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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon
Autoren: Jim Butcher
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hatte.
     
    »Ich weiß , dass bisher keine Befehle ergangen sind«, donnerte Valiar Marcus und starrte den Stallmeister nieder. »Aber selbst, wenn sie nie erteilt werden, ist es eine gute Übung für meine Männer. Also wirst du jetzt sofort die Tiere für die Schlachtkrähen vorbereiten lassen, oder ich zeige deinem faulen Hintern mal, wie sich eine Peitsche anfühlt.«
    Der Stallmeister von Aleras erster berittener Infanterie-Kohorte salutierte mürrisch, eilte davon und bellte den Stallburschen, die für die zusätzlichen Tiere zuständig waren, Befehle zu. Marcus warf dem Mann einen finsteren Blick hinterher. Man musste dem Kerl buchstäblich jedes Mal einen Tritt versetzen, um ihn zum Arbeiten zu bringen, und langsam wurde er zu alt, um so viel Kraft auf solche Narren zu verwenden. Gute Leute, so schien es, blieben weiterhin schwierig zu finden, mochte das Reich auch um sein Überleben kämpfen - seine Einheit stand der größten Bedrohung der letzten vier Jahrhunderte gegenüber.
    Marcus ging durchs Lager der Ersten Aleranischen, dessen Zelte sich in schnurgeraden Reihen innerhalb der schützenden Mauern erstreckten. Die Stadt breitete sich an beiden Seiten der Elinarcus aus, der riesigen Brücke, die sich über den gewaltigen Tiber spannte. Er blieb bei einigen der ranghöheren Zenturionen stehen und informierte sie darüber, dass bei den Offizieren
etwas im Schwange war. Manchmal folgte dann der Befehl, die Legionares in Alarmbereitschaft zu versetzen und warten zu lassen, manchmal auch nicht; dennoch war es besser, die Zenturionen wirkten vorbereitet, egal wie plötzlich oder dringend Maßnahmen ergriffen werden mussten.
    Er ging weiter durch die Stadt. In den vergangenen zwei Jahren, seit die Erste Aleranische hier ihren Stützpunkt errichtet hatte, war sie enorm gewachsen. Die Südhälfte hatte man vom Pflasterstein an neu errichtet und zu einer Festung ausgebaut, die zwei heftigen Angriffen der Canim-Krieger und wahren Fluten von Canim-Plünderern widerstanden hatte, ehe der Hauptmann das Heft an sich gerissen und den Krieg zu den Canim gebracht hatte, und zwar mit solcher Wucht, dass sie sich seitdem lieber von der Elinarcus fernhielten. In den Straßen drängten sich die Flüchtlinge aus den besetzten Gebieten des Südens, und auf den Marktplätzen stiegen die Preise für Lebensmittel ins Unermessliche - es gab einfach nicht genug in der Umgebung, und der Bedarf trieb die Preise noch zusätzlich in die Höhe.
    Marcus marschierte durch das Gedränge, ohne den Schritt zu verlangsamen. Niemand stellte sich ihm in den Weg. Obwohl er kein großer Mann war und auch nicht eindrucksvoller aussah als jeder andere Legionare , schien die Menschenmenge seine Zielstrebigkeit und Entschlossenheit zu spüren. Man wich ihm einfach aus.
    Marcus erreichte das Kommandogebäude in genau dem Augenblick, als auf dem Pflasterstein rhythmischer Hufschlag ertönte. Ein halbes Dutzend Angehöriger des Ersten Aleranischen Marat-Auxiliars ritt die Straße entlang und machte den Weg frei für den Hauptmann und die Botschafterin der Marat, die von ihrem frühen Tagesausritt heimkehrten. Sechs weitere Reiter bildeten die Nachhut. Seit diese tödlichen Canim-Meuchelmörder, die unter dem Namen Jäger bekannt waren, ihr Glück bei dem Hauptmann und seiner Frau versucht hatten, ließ man den jungen Mann nicht mehr ohne Wache ausreiten.

    Marcus runzelte die Stirn. Der Singulare des Hauptmanns, sein persönlicher Leibwächter, der sich sonst kaum ein paar Schritte von ihm entfernte, war noch immer nicht ins Lager zurückgekehrt. Es gab weder eine Erklärung für den Grund der Abwesenheit des Mannes noch Angaben über seinen Aufenthaltsort. Marcus hatte allerdings keine Möglichkeit, den Hauptmann diesbezüglich zu befragen. Als Erster Speer und oberster Zenturio der Legion verfügte er im Vergleich zu allen anderen Fußsoldaten über den besten Zugang zu den Offiziersrängen, doch selbst seine verhältnismäßig große Befehlsgewalt hatte Grenzen, die er nicht zu überschreiten wagte.
    Denn dann würde manch einer gefährliche Fragen stellen.
    Marcus schüttelte den unangenehmen Gedanken ab, der ihn stets schaudern ließ, wann immer er ihm den nötigen Platz einräumte.
    »Marcus«, sagte der Hauptmann. Die beiden salutierten knapp. »Was hast du gehört?«
    »Bin gerade erst hier angekommen, Hauptmann«, erwiderte Marcus.
    Der Hauptmann nickte. »Ich habe Befehle entsandt, das Auxiliar zum Aufbruch vorzubereiten, und auch die
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