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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen
Autoren: Timo Parvela
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Ich werde es ihnen klarmachen
    Ich heiße Ella, und ich gehe immer noch in die zweite Klasse. Unsere Klasse ist sehr nett, und unser Lehrer ist auch sehr nett. Oder jedenfalls war er es früher. In letzter Zeit war er nämlich ein bisschen nervös. Wahrscheinlich lag es daran, dass er für das Schulamt einen Bericht über seine Arbeit schreiben sollte.
    »Ein Fragebogen hier, ein Arbeitspapier da – glauben die denn, ich hätte auch noch Zeit, Berichte zu schreiben? Die Antwort lautet: Nein! Ich bin ein erstklassig ausgebildeter Erziehungskünstler, ich brauche meine Zeit für wirklich wichtige, um nicht zu sagen, höhere Aufgaben«, schimpfte der Lehrer.
    Er sprach draußen auf dem Flur mit der Direktorin, und wir hörten alles ganz genau, obwohl die Klassenzimmertür zu war. Wir saßen an unseren Tischen und schrieben einen Aufsatz. Er hieß »Unser Besuch im Zoo«, weil wir neulich im Zoo gewesen waren, und wir sollten schon anfangen, während der Lehrer seine wichtige Zeitung und seine höhere Kaffeetasse aus dem Lehrerzimmer holte.
    »Jetzt beruhige dich doch! Alle Lehrer schreiben so einen Bericht«, versuchte ihn die Direktorin zu beschwichtigen, aber vergebens. Wenn unser Lehrer erst mal in Fahrt ist, beruhigt er sich so schnell nicht wieder. Erst letzte Woche hatten wir das wieder zu spüren bekommen. Nur weil wir wissen wollten, wann die nächste Schulnacht 1 stattfindet, sang er uns zwölfmal hintereinander sein Lieblingslied von dem Pechvogel vor, der Ziegel aufs Dach ziehen will, die ihm dann leider alle auf den Kopf fallen.
    »Was denn noch alles?«, hörten wir ihn weiterschimpfen. »Als Nächstes soll ich dann wahrscheinlich ein Theaterstück über die Elternarbeit an unserer Schule schreiben! Und mit Handpuppen aufführen! Oder wie wär’s, wenn ich den Lehrplan tanze?«
    Wir fanden das eine lustige Idee, aber die Direktorin anscheinend nicht.
    »Ich vermute, dass sie demnächst Schulen schließen wollen.«
    Die Stimme der Direktorin klang ernst und traurig.
    »Alle?«
    Der Lehrer klang auf einmal richtig gut gelaunt.
    »Nein, eine oder zwei. Die Gemeinde kann sich angeblich nicht mehr so viele Schulen leisten, weil andere große Bauvorhaben anstehen. Es heißt, es gäbe sowieso zu viele Schulen bei uns.«
    »Und was genau wollen sie mit dem gesparten Geld bauen? Gefängnisse?«, fragte der Lehrer.
    »Ich weiß es nicht, aber wir müssen alles tun, damit sie unsere Schule verschonen. – Und darum sind jetzt Berichte wie der, gegen den du dich so wehrst, besonders wichtig. Man muss den Herrschaften vom Schulamt klarmachen, wie wichtig unsere Arbeit hier ist.«
    »Verstehe«, sagte der Lehrer, und gleich darauf kam er ins Klassenzimmer. Die Tasse Kaffee in seiner Hand dampfte mit ihm um die Wette.
    Er ging an seinen Platz und knallte die zusammengerollte Zeitung auf den Tisch. Dann nahm er ein Blatt Papier von dem Stapel, von dem er auch die Blätter für unsere Aufsätze ausgeteilt hatte.
    »Ich
werde
es ihnen klarmachen – und wie!«, hörten wir ihn murmeln. Dann knallte er fünfmal seinen schönen Papageienstempel auf das Blatt und fing an zu schreiben.
    Wir fanden es lustig, dass sich der Lehrer schon vorm Schreiben Papageienstempel gab, und sogar gleich fünf. Wir bekommen solche Stempel immer erst zum Schluss, als Belohnung, wenn wir was gut gemacht haben. Ich habe schon vier Stück. Im Gegensatz zum Lehrer macht mir das Schreiben nämlich Spaß. Am tollsten finde ich daran, dass man langweilige Geschichten viel spannender machen kann, als sie in Wirklichkeit waren. Zum Beispiel unser Ausflug neulich in den Zoo: Der war in Wirklichkeit auch ziemlich langweilig. Es hat richtig doll geregnet, und der Lehrer hatte unseren Proviant in der Schule vergessen. Dann steckte Pekka plötzlich zwischen den Gitterstäben des Affenkäfigs fest, und eine Ziege fraß unserem Klassenrambo die Mütze weg, und der Rambo wollte ihr dafür eins mit einer Butterblume überbraten. Hanna und ich wollten einen Löwen fotografieren, aber auf dem Bild war dann nur eine Bachstelze, und Tiina wollte ein Autogramm von einem Esel, der aussah wie ein Mensch, aber der wurde gleich schrecklich sauer und sagte, dass Kinder in Tiergehegen nichts verloren hätten, auch nicht, wenn dort nur die Handwerker was reparierten. Und dann war da noch die Sache mit Timo und Mika. Timo wusste, dass Lamas spucken können, und Mika wollte es nicht glauben, und jetzt droht Mikas Mutter, dass sie alle verklagt: den Zoo, weil ihm
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