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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit
Autoren: Aimée Carter
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und verengte die Augen. „Hab ich dir das noch gar nicht erzählt? Nicholas war so freundlich, seine Zeit und sein Können zur Verfügung zu stellen, um eine Waffe zu schmieden, mit der ich selbst einen Gott töten kann. Sein Timing könnte nicht besser sein.“
    Mir gefror das Blut in den Adern. Nicholas, Avas Ehemann, war zur Wintersonnenwende während einer Schlacht gefangen genommen worden. Bis heute hatte mir gegenüber niemand ein Wort über ihn verloren.
    „Das ist unmöglich“, platzte ich heraus. Nichts außer Kronos konnte einen Unsterblichen töten.
    „Ist das so?“, entgegnete Calliope und lächelte teuflisch. „Würdest du darauf das Leben deines süßen kleinen Lieblings verwetten?“
    Mein Baby. Sie würde mein Baby töten. „Ava?“, brachte ich mühsam hervor. „Sag mir, dass sie lügt.“
    Doch Ava biss sich auf die Unterlippe, als sie ihren Korb am Fußende des Betts abstellte. „Tut mir leid.“
    Das Zimmer begann sich um mich zu drehen. Das war bloß ein weiteres von Calliopes Spielchen. Sie versuchte, mir Angst zu machen, indem sie die Menschen benutzte, die mir am liebsten waren, und diesmal spielte meine angeblich beste Freundin mit.
    Aber was, wenn es kein Spiel war? Calliope hatte geschworen, sie würde mir das nehmen, was ich am meisten liebte, und zu jenem Zeitpunkt hatte ich geglaubt, sie würde Henry und den Rest meiner Familie meinen. Doch sie hatte von dem Baby gesprochen. Sie stand kurz davor, alles zu kriegen, was sie von mir wollte – für sie gab es keinen Grund zu lügen. Und da Ava es nicht fertigbrachte, mich auch nur eine Sekunde anzusehen …
    Mir wurde die Kehle so eng, dass ich kaum noch atmen konnte. „Raus hier.“
    Ava blinzelte. „Aber jemand muss bei dir sein, wenn …“
    „Lieber habe ich Calliope dabei als dich, du verräterisches Miststück“, warf ich ihr unter Schmerzen an den Kopf. „ Raus jetzt.“
    Ihr stiegen Tränen in die Augen und zu meiner Befriedigung floh sie und ließ mich mit Calliope und Kronos allein. Ava hatte es verdient. Sie hatte gewusst, was das alles bedeutete; dass Calliope vorhatte, mein Baby abzuschlachten. Und wenn Calliope Nicholas tatsächlich gezwungen hatte, eine Waffe zu schmieden … wenn Ava den Rat die letzten neun Monate über abgelenkt hatte, um ihm die nötige Zeit zu verschaffen …
    Es war mir egal, wie groß die Gefahr war, in der Nicholas schwebte. Er war Calliopes Sohn, und ganz gleich, wie grausam sie war, ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie ihr eigenes Kind tötete. Doch mein Baby würde sie ohne jegliche Skrupel umbringen, und Ava hatte die ganze Zeit gewusst, was sie plante.
    Selbst wenn es umgekehrt gewesen wäre, wenn es Henry wäre, der gefangen gehalten würde – nie im Leben hätte ich Ava so etwas angetan. Niemals hätte ich sie verraten und zugelassen, dass Calliope ihr Kind umbrachte.
    „Das war nicht besonders nett“, kommentierte Calliope in ihrem für sie so typisch zwitschernden Tonfall und mir drehte sich der Magen um. Sie konnte das Baby nicht töten. Ich würde es nicht zulassen.
    „Ich muss mal pinkeln“, erklärte ich und stemmte mich hoch.
    Calliope wedelte nur vage mit der Hand und beschäftigte sich weiter damit, den Korb auszupacken. Kronos bot mir seine Hand an, doch ich wischte sie fort.
    „Danke, ich glaube, ich schaffe es allein ins Bad.“
    Schon seit August war es für mich keine einfache Aufgabe mehr, das Zimmer zu durchqueren, und mein Leib protestierte mit jedem Schritt, doch ich schaffte es. Gemütlich war mein Gefängnis nicht gerade, auch wenn es keine Betonzelle mit nichts als einer dünnen Matratze und einer abgewrackten Toilette war. Der schlichte Raum hatte ein separates Badezimmer – und befand sich mehrere Stockwerke über der Erde, womit eine Flucht durch das Fenster unmöglich war. Ich mochte unsterblich sein, aber ich hatte keine Ahnung, ob das auch für das Baby galt. Und wenn Calliope tatsächlich eine Waffe hatte, mit der sie einen Gott töten konnte, spielte es sowieso keine Rolle.
    Als ich noch beweglich genug dazu gewesen war, hatte ich mehrfach versucht, zu entkommen, doch ob Kronos, Calliope oder Ava – irgendjemand war immer zur Stelle gewesen, um mich aufzuhalten. Einmal hatte ich es bis zum Strand geschafft, aber ich konnte nicht schwimmen und das wussten sie. Gut möglich, dass der Rat diese Insel zu Kronos’ Gefängnis bestimmt hatte – doch jetzt war es auch meins.
    Ich schloss die Tür hinter mir, ließ mich vorsichtig auf den Rand
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