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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon
Autoren: Jim Butcher
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neu gewonnene, unerklärliche Unverwüstlichkeit, die er als Folge seines Bundes mit Kitai betrachtete, schenkte ihm ausreichend Kraft, um sich wenigstens das beizubringen, wozu er mit seinen mageren Elementarkräften fähig war. Trotzdem setzte ihm die Erschöpfung langsam zu.
    Vermutlich hatte Kitai recht.
    »Vielleicht«, räumte Tavi ein. »Aber im Augenblick habe ich keine Wahl. Es braucht Jahre der Übung, um seine Elementarkräfte zu entwickeln, und ich habe leider fünfzehn Jahre zu spät angefangen.«
    »Ich denke, du solltest jemandem davon erzählen. Wenn du einen Lehrer hättest, würde es schneller gehen.«
    Tavi schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Kitai fauchte aufgebracht: »Warum nicht?«
    »Weil ich sowieso nicht viel zustande bringe«, erwiderte Tavi.

    »In größerem Rahmen betrachtet jedenfalls. Ich würde das Wenige, über das ich verfüge, lieber als Überraschung einsetzen, wenn ich irgendwann dazu gezwungen bin.«
    Kitai schüttelte den Kopf. »Das ist aber nicht das Risiko wert, dass du dir Schaden zufügst, weil du ohne Anleitung lernst.«
    »Ich war an der Akademie, deshalb kenne ich die Theorie«, entgegnete Tavi. Jede ermüdende und demütigende, von Enttäuschungen geprägte Stunde dieses Unterrichts hatte sich zusammen mit den anderen Albträumen seiner Kindheit in sein Gedächtnis gebrannt. »Es geht jetzt schon zwei Jahre so, und bislang ist nichts passiert.«
    »Bisher vielleicht nicht«, wandte sie ein. »Ich kenne mich mit Elementarkräften nicht aus, Aleraner, aber ich weiß genug, um zu verstehen, wie gefährlich sie sein können. Anderen geht es ähnlich. Wäre es nicht besser, wenn du deinen möglichen Feinden klarmachst, was für ein mächtiger Elementarwirker du bist?«
    »Ja, aber … aber erst einmal sagen wir niemandem etwas davon«, beharrte Tavi stur.
    »Warum bloß nicht?«, wollte Kitai wissen.
    Er wandte den Blick ab und sah einen Moment lang ins Leere. »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete er leise. »Es ist noch nicht so weit. Ich spüre es. Ich weiß es.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Du musst mir einfach vertrauen.«
    Kitai zog die Augenbrauen hoch, beugte sich vor, drückte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und lehnte sich bei ihm an. »Du bist verrückt. Und ich bin verrückt, weil ich mich überhaupt mit dir abgebe. Wunderbar.«
    Tavi ließ seinen Kopf an ihrem ruhen. »Danke.«
    »Natürlich bestehe ich auf dem Recht, meine Meinung zu ändern.«
    »Natürlich«, sagte Tavi und lächelte müde. Er holte tief Luft und wappnete sich zum Weitermachen. »Also gut. Einen Versuch
noch, um diesen Felselementar hervorzurufen, dann ist Schluss für heute.«
    »Nein«, erwiderte Kitai entschlossen. »Genug geübt für heute. Es gibt dringendere Angelegenheiten, um die du dich kümmern musst.«
    Tavi blinzelte sie an. »Und zwar?«
    Mit einem Schulterzucken ließ Kitai die weiße Tunika von Armen und Schultern gleiten und schmiegte sich mit nackter Haut an Tavis Brust. Sie schlang die Arme um seinen Hals und hob ihm den Mund zu einem leidenschaftlichen Kuss entgegen.
    Leise versuchte Tavi zu protestieren, doch ihr Duft nach Wildblumen und Wiesenklee und aromatischer Seife stieg ihm in die Nase und überwältigte seine Sinne, und das Feuer des Verlangens, das in diesem Kuss lag, sowie die Zielstrebigkeit ihrer Hände machten ihn wehrlos. Plötzlich fiel ihm kein einziger vernünftiger Grund mehr ein, weshalb er das Marat-Mädchen zurückweisen sollte, und er erinnerte sich nur noch vage daran, was er eigentlich vorhatte. Seine Hände streichelten über ihre Hüfte, über den weichen hellen Rücken und folgten den Strängen der Muskeln unter der heißen Haut, während er den Kuss mit wachsendem Verlangen erwiderte.
    Kitai gab ein kehliges Schnurren von sich und riss Tavi die Tunika vom Leib. Sie warf sich auf ihn, doch er drehte sich zur Seite und wirbelte sie herum ins üppige Gras. Mit einem lustvollen Lachen wölbte sie sich ihm entgegen, als er sie erneut küsste. Ihre Hände strichen über seinen Rücken, ihre Nägel kratzten über seine Haut, und die Gefühle übermannten ihn mit solcher Macht, dass er die Reitersoldatin nicht bemerkte, die sich ihnen näherte, bis sie in ihren Stiefeln auf Armeslänge vor seiner Nase stand.
    Tavi jaulte auf und spürte, wie er von den Haarspitzen bis hinab zu den Zehennägeln errötete. Er suchte nach seiner Tunika, setzte sich auf und war überzeugt, aus reiner Verlegenheit sterben
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