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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch
Autoren: Léo Malet
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dümmliches Lachen
aus.
    «Wenn Madame Karpell mich hier sehen würde...
Ich schminke mich nämlich erst seit einem halben Jahr, müssen Sie wissen!»
    «Dafür beherrschen Sie bereits eine ausgefeilte
Technik», stellte ich fest.
    Offenbar hatten wir nichts Besseres zu tun, als
dummes Zeug zu quatschen. Kein Grund also, damit aufzuhören!
    Sie zuckte die Achseln. Ihre Gedanken schienen
sich in eine andere Richtung zu bewegen.
    «Ich bin blöd», sagte sie.
    Sie beendete ihre Verhübschung und verstaute die
Schminkutensilien wieder in ihrer Tasche.
    «Ich bin blöd», wiederholte sie. «Ich weiß gar
nicht, warum ich Sie behellige... Hab mir wohl wer weiß was ausgemalt... Na ja,
wenn man Geschäfte macht... große Geschäfte... Ich kenne mich darin nicht
besonders gut aus... Da ist es doch nur normal, wenn man manchmal nervös wird,
nicht wahr?»
    «Geschäfte bringen Arger, das stimmt. Keine
Geschäfte auch. Davon kann ich ein Liedchen singen... übrigens, wer wird denn
nervös?»
    «Mein Patenonkel. Aber, wie gesagt... Ich
glaube, ich habe mich wegen nichts aufgeregt... und wenn Paul nicht gewesen
wäre...»
    Sie verstummte und versank in eine Art
Träumerei.
    «Hören Sie», sagte ich, «ich habe das Gefühl,
daß wir auf der Stelle treten. Wenn wir so weitermachen, sitzen wir noch
übermorgen hier rum. Ich werde Ihnen ein wenig auf die Sprünge helfen. Doch
zunächst... Ich sehe, Sie haben Ihr Glas ausgetrunken. Möchten Sie noch eins?
Ich frage Sie das aus purem Egoismus, denn ich würde mir gern einen Drink
genehmigen, und da ich ungern allein trinke...»
    Ich wartete keine Antwort ab (die übrigens auch
nicht kam), ging hinaus und holte die Flasche Cutty Sark und dazu noch
ein Glas, um den Pegel der Flasche zu senken und meinen zu erhöhen.
    Sie schlürfte ihren Whisky wie eine Erwachsene.
Dann zündete sie sich eine Zigarette an, ich meine Pfeife, und inmitten unserer
vermischten Rauchwolken begann ich, indem ich auf ihre Handtasche zeigte:
    «Sie sollen wissen, daß ich ein wenig darin
herumgeschnüffelt habe. Man ist eben Detektiv, oder man ist es nicht, finden
Sie nicht auch? Gut. Also, was hat es mit dem Revolver auf sich, den Sie mit
sich herumschleppen? Ein Andenken an Ihre Zeit im Internat?»
    «O nein!» erwiderte sie naiv. «Er gehört meinem
Patenonkel... Ich habe ihn mitgenommen, um ihn wegzuwerfen.»
    «Aber dann haben Sie ihn doch nicht weggeworfen...»
Sie gab keine Antwort. Vielleicht hatte sie sich inzwischen gesagt, daß man so
ein Ding immer mal brauchen könne. «Wenn wir schon mal von Ihrem Patenonkel
sprechen», fuhr ich fort, «das ist doch Monsieur Buard, stimmt’s? Albert Buard
von der Banque Métropolitaine Durocher & Cie. ?»
    «Ja.»
    Sie riß ihre großen blauen Augen noch weiter
auf.
    «Sie kennen ihn? Ach ja, er hat Sie bestimmt
angerufen, nicht wahr? Wegen der Sorgen, die er hat...»
    «Aber nein, ganz und gar nicht. Ich habe ihn im
Büro von Monsieur Durocher kennengelernt, der mich mit einer kleinen Sache
betraut hat. Monsieur Buard hatte nichts damit zu tun. Nur daß er mich seinem
Chef empfohlen hat, weil er nämlich von mir gehört hatte, und zwar durch Paul Grillat,
einem jungen Mann, der vor mehr als einem Jahr zwei- oder dreimal für mich
gearbeitet hat. Wir sind dann ins Gespräch gekommen, und er hat mir erzählt,
daß dieser Grillat mit seiner Patentochter so gut wie verlobt sei.»
    «Ja, das stimmt... äh... Sehen Sie, Paul hat mir
oft von Ihnen erzählt...»
    Daran zweifelte ich nicht. Er hatte dem Bankier
schon die Ohren damit vollgequatscht, also würde er das Mädchen, das frisch aus
einem Schweizer Internat kam, nicht verschonen. Mitarbeiter von Nestor Burma!
Um sich wichtig zu machen, gibt es schlechtere Federn, die man sich an den Hut
stecken kann!
    «Vor allem», fuhr sie fort, «als ich ihm
anvertraute, daß ich mir Sorgen um meinen Patenonkel machte... Aber jetzt ist
es Paul, um den ich Angst habe.»
    «Ach ja? Warum denn?»
    «Na ja... äh... Ich glaube, er ist verschwunden...
Ich fürchte das Schlimmste, verstehen Sie? Als wir uns das letzte Mal sahen,
wirkte er nervös...»
    «Hm... In Ihrer Umgebung scheint man schnell
nervös zu werden, wenn ich das richtig sehe. Alle wirken — jedenfalls auf Sie -
nervös. Ihr Patenonkel, Ihr Verlobter...»
    «Nervös ist vielleicht nicht das richtige Wort.
Paul machte den Eindruck, als wäre er dabei, eine... eine Entscheidung zu
treffen.»
    «Und er hat Ihnen nichts Näheres gesagt?»
    «Nein. Aber das stand
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