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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder
Autoren: Heinz G. Konsalik
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– Rembrandt – geschenkt hat. Und nicht nur den! Man denke nur noch an van Gogh. Der hatte auch nie einen Knopf in der Tasche.
    »Andere Gründe«, erklärte Leerdam, aus dessen Augen der erwähnte Glanz wieder verschwunden war, »sahen Sie nicht, die Ihnen den suspekt erschienen ließen?«
    ›Suspekt‹ hieß zwar auch nichts anderes als ›verdächtig‹, aber diesmal kam kein Widerspruch mehr vom Fabrikanten. Latein schien er nicht gelernt zu haben. Er begnügte sich damit, zu sagen: »Die Haare von dem waren ein Kapitel für sich.«
    »Jedenfalls waren Sie bestrebt, ihm Lissa abspenstig zu machen?«
    »Ja.«
    »Mit Erfolg, wie Sie sagen?«
    »Ja – leider.«
    »Wieso leider?«
    Eemslor kippte noch einmal ein Glas, dann erwiderte er: »Weil darin vielleicht die Ursache dafür zu sehen ist, daß sie noch einen anderen kennengelernt hat.«
    »Einen anderen?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »In allerjüngster Zeit.«
    »Wen?«
    Eemslor hob hilflos die Hände.
    »Das ist es ja … das können wir nicht sagen … meine Frau nicht und ich nicht!«
    »Ich denke, das Mädchen hat sich ihnen immer anvertraut?«
    »Ja, das hat sie auch, aber doch nicht schon jedesmal in der gleichen Stunde. Es kam auf die Gelegenheit an, über eine Sache zu sprechen, je nachdem über welche.«
    »Und diesmal hat es an einer solchen Gelegenheit gefehlt?«
    »Anscheinend ja. Ich war ein paar Tage verreist, geschäftlich; meine Frau hatte andere Pflichten; Lissa und sie begegneten sich kaum. Die beiden sprachen nur wenig miteinander. Übrig blieb aber trotzdem, daß plötzlich Lissas Interesse an einem anderen erwacht war. Der Betreffende muß ganz sicher ein toller Herzensbrecher gewesen sein, sonst wäre das nicht möglich gewesen.«
    »Ein Herzensbrecher?«
    »Ja. Oder ein Ladykiller, wie man heutzutage dazu sagt.«
    Wieder wechselten der Kommissär und sein Assistent einen Blick; letzterer verletzte dabei sein Untergegebenenverhältnis, indem er eine Grimasse schnitt.
    Draußen hörte man den Arzt ins Haus kommen, der von einem dienstbaren Geist zur gnädigen Frau geführt wurde.
    »Da wäre ich gern dabei«, sagte der Fabrikant zu Leerdam. »Sind Sie fertig mit mir?«
    Der Kommissär seufzte, ehe er erwiderte: »Nachdem Sie uns über Lissas letzten Bekannten leider nichts sagen zu können scheinen – ja.«
    »Nicht das geringste!« Eemslor erhob sich, mit ihm die beiden Polizeibeamten. »Trotzdem hoffe ich, daß Sie den Verbrecher sehr bald fassen werden. Unsereiner will ja sehen«, fügte er mit jenem ungenierten Ausdruck, den Staatsbedienstete oft zu ernten haben, hinzu, »wo die Steuern bleiben, die wir zahlen.«
    »Auch so einer«, sagte draußen im Wagen Leerdam zu Schouwen, »der glaubt, uns seinen Zahlungsverkehr mit dem Finanzamt unter die Nase reiben zu müssen. Die habe ich alle sehr, sehr gerne. Dabei handelt es sich bei den meisten sowieso immer nur um den lächerlichen Rest, für den der Steuerberater gar kein Loch mehr finden konnte.«
    Schouwen war mit seinen Gedanken woanders.
    »Chef«, sagte er, »ist denn der Kunstmaler für Sie völlig aus dem Schneider?«
    »Für Sie nicht?«
    »Doch, gefühlsmäßig schon auch. Man schlachtet doch keine Henne – sprich: Lissa –, die einmal goldene Eier legen könnte, als Ehefrau, meine ich. Sicher hatte sie ihm sogar jetzt schon manchen Bissen und manches Glas Bier bezahlt. Aber …«
    »Was aber?«
    »Wir haben halt nicht den geringsten Hinweis auf einen anderen, nicht –«
    »So, und deshalb«, unterbrach der Kommissär bärbeißig seinen Assistenten, der daran allerdings schon längst gewöhnt war, »sähen Sie auf alle Fälle schon mal gerne den Kunstmaler im Loch. Weil uns der geringste Hinweis auf einen anderen fehlt! Weil uns … Menschenskind, wissen Sie denn überhaupt, was Sie reden?«
    »Ja.«
    »Schämen Sie sich nicht?«
    »Nein.«
    »Schouwen!«
    Wenn Kommissär Leerdam sehr entrüstet über seinen Assistenten war, gebrauchte er dessen Familiennamen.
    »Chef, ich dachte auch daran, daß man durch die Verhaftung eines Unschuldigen –«
    »Schouwen!«
    »– den wahren Täter in Sicherheit wiegen kann …«
    »Schouwen.« Das klang schon wieder viel sanfter.
    »… so daß er einen Fehler macht, Chef.«
    Leerdam winkte mit der Hand.
    »Und wo ist der Richter, von dem ich da einen Haftbefehl kriegen würde? Wissen Sie den?«
    »Nein«, seufzte der Assistent.
    »Sehen Sie, Wilm.«
    In den nächsten Tagen geschah alles Erdenkliche, um etwas Licht in diese mysteriösen
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