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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit
Autoren: Aimée Carter
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ich mich hoch und wollte ins Bad gehen, aber meine Beine gaben unter mir nach. Kronos’ kühle Hände waren zur Stelle, um mich zu stützen, doch sobald ich wieder auf dem Bett lag, riss ich mich von ihm los.
    „Dass dein Kind zur Welt kommt.“
    Mir wich sämtliche Luft aus den Lungen und diesmal hatte es nichts mit körperlichen Schmerzen zu tun. Er bluffte. Sie versuchten, mich so sehr zu verängstigen, dass meine Wehen einsetzten, bevor Henry mich fand und rettete oder irgend so etwas. Alles, solange es nicht die Wahrheit war.
    Doch als ich mich zurücklehnte, spürte ich einen nassen Fleck auf der Matratze und das feuchte Nachthemd klebte an der Rückseite meiner Oberschenkel. Irgendwann in der Nacht war meine Fruchtblase geplatzt. Es geschah wirklich.
    Neun Monate des Wartens. Neun Monate der Angst. Neun Monate, in denen die Zeit das Einzige gewesen war, das zwischen Calliope und dem Baby gestanden hatte, das ich in mir trug – und jetzt war sie abgelaufen.
    Ich war nicht bereit dafür, Mutter zu sein. Nicht in einer Million Jahren hätte ich mir vorgestellt, Kinder zu bekommen, bevor ich dreißig war – geschweige denn unter zwanzig. Doch Calliope hatte mir diese Entscheidung abgenommen, und mit jedem verstreichenden Tag wuchs in mir eine Übelkeit erregende Angst, bis sie mich fast erstickte. Calliope würde mir das Baby wegnehmen, und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. In wenigen Stunden schon würde ich mein Kind verlieren – Henrys Kind –, und das an jemanden, der sich nichts sehnlicher wünschte, als mich leiden zu sehen.
    Doch jetzt wusste er es. Jetzt gab es eine Chance. Wenn ich nur so lange durchhalten könnte, bis Henry kam.
    Kronos musste den Ausdruck auf meinem Gesicht gesehen haben, denn wieder lachte er in sich hinein und schüttelte mir ein Kissen auf. „Mach dir keine Sorgen, meine Liebe. Calliope kann dich nicht töten, solange ich es ihr nicht erlaube, und ich versichere dir, ich würde dir niemals wehtun.“
    Doch ich war es nicht, um die ich mir Sorgen machte. „Du wirst mir nicht wehtun, aber du wirst zulassen, dass Calliope es tut“, fauchte ich. „Du wirst zulassen, dass sie mir das Baby wegnimmt, sobald es auf der Welt ist, und ich werde es niemals wiedersehen.“
    Ausdruckslos starrte Kronos mich an. Momente wie dieser riefen mir in Erinnerung, dass er trotz seines menschlichen Erscheinungsbilds alles andere als das war. Er verstand nicht, warum ich das Baby so sehr liebte. Oder warum ich, als ich Calliope gegenüber zu frech geworden war und sie mir ins Gesicht geschlagen hatte, instinktiv meinen Bauch geschützt hatte. Er begriff nicht, wie sehr mich der Gedanke, von meinem Baby getrennt zu sein, quälte, bevor ich ihn oder sie überhaupt zum ersten Mal gesehen hatte.
    Allerdings war Kronos schließlich auch das Monster, das versucht hatte, seine eigenen Kinder zu vernichten. Vermutlich war Mitgefühl ein wenig viel von ihm verlangt.
    „Wenn du das Kind behalten möchtest, musst du es nur sagen“, behauptete er, als wäre es so einfach. Für ihn war es das vielleicht. „Ich werde sicherstellen, dass Calliope dir da nicht in die Quere kommt. Im Gegenzug verlange ich nur, dass du an meiner Seite herrschst.“
    Es war nicht das erste Mal, dass er mir dieses Angebot machte, und es war nicht das erste Mal, dass ich – für einen winzigen Moment – mit dem Gedanken spielte, es anzunehmen. Je näher die Geburt des Babys rückte, desto schwerer fiel es mir, Nein zu sagen.
    Kronos hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass er mich als seine Königin wollte, während er die Herrschaft über die gesamte Welt übernahm und dabei jeden vernichtete, der es wagte, sich ihm in den Weg zu stellen. Ich hatte keine Ahnung, warum – vielleicht weil ich ihm in der Unterwelt ein kleines bisschen Mitgefühl entgegengebracht hatte oder weil ich im ersten Krieg nicht gegen ihn gekämpft hatte –, aber es spielte auch keine Rolle. Ich wäre in Sicherheit vor seiner Zerstörungswut und ebenso das Baby. Henry jedoch wäre der Erste, den Kronos in Stücke riss, und die ganze Welt würde folgen.
    Sosehr ich dieses Baby auch liebte, sosehr ich auch alles dafür getan hätte, um für seine Sicherheit zu sorgen: Ich konnte nicht an Kronos’ Seite stehen, während er die Menschheit auslöschte. Ich konnte nicht untätig zuschauen, während er jeden einzelnen der Menschen – beziehungsweise Götter – tötete, die ich liebte. Und wenn ich mich darauf einließe, würde er mich bis zuletzt am
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