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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Autoren: Lucy Dillon
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niemand um die Ankunft des Hundes zu scheren. Michelle war sprachlos. Das einzige Mal, als sie ihren Springer Spaniel Flash in ein Café hatte mitnehmen wollen, hatten die Betreiber reagiert, als würde sie dort großzügig Milzbranderreger aus einem Hundekotbeutel verteilen.
    Flash. Flash mit seinem herzergreifenden Blick und den großen, haarigen Pfoten. In ihrer Magengrube zog sich alles zusammen. Von all den Dingen, die sie bei Harvey zurückgelassen hatte – Geld, Kleidung, sogenannte Freundschaftsringe –, war das Einzige, worum sie wirklich trauerte, Flash. Ob er sich wohl fragte, wo sie hingegangen war? Ob er wohl an der Tür saß und sich nach ihr sehnte? Sie hatte ihn einzig und allein aus dem Grund zurückgelassen, weil sie Harvey sonst einen guten Grund geliefert hätte, jedes zweite Wochenende bei ihr auf der Matte zu stehen und »Zugang« zu verlangen. Um den vernünftigen, seiner Frau und seines Hundes beraubten Ehemann zu spielen.
    »Oh mein Gott! Das tut mir leid! Pongo! Hör auf damit! Er hat sich von der Leine gerissen.«
    Eine blonde Frau in Michelles Alter, die jedoch augenscheinlich doppelt so groß wie sie zu sein schien, stieß gegen Michelles Tisch und bemühte sich, mit einer Hand die ausziehbare Leine aufzuwickeln, während sie gleichzeitig versuchte, mit der anderen Hand den Hund von einem Nachbartisch wegzuziehen. Sie hatte eine Sturmfrisur und machte einen verzweifelten Eindruck. Ihre Autorität wurde noch weiter untergraben, als sie sich den Griff der Leine zwischen die Beine klemmte, um diese zu entwirren. Während sie vergebens an dem Knoten zerrte, ließ sie den Blick durch das Café schweifen, um nach weiteren Anzeichen von Schäden zu suchen.
    »Hat Pongo irgendetwas kaputtgemacht? Hat er ihren Kaffee verschüttet? Ich bezahle Ihnen selbstverständlich einen neuen. Aber sagen Sie bitte Natalie nichts davon, er hat schon eine Verwarnung bekommen.« Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Als sich Pongo wieder erhob, fegte er mit seinem wedelnden Schwanz unweigerlich den Zuckerstreuer vom Tisch. Er plumpste in Michelles Tasche hinein, wo sich der Zucker großzügig verteilte. Entsetzt schlug sich die Frau die Hand vors Gesicht. Michelle sah, dass sich an ihrer Hand von der Leine eine rote Strieme gebildet hatte und die Frau abgekaute, unlackierte Fingernägel besaß. Auf den Handrücken hatte sie mit Kugelschreiber zur Erinnerung ein paar Worte notiert.
    Mit dem Hund gehen.
    Bügeln.
    Süßigkeiten/Mädchen?
    »Mist.« Die Stimme hinter der Hand klang, als würde die Frau gleich in Tränen ausbrechen. »Es tut mir leid. Pongo trifft keine Schuld, ich bin an allem schuld.«
    Michelle hatte die Frau eigentlich anbrüllen wollen, weil diese ihren Hund offensichtlich nicht im Griff hatte, doch die hängenden Schultern der Frau erinnerten sie plötzlich an ihre eigene umfassende Trauer und Erschöpfung.
    »Schon gut«, erwiderte sie stattdessen. »Nichts passiert. Aber ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    Die Frau ließ die Hand sinken und versuchte zu lächeln, doch das Ergebnis war durchmischt. Sie besaß ein offenes Gesicht und eine helle, zarte Haut. Fast wie eine Grundschullehrerin oder ein Milchmädchen aus einem Kinderbuch, fand Michelle. Schlicht und sehr sanft. Sie schien so gar nicht zu der strengen Disziplin zu passen, die ein Dalmatiner benötigte.
    Allmählich drehten sich immer mehr der Cafébesucher um und starrten die beiden Frauen mit einer gewissen Neugier an, mit der sonst nur ungezogene Hunde und Kleinkinder bedacht wurden.
    »Oh nein, ihre schöne Tasche …!«, jammerte die Frau.
    Michelle schob schnell den Nachbarstuhl zurück und versuchte dabei, den Dalmatiner wegzudrängen, der mittlerweile seinen Kopf auf ihre Marc-Jacobs-Handtasche gebettet hatte.
    »Kommen Sie, setzten Sie sich«, lud sie die Frau ein. »Ihr Hund hat es sich bereits gemütlich gemacht. Kommen Sie erst einmal wieder zu Atem.«
    Dankbar nahm die schlanke Frau auf dem Stuhl Platz und zog eine Grimasse, die mehr beschämt als betrübt wirkte. »Jetzt starren mich alle an, oder?«
    »Ja«, erwiderte Michelle. »Aber das ist schon okay. Vor fünf Minuten haben noch alle mich angestarrt.«
    »Tatsächlich? Welche Peinlichkeit hat sich denn Ihr Hund geleistet?«
    »Keine. Sie haben mich einfach so angestarrt«, erwiderte Michelle unsicher. »Ich bin neu hier. Gerade erst hergezogen. Wahrscheinlich habe ich einen lustigen Akzent.«
    Die Frau lächelte, und mit einem Mal erstrahlte ihr Gesicht von
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