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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon
Autoren: Jim Butcher
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zwischen Legionslager am einen Ende und der Stadt Kalare am anderen nachbildete, wobei kleine Figuren für die Stellungen der verschiedenen Armeen standen. Des Weiteren sah sie einen Schreibtisch, mehrere Feldhocker und einige persönliche Gegenstände von Miles, eine kleine Truhe sowie das Bettzeug auf einer Pritsche.
    »Und ich sage dir, das ist die einzige Möglichkeit«, knurrte Miles. Er war ein Mann von mittlerer Größe, aber dabei gebaut wie eine Festungsmauer, stämmig und stark. Seine Rüstung war verbeult und zerkratzt, die Male der Kampfhandlungen, die seit dem Anfang von Kalares Rebellion andauerten. Sein kurzes dunkles Haar war von grauen Strähnen durchsetzt, und während
er jetzt vor dem Sandmodell auf und ab ging und es betrachtete, fiel auf, dass er leicht hinkte. »Wenn wir nicht gemeinsam marschieren, dann riskieren wir, einzeln geschlagen zu werden.«
    »Nun werd nicht gleich panisch«, erwiderte der zweite Mann im Zelt, der auf einem Feldhocker saß. Er war ein ganzes Stück größer als Miles, langgliedrig, und strahlte solche Zuversicht aus, dass seine Gegenwart im Zelt stärker zu spüren war als Miles’. Er hatte etwas Löwenhaftes an sich, angefangen bei der dunkelgoldenen Mähne, die ihm über die Schultern fiel, über die dunklen Augen bis hin zu der deutlich wahrnehmbaren Körperkraft. Aquitanius Attis, Hoher Fürst von Aquitania, war mit einem roten Seidenhemd und einer dunklen Lederhose bekleidet. Offensichtlich hielt er es nicht für nötig, eine Rüstung zu tragen. »Wenn uns die zwei Jahre hier eins gezeigt haben, dann die Tatsache, dass sich Kalare im Sumpf auch nicht schneller bewegen kann als wir. Die Gefahr, dass er deine Streitmacht einholt, ist vernachlässigbar.«
    Miles blickte den anderen Mann an. »Es fällt auf, dass deine eigenen Truppen vor allen Gefahren geschützt sind, wenn wir deinen Plan ausführen.«
    »Wenn er aber gelingt«, hielt Aquitania dagegen, »mischen wir Kalares bewegliche Truppen auf, ehe der Sommer richtig begonnen hat, und zwei Wochen später stehen wir vor seiner Stadt.«
    »Und wenn nicht, treten meine Männer allein gegen alles an, was Kalare zurückgelassen hat.«
    »Wir befinden uns im Krieg«, antwortete Aquitania milde. »Gelegentlich ergibt sich da das eine oder andere Risiko.«
    Miles brummte etwas vor sich hin und legte die Hand auf den Schwertknauf.
    Aquitania fletschte die Zähne und grinste katzenhaft. »Hauptmann, sollten wir nicht lieber die Gräfin anhören, ehe wir die Sache weiter besprechen?«
    Erst jetzt blickte Miles über die Schulter und bemerkte Amara. Seine Wangen waren gerötet, und in seinen Augen funkelte Zorn.
Er starrte Amara kurz böse an, schüttelte den Kopf, fand die Kontrolle über seine Miene wieder und nickte ihr knapp zu. »Gräfin, willkommen.«
    »Danke, Hauptmann.« Sie nickte Aquitania zu. »Hoheit.«
    Aquitania starrte sie forschend an und lächelte höflich. Amara gestattete sich nicht, das Unbehagen zu zeigen, das der Blick dieses Mannes in ihr auslöste. Vermutlich gab es niemanden im ganzen Reich, der Aquitania an Elementarkräften übertraf, abgesehen vom Ersten Fürsten selbst - und Gaius war kein junger Mann mehr. Obwohl sie nie mit eigenen Augen gesehen hatte, wie Aquitania seine Kräfte anwandte, wusste sie, über welche Macht er verfügte. Deshalb war sie nicht gerade entspannt, als sie nun im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit stand.
    »Was gibt es Neues von der Krone?«, fragte Miles.
    »Es wurde ein Rat gebildet, der für den Kriegsausschuss die Vorgaben für den Feldzug des Sommers erteilen soll«, erklärte Amara. »Der Erste Fürst bittet um deine Anwesenheit, Hauptmann, und auch um deine, Fürst von Aquitania.«
    Miles schnaubte ungehalten. »Zuerst ein Ausschuss, und jetzt ein Rat!«
    »Ein Ausschuss für den Ausschuss«, murmelte Aquitania, dessen Ton darauf schließen ließ, dass er zumindest bei diesem Thema voll und ganz mit dem Hauptmann einer Meinung war. »Lächerlich.«
    »Wann?«, wollte Miles wissen. »Und wo?«
    »In drei Wochen, von gestern an gerechnet, meine Herren - an der Elinarcus.«
    »An der Elinarcus, wie?«, meinte Miles. Er schnaubte. »Wird schön sein, diesen jungen Virtuosen zu treffen, der die Erste Aleranische führt. Habe schon viel über ihn gehört.«
    Aquitania sagte unverbindlich: »Falls Kalarus sich dazu entschließt, unsere Stellungen persönlich anzugreifen, während wir« - mit »wir«, so vermutete Amara, meinte er sich selbst - »unterwegs sind,
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