte sie verschlafen. »Kleider vielleicht. Ich habe nie mehr als eins besessen.«
    »Ich könnte sie mir leisten«, sagte er.
    »Daran habe ich nie gedacht«, meinte sie. »Ehefrau zu werden.«
    »Eine Ehefrau inmitten vieler feindseliger Windelementare«,
sagte Bernard. »Ganz zu schweigen von der Mithilfe beim Führen einer Kaserne. Ich fürchte, da bleibt nicht viel Zeit zum Stricken.«
    »Ich kann überhaupt nicht stricken«, sagte sie und gähnte. »Also, außer Kettenhemden.«
    »Wir können für das Stricken jemanden einstellen.« Er küsste sie auf die Stirn. »Ich hatte gehofft, wir könnten zusammen sein. Richtig zusammen.«
    »Ich auch«, flüsterte Amara. »Nur hatte ich es nicht für möglich gehalten.«
    »Da die Rebellion vorüber ist«, sagte Bernard, »sollten jetzt eigentlich bessere Zeiten vor uns liegen. Es wäre eine gute Gelegenheit, sich niederzulassen. Vielleicht gründen wir eine Familie. Schließlich haben wir endlich genug Zeit, um es immer wieder zu versuchen.«
    Amara lächelte. »Hm. Ein gutes Weib scheut sich auch nicht vor der ermüdendsten Aufgabe.«
    Bernard murmelte: »Tatsächlich?« Er bewegte die Hand.
    Amara stockte der Atem, doch ihr Herz schlug schneller. »Bist du etwa müde?«
    Offensichtlich war er das nicht.
     
    Von dem kleinen, wieder aufgebauten Haus aus, in dem Isana wohnte, schaute sie zu, wie Gaius aus dem Kommandogebäude auf der anderen Seite der Ruinenstraße trat. Er hob ab in die Lüfte und verschwand augenblicklich, als habe er sich selbst in Wind verwandelt. Nur eine Handvoll Menschen hatte seinen Abflug überhaupt beobachtet.
    »Er hatte eine Tasche für Schriftrollen bei sich«, berichtete sie leise.
    »Tavi hat richtig vermutet«, sagte Araris. Er stand in der Tür und betrachtete sie.
    Isana drehte sich um und blickte unbehaglich an ihrem Kleid herab - es bestand aus dunklen Rot- und Blautönen, ein ordentliches Kleid, wie es der Witwe des alten und Mutter des neuen
Princeps geziemte. Es handelte sich um das kostspieligste Kleidungsstück, das sie je besessen hatte. Ein behelfsmäßiger Schrank enthielt mehrere Kleider, die ebenso teuer gewesen waren und die einer Princeps-Matrone besser anstanden als ihr schlichtes
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