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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gleichgearteter Mord! Wieder an einem jungen Mädchen! Wieder im Nebel …«
    Er unterbrach sich: »Oder herrschte heute nacht kein Nebel, Wilm?«
    »Doch, der dickste, den man sich vorstellen kann.«
    »Na bitte. Und abermals wirft er die Leiche ins Meer. Wie kam diese denn zum Vorschein? Wieder durch ein Fischernetz?«
    »Nein, diesmal nicht; sie wurde ganz normal angeschwemmt.«
    »Hoffentlich finden wir die Mordstelle.«
    »Hoffentlich.«
    Leerdam blickte, während er in seinen Lodenmantel schlüpfte und den Hut aufsetzte, Schouwen an.
    »Es ist zum Wahnsinnigwerden, Wilm!«
    »Wenigstens hat er den Ring übersehen, das war sein erster Fehler, schätze ich.«
    »Wir fahren sofort zur Fundstelle der Leiche.«
    »Der Wagen steht schon vor der Tür, Chef.«
    Noch während sie die dreißig Kilometer über die Straße zur Küste bei Holwerd rasten, erhielten sie über den Sprechfunk der Polizei die neuesten Ergebnisse der Recherchen der in Leeuwarden zu dieser Zeit schon selbständig arbeitenden Mordkommission übermittelt. Diesen Meldungen zufolge hatte Lissa Tenboldt nicht als vermißt gegolten, da sie ja erst in der vergangenen Nacht nicht nach Hause gekommen war. Ihrer Absenz war keine Bedeutung beigemessen worden, da Lissa sich einen freien Abend erbeten hatte. Es lag also sozusagen ein ganz frischer Mord vor, er mußte in der Nacht verübt worden sein, die gerade zu Ende ging. Die Leiche konnte auch keine größere Strecke im Meer in dieser befristeten Zeit zurückgelegt haben. Es stand demnach fest, daß sie der Mörder nicht in Leeuwarden, sondern bei Holwerd den Wellen überantwortet hatte. Es war also durchaus möglich, daß sich der Kerl, wenn er in Leeuwarden lebte, in diesen Minuten noch auf dem Heimweg befand oder gerade nach Hause gekommen war. Jedenfalls konnten es nur wenige Stunden sein, die den Mörder und Leeuwarden voneinander trennten. Vielleicht stand er hinter einem Busch am Rand der Straße und blickte erheitert dem Polizeifahrzeug nach, das zur Küste rollte. Vielleicht war er einer der harmlosen Bürger, die durch den Nebel zu ihren Arbeitsstätten hasteten. Vielleicht … vielleicht …
    »Vielleicht frühstückt er gerade mit Appetit«, sagte Leerdam zu Schouwen.
    »Den Kopf seines Opfers betrachtend, den er auf den Tisch gelegt hat«, entwarf Schouwen ein entsetzliches Bild.
    »Zuzutrauen wäre dem das«, preßte Leerdam zwischen den Zähnen hervor.
    Der Polizeifunk war verstummt.
    »Wie weit haben wir noch, Wilm?«
    »Wir müssen gleich da sein, Chef.«
    Auf dem Küstenstreifen, wo man die Leiche gefunden hatte, sahen die beiden im Scheinwerferlicht ihres Wagens einige Gestalten stehen, als sie ausstiegen. Näher kommend, gewahrten sie drei uniformierte Polizisten und einige Fischer, die um die Leiche herumgruppiert waren. Man hatte eine Zeltplane über das Mordopfer gelegt, aber unter dem feuchten Segeltuch zeichnete sich der Körper schaurig gut ab. Man konnte erkennen, daß er unmittelbar an den Schultern endete. Der Kopf fehlte.
    Leerdam richtete das Wort an die drei Polizisten gemeinsam.
    »Wie sieht's mit der Spurensicherung aus, meine Herren?«
    Schlecht sah's mit der Spurensicherung aus, von einem einzigen Faktor abgesehen – dem Ring! Aber sonst hatte sich nichts Brauchbares ergeben.
    Leerdam warf einen Blick unter die Plane, die von Schouwen hochgehoben wurde. Das reichte den beiden. Auf einen zweiten Blick verzichteten sie.
    »Wohin mit der Leiche?« fragte einer der Uniformierten den Kommissär.
    »Zur Gerichtsmedizin. Ist die schon verständigt?«
    »Von uns nicht.«
    »Dann macht das mal.«
    Leerdam ging mit Schouwen ein paar Schritte zur Seite.
    »Haben Sie die Adresse von dem Fabrikanten, in dessen Haus die –«, er nickte mit dem Kopf zum Leichnam hin, »– war?«
    »Ja.«
    »Dann los!«
    Die beiden wandten sich ihrem Fahrzeug zu.
    »Oder haben Sie eine andere Idee?« fragte Leerdam.
    »Nein, Chef.«
    Als der Wagen zurück nach Leeuwarden fuhr und die ersten Häuser sowie die noch immer brennenden Laternen erreichte, sahen Leerdam und Schouwen nicht, wie ein dunkelgekleideter Mann sich hinter eine Gartenmauer drückte und den Wagen passieren ließ. Dann trat er wieder auf die Straße. In der Hand trug der Mann eine Aktentasche. Eine schöne neue Tasche aus hellem Rindsleder. Er schien einer der vielen Angestellten zu sein, die, ihren Büros zustrebend, durch den kalten und feuchten Morgen stapften.
    Und im Schwarm der vielen verschwand auch der Unbekannte mit der
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