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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon
Autoren: Jim Butcher
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Legionares auf und strich die Namen der Toten von der Liste. Die Ehrenwache in der folgenden Nacht wurde in gedämpfter Stimmung abgehalten. Es wurde Branntwein ausgeschenkt, denn es fehlten zu viele ihrer Brüder, als dass man von nüchternen Legionares hätte erwarten dürfen, ihr Fehlen einfach zu vergessen. Die meisten Männer im Lager legten sich früh schlafen.
    Die nächsten beiden Tage waren anstrengend, da die Legionen neu geordnet werden mussten, außerdem mussten sie sich um die Verwundeten kümmern und ein ordentliches Lager aufbauen. Die Erste Aleranische hatte entsetzliche Verluste hinnehmen müssen, beinahe so schlimm wie in der Schlacht an der Elinarcus. Trotzdem war sie besser davongekommen als die beiden Legionen der Senatsgarde, die nun weniger Männer hatte, obwohl diese beiden ursprünglich mit mehr Soldaten angetreten waren.
    Der Hauptmann der Ersten Senatsgarde war bei den Kämpfen gefallen, und der nächsthöhere Offizier war der Tribun Auxiliarus,
dessen Reiterei für die Angriffe auf die Wehrhöfe verantwortlich war. Der Mann war allerdings von seiner letzten Streife nicht zurückgekehrt, oder falls doch, hatte er erfahren, aus welcher Richtung der Wind inzwischen wehte und die Entscheidung getroffen, sich lieber nicht mehr blicken zu lassen. Keiner der Offiziere unter ihm schien willens, seinen Zorn auf sich zu ziehen, indem er einen Posten annahm, der eigentlich einem anderen gehörte, und damit womöglich irgendwelche Vorwürfe gegen die Reiterei zu bestätigen.
    Nalus schlug vor, Tavi solle ihn zum gemeinsamen Kommandanten beider Legionen ernennen, und Tavi hielt das für eine hervorragende Lösung. Schließlich hatten von beiden Legionen gerade genug Männer überlebt, um eine vollständige neue zu bilden, und Nalus stellte die beiden Gardelegionen gleich darauf zusammen, »bis eine Teilung wieder sinnvoll erscheint, wenn die Zahl durch Verstärkung entsprechend angewachsen ist«.
    Kitai und ihre Marat machten sich inzwischen auf die Jagd nach dem schuldigen Tribun und seiner Mörderbande. Diesmal hatte sie beim Münzewerfen gewonnen.
    Das Wetter war eigenartig. Der Himmel war mit Grau bedeckt, und eine Art Schnee begann herabzurieseln. Tavi brauchte ein oder zwei Stunden, bis er begriff, dass es sich um Asche handelte. Asche von einem riesigen Feuer, das nur von einem Vulkan stammen konnte. Das wiederum erklärte auch das helle rote Licht und das Erdbeben in der Nacht des Duells. Nach ungefähr einem Tag ließ der Ascheregen nach und hörte auf, und am nächsten Tag war der Himmel wieder heller. Dennoch wirkte er anders, und das bereitete allen Sorgen.
    Nach zwei Tagen, in denen die Erste Aleranische, die nun nur noch über siebzig einsatzfähige Kohorten verfügte, neu geordnet worden war, sahen sie fast wieder aus wie eine richtige Armee. Die Ruinen waren vom Schutt befreit worden, und viele der Bäume, die darin wuchsen, hatte man gefällt. Die Pioniere hatten hart gearbeitet, um die Wände und Dächer instand zu setzen und
ansonsten freie Plätze zu schaffen, wo das nicht mehr möglich war. Jeder gesunde Legionare half, auch Tavi, zumindest einen halben Tag lang. Schutt wurde fortgetragen und der Boden geräumt. Auf diese Weise konnte man die Männer beschäftigen. Dadurch stieg die Moral, und alle Gedanken an wilde Abenteuer in Richtung von Werftstadt, wo der Feind weiterhin stand, wurden den Soldaten ausgetrieben.
    Bald führte Tavi den Befehl über die Legionen in dem Gebäude, auf dessen Dach er das Duell mit Phrygiar Navaris gewonnen hatte. Die verrottete Holzeinrichtung hatte man beseitigt und das schwebende Dach belassen. Kurze Zeit später hatte er sich wieder daran gewöhnt, eine Legion zu kommandieren, doch noch nicht daran, dass so viele vertraute Gesichter fehlten.
    Am vierten Tag nach dem Duell traf der Erste Fürst ein.
    Gaius Sextus betrat das Kommandogebäude ohne jegliche Vorankündigung und betrachtete Tavi aus zusammengekniffenen Augen. »Hinaus«, murmelte er.
    Hätte das Haus in Flammen gestanden, wären die Menschen nicht schneller hinausgeeilt.
    Nachdem der letzte von Tavis Stab gegangen war, vollführte Gaius beiläufig eine Geste in Richtung Tür, und ein Windstoß schlug sie zu. Der Erste Fürst beäugte Tavi eine Weile lang schweigend.
    Tavi hob das Kinn, eher aus Respekt denn aus Trotz, setzte eine Miene auf, die höfliche Gleichgültigkeit ausdrückte, und wartete. Das Schweigen wurde lastend, aber Tavi ließ sich davon nicht beeindrucken, und nach
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