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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Autoren: Lucy Dillon
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innen heraus. »Nein! Das dürfen Sie nicht denken. Wahrscheinlich lag es eher daran, dass Sie keinen Hund dabeihatten. Das hier ist nämlich ein Hundecafé«, fuhr sie fort, als Michelle sie verblüfft ansah. »Für gewöhnlich kommen Hundebesitzer mit ihren Lieblingen her, weil die nirgendwo anders erlaubt sind. Natalie verteilt sogar Leckerlis an die Hunde, die sich gut benehmen.«
    Michelle drehte sich um und fragte sich, warum ihr dies bisher noch nicht aufgefallen war. Unter dem gegenüberliegenden Tisch, an dem sich ein älteres Paar eine Kanne Tee und ein paar Scones teilten, lag ein schwarzer Scottish Terrier, der sich an einen West Highland White Terrier schmiegte. Beide trugen farblich passende, karierte Mäntelchen. Daneben saß eine Familie mit einem rundlichen schokoladenfarbenen Labrador, der sich auf den Füßen der Familienmitglieder ausgebreitet hatte und schlief. Neben der Eingangstür standen Wassernäpfe auf Gummimatten, und die Kekse, die Michelle in großen Gläsern neben der Espressomaschine gesehen hatte, waren auf den zweiten Blick in Wirklichkeit Hundeleckerlis.
    »Na, das nenne ich mal eine echte Marktlücke«, stellte Michelle fest. »Raffiniert. Verdammt raffiniert.«
    Als sie sich wieder umdrehte, hatte sich die Frau beruhigt und lächelte sie warmherzig an.
    »Ich heiße übrigens Anna«, erklärte sie und hielt Michelle über die Speisekarte hinweg die Hand hin. »Und das ist Pongo. Wie in dem Buch Hundertundein Dalmatiner . Na ja, in seinem Fall aber wohl eher wie im Kinofilm. Ich bezweifle, dass seine Besitzer wissen, dass es den Roman zuerst gab.« Anna schien sich sofort über sich zu ärgern. »Entschuldigung, das war gemein. Vergessen Sie lieber, was ich gesagt habe.«
    »Ich bin Michelle. Ich habe gerade den Laden nebenan gekauft.«
    »Ach?« Anna schien ernsthaft interessiert zu sein. »Sie sind Fischhändlerin?«
    »Gott bewahre, nein! Es soll ein Laden für Einrichtungsgegenstände werden. Vielleicht«, fuhr Michelle fort und ergriff die Chance, ein paar Insiderinfos über ihre künftige Kundschaft zu bekommen, »könnten Sie mir ein wenig bei meiner Marktanalyse helfen? Ähm … starrt die Dame dort drüben uns an?«
    Die Brünette, die Michelle an der Theke bedient hatte, näherte sich ihnen mit hochgezogenen Augenbrauen. Sofort fing Pongo wieder an, mit dem Schwanz zu wedeln.
    »Pongos Problem ist einfach, dass er alle liebt. Hallo Natalie!«, begrüßte Anna die Frau. »Tut mir leid mit Pongo. Dieses Mal wird er sich benehmen, das verspreche ich.«
    Natalie seufzte und verschränkte die Arme vor ihrer Rüschenschürze. »Anna, du weißt, wie gern ich Pongo habe. Aber wir sind einfach dazu gezwungen, die Hunde nach drei Verwarnungen an die Luft zu setzen. Und manche Leute würden den Diebstahl von zwei Stück Kuchen während eines einzigen Cafébesuchs definitiv mit zwei Verwarnungen bestrafen.«
    »Aber ich habe seine Leine fest um mein Bein gewickelt. Dieses Mal wird er wirklich lieb sein.«
    »Du kannst gern mit ihm wiederkommen, wenn du ihm beigebracht hast, wie man sich an solch öffentlichen Plätzen benimmt«, fuhr Natalie fort. »Aber sobald er andere Kunden belästigt …« Sie starrte Michelle an.
    »Alles in Ordnung«, erwiderte Michelle, die das Gefühl hatte, irgendwie in der Sache mit drinzuhängen. Sie sehnte sich keineswegs danach, jetzt schon in ihre Wohnung in der Swan’s Row zurückzukehren – und Anna schien Lust zu haben, sich mit ihr zu unterhalten. »Sehen Sie doch, er liegt ganz still und friedlich da.«
    Die drei Frauen sahen zu Pongo hinunter, der unter dem Tisch lag, als könne er kein Wässerchen trüben. Michelle bemerkte eine Sekunde zu spät, dass ihm Karottenkuchenkrümel an der Schnauze klebten. Ihr Teller war leer.
    »Er hilft mir bei meinen Untersuchungen«, fuhr Michelle eilig fort und griff auf ihre zuversichtliche Verkäuferinnenstimme zurück. »Könnte ich vielleicht noch eine Tasse Kaffee bekommen, bitte? Anna? Auch einen Kaffee?«
    Anna zog sich ihre Häkelmütze vom Kopf und nickte, wobei ihr goldfarbene Locken ins gerötete Gesicht fielen. »Ähm, ja. Gerne. Meinen Sie wirklich …?«
    Nachdem Natalie wieder hinter ihre Theke zurückgekehrt war, beugte sie sich über den Tisch. »Das ist sehr nett von Ihnen, aber der Kaffee geht auf mich. Bitte. Nach allem, was Pongo angestellt hat …«
    »Das ist wirklich nicht nötig. Ich könnte jedoch die Hilfe eines Insiders aus dem Ort brauchen – hätten Sie eine Minute für mich?«
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