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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit
Autoren: Aimée Carter
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würde, zu einem düsteren Wesen gemacht, in dem das unschuldige Kind, das er jetzt war, nicht mehr zu erkennen wäre, brachte mich schier um. Wenn ich in meiner Zeit in der Unterwelt eins gelernt hatte, dann dass ein solches Leben unvergleichlich schlimmer wäre als der Frieden des Todes.
    Verzweiflung schlug ihre Klauen in mein Herz, riss mich entzwei und langsam wandte ich mich zu Kronos um.
    Seine Königin. Mein Leben, meine Entscheidung, meine Freiheit für die meines Sohnes.
    „B…bitte“, brachte ich abgehackt heraus. „Ich tue alles, was du willst.“
    Mit kalten Fingern strich er mir über die tränenüberströmte Wange und diesmal wich ich nicht zurück. „Alles?“
    Die Worte waren wie Rasierklingen auf meiner Zunge, doch ich sprach sie trotzdem aus. „Alles“, flüsterte ich. „Rette ihn und – und ich gehöre dir.“
    Kronos beugte sich vor, bis seine Lippen nur noch um Haaresbreite von meinen entfernt waren. „Wie du wünschst, meine Königin.“
    Ich schluckte. Feuer strömte durch meinen Leib und hinterließ eine brennende Hitze anstelle der Schmerzen der Geburt, als Kronos mich heilte. Das war es wert. Henry würde es verstehen, und irgendwie würde ich es schaffen, ihn mit dem Baby zu vereinen.
    Schwindelig vor Hoffnung setzte ich mich auf und berührte meinen flachen Bauch. Irgendwie hatte Kronos meinen Körper exakt so wiederhergestellt, wie er vor der Schwangerschaft gewesen war, und die fehlende Fülle an Bauch und Brüsten brachte mich aus dem Konzept. Warum ließ er mir nicht die Möglichkeit, das Baby zu füttern? Weil er wusste, dass es keine Rolle spielen würde? Doch bevor ich etwas sagen konnte, begann die Welt in ihren Grundfesten zu erzittern.
    „Was …“, setzte ich an und packte die Kanten der Matratze, doch seitlich von mir zog etwas meine Aufmerksamkeit auf sich. Der Himmel vor meinem Fenster war in ein unnatürliches goldenes Licht getaucht und die Insel unter unseren Füßen bebte heftig.
    „Ich werde zurückkehren, meine Liebe, und dann werden wir zusammen sein“, versprach Kronos. Er drückte mir die kalten Lippen auf die Wange und war einen Augenblick später verschwunden, doch es war mir egal.
    In der Ferne sah ich eine schwarze Wolke herangleiten, in der Blitze zuckten. Auch wenn Kronos die Insel nicht verlassen konnte, die Wolke glitt durch die vom Rat erschaffene Barriere, als existierte sie nicht. Obendrauf entdeckte ich die Silhouette eines Mannes. In mir keimte Hoffnung auf, und ich brauchte sein Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, wer die dunkle Gestalt war.
    Henry.

2. KAPITEL
    BLUT UND STEIN
    Neun Monate lang hatte ich von diesem Moment geträumt. In meinen Visionen hatte ich zugesehen, wie Henry seinen Pflichten nachging, ahnungslos über die wahren Geschehnisse, während er darauf wartete, dass ich heimkam. Mit jeder Faser meines Seins hatte ich mir gewünscht, er würde erkennen, dass etwas nicht stimmte, und durch die Türen meines Gefängnisses hereingestürmt kommen. Ich hatte mich so sehr danach gesehnt, dass es schmerzte; so sehr, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte, als diese Insel zu verlassen. Calliope und Kronos und all meine schlimmsten Ängste hinter mir zu lassen.
    Jetzt hatte ich vielleicht endlich die Chance und konnte nicht fort. Was auch immer da draußen auf mich warten mochte – Henry, meine Mutter, eine Familie, ein Krieg, den es zu gewinnen galt –, ich konnte meinen Sohn nicht zurücklassen.
    Henry flog auf den Palast zu und ich suchte den Himmel hinter ihm nach den anderen Ratsmitgliedern ab. Doch da war nichts als dieses unnatürliche Gold. Mir wurde eng um die Brust. Er konnte nicht allein sein. So leichtsinnig war er nicht. Schon in der Unterwelt hatte er nicht die Kraft gehabt, Kronos aufzuhalten, außerhalb seines Reichs schien das völlig unmöglich.
    Wo war meine Mutter? Selbst wenn die anderen kein Interesse daran hatten, mir zu helfen, wäre doch sicher wenigstens sie mitgekommen, um Henry zu schützen. Hatte er darauf bestanden, dass sie es nicht tat? Dass es zu gefährlich war?
    Als er nah genug war, dass ich erkennen konnte, wie zornig er war, traf es mich wie ein Schlag. Er war allein.
    Wir waren allein.
    Ich rechnete damit, dass er die Mauern zertrümmern würde, doch stattdessen flog er über mein Zimmer hinweg zu einem anderen Teil des Palasts, den ich nicht sehen konnte. Als wüsste er nicht, dass ich hier war. Vielleicht wusste er es tatsächlich nicht. Vielleicht versuchte Calliope, ihn
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