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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit
Autoren: Aimée Carter
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kostete, dafür würde ich sorgen.
    Die Wehen kamen jetzt in so kurzen Abständen, dass ich es kaum aus dem Bad schaffte. Von Calliope bekam ich keine Hilfe – keine Medikamente, keine aufmunternden Worte –, und auch wenn Kronos an meiner Seite blieb, sagte er nichts, während meine Wehen immer dichter aufeinanderfolgten. Sie mussten wissen, dass die anderen im Anmarsch waren. Es gab keinen anderen Grund, das Baby so hastig auf die Welt zu zwingen, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Calliope die Chance aufgäbe, mich so lange wie nur irgend möglich leiden zu lassen, wenn die Lage nicht wirklich ernst wäre.
    Ich weigerte mich zu schreien. Selbst in den letzten Momenten der Geburt, als das Baby mit einem grausamen Reißen durch meinen Leib drängte, biss ich die Zähne zusammen und atmete durch den Schmerz. Seit ich unsterblich geworden war, hatte nichts außer Kronos mir Schmerz zufügen können und offenbar war der Vorgang der Geburt die zweite Ausnahme. Das hier war ein natürlicher Vorgang und die Unsterblichkeit konnte nichts dagegen ausrichten.
    Der Moment, als das Baby meinen Leib verließ, fühlte sich an, als wäre mir das Herz aus der Brust gerissen und läge nun in Calliopes Händen. Sie richtete sich auf, und ich bekam einen Kloß im Hals, als ich das faltige, blutige kleine Kind sah, das sie hielt. „Es ist ein Junge“, sagte sie und lächelte. „Perfekt.“
    Irgendwie, trotz der Worte, die ich ihm zugeflüstert hatte, trotz der Stunden, die ich damit verbracht hatte, seinen Tritten nachzuspüren, trotz der Monate, die ich ihn in mir getragen hatte, war er mir niemals vollkommen real erschienen. Doch jetzt …
    Das war mein Sohn.
    Das war mein Sohn und Calliope würde ihn umbringen.
    Sie brauchte keine Instrumente, um die Nabelschnur zu durchtrennen oder die glitschige, blutige Geburt zu Ende zu bringen; von einem Moment auf den nächsten war alles sauber und das Baby in ein weißes Tuch gehüllt. Als hätte sie das schon tausendmal gemacht, nahm sie ihn in die Arme und stand auf. Ich blieb allein auf dem Bett zurück.
    „Warte“, brachte ich leise hervor. Erschöpft und schweißnass versuchte ich trotz der Schmerzen aufzustehen. „Du kannst ihn nicht – bitte, ich tue alles, tu ihm nur nicht weh.“
    Dünn und hilflos erfüllte sein Weinen den Raum und mir brach das Herz. Jeder Knochen in meinem Leib schrie mich an, aufzustehen, zu ihm zu gehen und ihn vor dem Leben zu retten, das ihn bei Calliope erwartete, doch ich konnte mich nicht rühren. Je verzweifelter ich kämpfte, desto bewegungsunfähiger wurde ich und desto stärker schmerzte mein Körper.
    Die Augen erfüllt von glühender Bösartigkeit, sah sie auf mich herab. Sie genoss das hier. Sonnte sich in meinem Schmerz. „Diese Entscheidung liegt nicht bei dir, liebe Kate.“
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Kronos sich aufrichtete. „Du wirst dem Kind nichts tun“, befahl er und seine Stimme glich einem dunklen Donnergrollen. „Das ist ein Befehl.“
    Einen Moment lang wurden Calliopes Augen eng und mir sprang das Herz bis in die Kehle. Sie würde ihn herausfordern. Würde meinen Sohn benutzen, um ihre Vormacht zu beweisen – dass sie es war, die alles kontrollierte.
    Doch das war sie nicht und das wusste sie auch. Und zum ersten Mal, seit ich von der Existenz des Titanenkönigs wusste, war ich dankbar, dass es ihn gab.
    „Na gut“, erklärte sie leicht genervt, so als würde sie ihn nur gewinnen lassen, weil sie es so wollte. Doch die Wahrheit kannten wir beide. „Ich werde ihn nicht umbringen.“
    Wie eine Droge rauschte Erleichterung durch mich hindurch, spülte die qualvolle Aussicht auf seinen Tod fort, und ich stieß den Atem aus, den ich unbewusst angehalten hatte. Dank Kronos würde er leben. „Darf ich – darf ich meinen Sohn halten? Bitte?“
    „Deinen Sohn?“ Ihre Arme legten sich fester um das Baby, während sie mir ein falsches Lächeln zuwarf. „Da musst du dich irren. Das einzige Kind in diesem Raum ist meins.“
    Ohne ein weiteres Wort schritt sie wie eine Siegerin durch die Tür und ließ mich innerlich leer und vollkommen allein zurück.
    Sie würde ihm nicht das Leben nehmen – das bedeutete, es blieb noch Zeit. Aber wie lange würde es dauern, bevor sie genug davon hatte, Kronos zu gehorchen, und das Baby umbrachte, nur um mich leiden zu sehen?
    Ich musste zu meinem Sohn gelangen, musste ihn retten. Selbst wenn Calliope ihm kein Haar krümmte – der Gedanke, wie er von diesem Monster aufgezogen
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